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Hildebrand

© dpa

Nationalmannschaft: Hildebrand: Löw fehlt Respekt

Er ist der erste Verlierer im Casting für die Nationalelf: Der für die Fußball-EM nicht nominierte Timo Hildebrand hat Bundestrainer Joachim Löw fehlenden Respekt vorgeworfen. Der Torhüter im Dienste von Valencia will aber weiter um die Nummer eins im deutschen Team kämpfen.

"Ich war jahrelang die Nummer zwei, habe mich in den Dienst der Mannschaft gestellt - und werde dann so ausgebootet. Gerade in der Nationalelf, wo stets der Teamgeist beschworen wird", sagte Hildebrand in der "Bild am Sonntag" und beschwerte sich darüber, dass ihn Löw nicht persönlich informiert habe. "Das werte ich als fehlenden Respekt mir gegenüber." Die Nachricht von der Nichtberücksichtigung für den vorläufigen EM-Kader hatte Torwart-Trainer Andreas Köpke per Telefon übermittelt.

Hildebrand sieht für Löws Entscheidung keinen sportlichen Grund und vermutet andere Hintergründe: "Vielleicht steckt noch was anderes dahinter. Was, das weiß ich nicht." Sportlich habe er sich beim FC Valencia weiterentwickelt und trotz aller Querelen in seinem Verein 40 Spiele gemacht. "Andere Torhüter haben kaum gespielt", bemerkte Hildebrand und zog den Vergleich zu Jens Lehmann, der bei Arsenal London lange Zeit nur auf der Bank gesessen hatte. "Als Profi brauchst du Spielpraxis. Ich habe sie, er nicht. Ich bin bei der EM nicht dabei, er steht im Tor. Ich gönne ihm das, war immer loyal. Nur: Für mich zählten stets Leistung, Teamgeist und internationale Erfahrung. Das Kriterium Leistung sollte in der Nationalelf auch beim Thema Torhüter an erster Stelle stehen", so der Torhüter.

"Mit Wut im Bauch zum Training"

Es werde noch eine Weile dauern, bis er die Enttäuschung verarbeitet habe, erklärte der Ex-Stuttgarter. Sein großes Ziel aber will er weiter verfolgen: "Ich glaube weiter an meine Chance, eines Tages die Nummer eins zu werden. Ich gebe garantiert nicht auf. Ich werde jeden Tag mit etwas Wut im Bauch zum Training fahren." Auch eine mögliche Rolle als Nachrücker ins aktuelle EM-Aufgebot würde er ausfüllen. "Sollte der Anruf kommen, würde ich sofort meine Koffer packen und zur Nationalelf reisen. Ohne Frage. Aber ich wünsche keinem eine Verletzung, gehe davon aus, dass ich Urlaub machen werde."

Löw hatte Hildebrand aus dem Trainingscamp auf Mallorca angerufen und ein Gespräch angekündigt. "Nach dem Turnier werden wir uns noch mal zusammensetzen. Timo hat das Recht, eine tiefergehende Begründung zu bekommen und zu hören, wie wir weiter planen Richtung WM 2010", hatte Löw in Palma erklärt. Vielleicht habe er sich zu sehr öffentlich zurückgehalten, meinte Hildebrand und berichtete in "Spiegel online" von einem Gespräch mit Köpke im vergangenen Jahr: "Er sagte, ich solle die Nummer eins mehr unter Druck setzen, mehr Konkurrent sein, mehr angreifen, mehr fordern." In der Nationalmannschaft würden viele Dinge eingefordert: Vor allem soziale Kompetenz, Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Teamgeist. "Aber gleichzeitig muss man wohl auch Lautsprecher in den Medien sein, um den Eindruck zu erwecken, man sei eine wirkliche Nummer eins", sagte Hildebrand. (ck/dpa)

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