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Nationalmannschaft: Klinsmann "enttäuscht und verärgert"

Mit der schwächsten Leistung in der Ära Klinsmann hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der WM-Euphorie im Land einen gehörigen Dämpfer versetzt. Die DFB-Elf verlor in der Slowakei mit 0:2.

Bratislava (03.09.2005, 22:35 Uhr) - Statt der angekündigten Trotzreaktion für das 2:2 in den Niederlanden lieferte das Team am Samstag beim 0:2 (0:2) gegen die Slowakei in Bratislava eine über weite Strecken desolate Vorstellung. Die Entscheidung vor nur 9200 Zuschauern im Stadion Tehelne Pole fiel bereits in der ersten Halbzeit durch zwei Tore des Wolfsburgers Miroslav Karhan (20.- Foulelfmeter/38.). Erst in den zweiten 45 Minuten setzte Bundestrainer Jürgen Klinsmann auf die Trumpfkarte Jugend, die jedoch diesmal nicht stach. Nach der dritten Länderspiel-Niederlage unter Klinsmann steht die DFB-Elf am Mittwoch in Bremen gegen Südafrika bereits gehörig unter Erfolgsdruck.

«Natürlich sind wir enttäuscht und auch verärgert, vor allem über die erste Halbzeit. Nach dem Elfmetertor haben wir uns Fehler erlaubt, die darf man sich nicht erlauben. Aber wir müssen auch mal so eine Niederlage schlucken und weitermachen», sagte Klinsmann. Bernd Schneider bekannte: «Wir wollten heute einiges gutmachen. Das ist uns nicht gelungen. Es ist frustrierend. Wir hätten noch drei Stunden weiterspielen können, wir hätten kein Tor geschossen.»

Eine nicht nachvollziehbare Aufstellung und die ausbleibende Reaktion der Mannschaft machten jede Hoffnung auf Wiedergutmachung für den müden Auftritt in Rotterdam zunichte. Statt wie erwartet den jungen Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger gab Klinsmann in der Startformation arrivierten Akteuren den Vorzug und lag damit daneben. So wurde die Partie überraschend zu einer weiteren Bewährungsprobe für Gerald Asamoah, Schneider und Thomas Hitzlsperger, obwohl das Trio im Training nicht überzeugt hatte.

Mit dem radikalsten Personalwechsel in seiner Amtszeit versuchte der Bundestrainer nach der Halbzeit, das Blatt noch zu wenden. Mit den beiden 19-jährigen Marcell Jansen und Lukas Sinkiewicz als Debütanten Nummer zehn und elf sowie den Publikumslieblingen Podolski und Schweinsteiger agierte das Team zwar nicht mehr so konfus wie zuvor, war von spielerischer Linie aber immer noch weit entfernt. Gegen die nachlassenden Slowaken verhinderte am Ende auch ein wenig Pech den durchaus verdienten Anschlusstreffer.

Eklatante Schwächen zogen sich 45 Minuten lang durch alle Mannschaftsteile, wobei die Defensive oft überhaupt nicht im Bilde war. Im ersten Spiel nach seiner Ernennung zum Abwehrchef durch Klinsmann entpuppte sich Per Mertesacker als Achillesferse der Hintermannschaft. Der lange Hannoveraner sah meist nur die Fersen von Robert Vittek und verursachte mit einem Foul an dem Nürnberger auch den Strafstoß vor dem 1:0. Daneben unterstrich Hitzlsperger mit zahlreichen Stellungsfehlern, dass er auch als Notnagel auf der linken Abwehrseite nicht geeignet ist. Über die Seite des Stuttgarters trugen die Slowaken mit dem überragenden Bundesliga-Trio Marek Mintal, Karhan und Vittek fast alle gefährlichen Angriffe vor.

Aber auch vor der Abwehr lief es nicht nach Wunsch. Fabian Ernst konnte als Vertreter des verletzten Torsten Frings nie für Ordnung sorgen. Während Sebastian Deisler ein paar gute Szenen hatte, bekam Kapitän Michael Ballack trotz seiner kämpferischen Qualitäten im Mittelfeld die Fäden nicht in die Hand. Die deutsche Mannschaft bemühte sich von Beginn an um ein hohes Tempo, fand jedoch nicht zu ihrem gewohnten Kombinationsspiel. So dauerte es bis zur 37. Minute, ehe die Klinsmann-Elf durch einen Kopfball von Miroslav Klose, den Torhüter Kamil Contofalsky glänzend parierte, zur ersten und einzigen Chance vor der Pause kam.

Doch praktisch im Gegenzug wurde die Abwehr durch einen Pass des Nürnbergers Mintal ausgehebelt. Der freistehende Karhan konnte sich beim Torschuss beinahe die Ecke aussuchen. Schon vorher hatte Vittek, beim «Club» nicht gerade als Torjäger bekannt, Mertesacker versetzt und nur knapp die slowakische Führung verfehlt (18.). Zwei Minuten später riss der Abwehrmann seinen Gegenspieler im Strafraum um und verschuldete damit den Strafstoß.

Zwar verlagerte sich das Spielgeschehen nach der Pause immer mehr in die slowakische Hälfte, doch zwingende Spielzüge der DFB-Elf blieben Mangelware. In der 62. Minute erkannte Schiedsrichter Braamhaar aus den Niederlanden das vermeintliche Anschlusstor von Ballack wegen Abseitsstellung von Schweinsteiger nicht an. Eine Viertelstunde vor Schluss vergab der glücklose Klose das 1:2.

Krawalle nach Spiel in Bratislava

Nach dem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die Slowakei kam es nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu Ausschreitungen. Wie DFB-Pressesprecher Harald Stenger am Samstagabend mitteilte, wollten gewaltbereite deutsche Fans bereits vor dem Spielende aus ihrem Block drängen. Slowakische Sicherheitskräfte seien massiv dagegen vorgegangen. Sechs Personen seien verletzt worden, eine davon schwer. Der DFB habe sein Ärzteteam zur medizinischen Versorgung der Verletzten zur Verfügung gestellt.

(Von Oliver Hartmann und Klaus Bergmann, dpa)

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