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Chris Andersen. Nicht nur bekannt für seine zahlreichen Tattoos und seinen Irokesenschnitt.

© Reuters

NBA: Final-Duell der Gegensätze: Miami Heat contra San Antonio Spurs

In den Finals der Basketball-Liga NBA zwischen Miami Heat und San Antonio Spurs treffen ab Donnerstag zwei verschiedene Vereins-Philosophien aufeinander. Die einen kaufen sich ein Team zusammen, die anderen bauen eins auf.

Das NBA-Finale zwischen Titelverteidiger Miami Heat und den San Antonio Spurs wird zum Duell der Gegensätze. Das teure Star-Ensemble vom South Beach mit seinem gereiften Anführer LeBron James trifft auf die systematisch aufgebaute Mannschaft aus Südtexas. Rein sportlich gesehen sind sich beide Teilnehmer der Endspiele, die an diesem Donnerstag (Ortszeit) beginnen, allerdings ziemlich gleich - und daher gibt es keinen klaren Favoriten.

Miamis Dwyane Wade bezeichnet die Spurs als „ein Wahnsinns-Team“, San Antonios Trainer Gregg Popovich sieht es als „große Gelegenheit und Herausforderung, gegen Miami zu spielen, also das beste Team.“ Popovich hat seit 1996 in San Antonio das Sagen, ist so lange bei einem Verein wie kein weiterer Cheftrainer in den vier nordamerikanischen Profiligen und hat die Spurs zu einer NBA-Institution gemacht. „Pop“ ist kein Sprücheklopfer, sondern ein ruhiger, emsiger Arbeiter. Und genauso waren und sind seine Spurs-Teams seit mittlerweile 17 Jahren. Unter Popovich wurde San Antonio 1999, 2003, 2005 und 2007 Meister. Bei allen vier Titeln war Tim Duncan dabei, Popovichs Musterschüler.

Zusammen mit dem Argentinier Manu Ginobili (35 Jahre) und Tony Parker aus Frankreich (31) bildet der 37-jährige Duncan das Toptrio bei den Spurs, die im Vergleich zu den Großen Drei der Heat, LeBron James (28), Chris Bosh (29) und Wade (31) eher als „Old Three“ gelten. Doch das Trio ist eingespielt, erfahren und hat James bereits 2007 besiegt. „Ich bin 20, 40, 50 Mal besser als in den 2007-Finals“, tönt Miamis Superstar zwar. Die Lektion vor sechs Jahren hat er jedoch nicht vergessen. Mit den Cleveland Cavaliers verlor James 0:4. Die Serie war so einseitig, eindeutig und langweilig, dass die TV-Quoten auf ein historisches Tief fielen.

James galt zwar damals schon als King. Doch er spielte ausgerechnet in den Finals eher wie ein Kammerdiener, erzielte im Schnitt 22 Punkte, traf nur rund jeden dritten seiner Würfe und meinte anschließend kleinlaut: „Ich muss zehnmal besser werden.“ Parker erinnert sich, dass James „damals schon unglaubliche Dinge gemacht und Cleveland in die Finals gebracht hatte“. Doch James war Alleinunterhalter und chancenlos gegen abgezockte Spurs. „Mein Cleveland-Team war jung. San Antonio hat einen Vorteil aus unserer Unerfahrenheit gezogen“, sagt er rückblickend.

In Miami hat James seit 2010 Bosh und Wade um sich. Hinzu kommen Routiniers wie die Dreier-Schützen Ray Allen und Shane Battier oder Chris Andersen, der nicht nur für seine zahlreichen Tattoos und seinen Irokesenschnitt bekannt ist, sondern auch für seine konsequente und oftmals kompromisslose Spielweise. „LeBron hat jetzt viel mehr Hilfe, Erfahrung und ist reifer. Das ist also eine ganz andere Geschichte als 2007. Aber wir werden bereit für ihn sein“, betont Parker. Er wurde ebenso wie Duncan und Ginobili von den Spurs gedraftet, aufgebaut und in San Antonio zu dem, der er heute ist. Miami indes hat bis auf Wade seine Stars zusammengekauft.

Dennoch hatte es der Meister im Halbfinale erheblich schwerer. San Antonio zog im Schnelldurchgang mit 4:0 gegen die Memphis Grizzlies in die Finals ein. Die Texaner hatten seitdem zehn Tage Zeit, Wehwehchen auszukurieren, die Akkus aufzuladen und sich auf ihren Finalgegner vorzubereiten. Den Heat indes bleiben zwischen dem 99:76-Heimsieg in Spiel sieben ihrer Halbfinalserie gegen die Indiana Pacers am Montag (Ortszeit) und dem ersten Endspiel gerade mal 70 Stunden.

Als San Antonio 2007 die Finals gewann, holte Duncan James in den Katakomben zu sich und meinte: „Dies wird bald deine Liga sein.“ Als er anschließend hinzufügte, „aber ich weiß es zu schätzen, dass du uns dieses Jahr noch gelassen hast“, brachen beide in lautes Gelächter aus. Sechs Jahre später ist James längst der aktuell beste Basketballer der Welt, einmal NBA-Meister, zweimal Olympiasieger und viermal wertvollster Spieler der regulären Saison geworden. Doch die Alten Drei aus San Antonio hätten nichts dagegen, wenn er ihnen noch einmal, womöglich zum letzten Mal, den Titel überlassen würde. (dpa)

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