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Unvollendet mit Hut: LeBron James ist enttäuscht nach der Finalniederlage mit Cleveland gegen Golden State.

© AFP

NBA-Superstar verliert viertes Finale: Die Tragik des LeBron James

LeBron James spielt die beste Finalserie der NBA-Geschichte, aber verliert mit Cleveland gegen Golden State. Bereits die vierte Finalniederlage für den Superstar, dem droht, der große Unvollendete zu werden.

Der Mensch LeBron James muss einem nicht Leid tun, man muss ihn nicht einmal mögen. Sein Ego ist vermutlich noch größer als sein Basketball-Ruhm. In der NBA-Finalserie hatte James wieder einmal erklärt: „Ich bin der beste Basketballer der Welt.“ Das stimmt wahrscheinlich, aber muss man das so arrogant herausposaunen?

Es hat ihm nichts geholfen. In der Nacht zu Mittwoch haben seine Cleveland Cavaliers die Meisterschaft verpasst. Die Golden State Warriors gewannen 105:97 und ein erneut starker James musste mit ansehen, wie die Kalifornier ihren ersten Titel seit 40 Jahren feierten. In Cleveland. Seiner leidgeprüften Heimat wollte Rückkehrer James endlich die erste Meisterschaft bescheren. Stattdessen verlor er seine ingesamt vierte Finalserie.

James hat in zwölf Profi-Jahren zwar auch zwei Titel mit Miami gewonnen. Dennoch könnte der 30-Jährige mit all seinem Talent als der große Unvollendete in die NBA-Geschichte eingehen. „Es ist egal, ob ich in Miami, Cleveland oder auf dem Mars spiele - du verlierst in den Finals und du bist enttäuscht“, sagte James, obwohl die Fans ihn mit Sprechchören feierten

James ist kein Egoist, aber musste spielen wie einer

Das kann einem vor allem um den Basketballer LeBron James Leid tun, denn den muss man bewundern. Mit 35,8 Punkten, 13,3 Rebounds und 8,8 Assists im Schnitt spielte er die beste Allround-Finalserie der Geschichte. Noch nie war ein Finalist in allen drei Kategorien gesamtführend. Zum wertvollsten Spieler der Endspiele wurde dennoch Andre Iguodala gewählt. Der Warriors-Profi spielte eine überraschend starke Serie, aber schnitt in den drei Statistiken jeweils nur halb so gut ab wie James. Iguodala bekam die Trophäe vor allem, weil er mit guter Verteidigung noch größere Gala-Auftritte von James verhindert hatte. Weil die Warriors-Stars Steph Curry und Klay Thompson eine eher durchschnittliche Serie gespielt hatten. Und als Anerkennung für den selbstlosen Team-Basketball, den Golden State dafür zelebrierte.

So hätte James gerne auch mit den Cavaliers gespielt. Trotz Fabel-Statstiken ist er auf dem Spielfeld kein Egoist wie etwa Kobe Bryant, der jeden Ball für sich reklamiert.  „Es macht mir keinen Spaß, endlos zu dribbeln während das Team mir zusieht“, sagte er nach der Finalniederlage. „Das ist kein Gewinner-Basketball. Aber das musste ich machen, weil uns das Talent ausgegangen ist.“

Seine beiden Co-Stars Kevin Love und Kyrie Irving hatten sich nacheinander in den Play-offs verletzt, Stammkraft Anderson Varejao fehlt seit Monaten. James übernahm ihre Aufgaben mit, spielte praktisch drei Positionen gleichzeitg, Spielmacher, Flügelspieler und Center. Dazu coachte er sein Team auf dem Feld mit.

Und das fast pausenlos, 46 Minuten im Schnitt, bei 48 Minuten regulärer Spielzeit. Seine Wurfquoten litten, auch weil die Warriors sich defensiv auf ihn konzentrieren konnten. Dazu kamen unglückliche Anekdoten wie eine Platzwunde nach einem Sturz gegen eine Kamera oder dass Amerika live sehr intime Einblicke bekam, als er seine Hose zurechtzog. Die Mitspieler in Cleveland waren ihm im Spiel kaum eine Hilfe, wie so oft in seiner Karriere. Das frustriert James.

Ob Cleveland noch einen Titel gewinnt, ist fraglich

„Vielleicht wäre es besser, die Play-offs ganz zu verpassen, als im Finale zu verlieren“, sagte er enttäuscht. Dabei kommen die Verletzten kommende Saison zurück, Cleveland kann noch einmal angreifen. Doch die Cavaliers verteidigten ohne die defensivschwachen Love und Irving sogar besser, ihre Rückkehr wird da auch ein Problem. Und James wird in seinen 30er-Jahren Spiele nicht mehr körperlich so dominieren können wie bisher. Die Warriors werden kaum schwächer werden, andere Mannschaften greifen wieder an und könnten Cleveland den Titel weiter verbauen.

Dabei hat es eine derartige Kombination aus Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit, taktischem Verständnis und Spielwitz wie bei James noch nie zuvor gegeben im Basketball. Mit diesem Talent-Paket wären zwei Meisterschaften am Ende fast zu wenig. Eine Tragik für einen streitbaren Menschen, aber großen Basketballer.

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