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Sport: Neben dem 1:2 gegen den VfB sorgen Indiskretionen und ein Elfmeter in Lautern für Ärger

Franz Wohlfarth gilt als Kerl und einer der wenigen Leute in der Fußball-Bundesliga, die fast immer sagen, was Sache ist. Wenn der österreichische Nationaltorwart nun in der Kurve vor den Fans steht und immer nur "dös is Wahnsinn" stammelt und das Wappen auf seinem Pullover küsst, muss etwas Besonderes beim VfB Stuttgart passiert sein.

Franz Wohlfarth gilt als Kerl und einer der wenigen Leute in der Fußball-Bundesliga, die fast immer sagen, was Sache ist. Wenn der österreichische Nationaltorwart nun in der Kurve vor den Fans steht und immer nur "dös is Wahnsinn" stammelt und das Wappen auf seinem Pullover küsst, muss etwas Besonderes beim VfB Stuttgart passiert sein. Nachdem der 35-Jährige dann aus seiner Trance erwacht und wieder Herr seiner Gefühle war, sagte er: "Es tut mir weh, wenn ich den VfB jetzt verlassen muss."

Nach vier Jahren kehrt Wohlfarth heim nach Wien, und er hält plötzlich sogar einen krönenden Abschluss für die Zeit im Schwabenland möglich. "Platz sechs wäre Klasse", so Wohlfarth, "obwohl ich glaube, dass die Mannschaft noch ein Jahr braucht." Wohlfarth wollte diesen Umbruch nicht mitmachen, obwohl sein Herz, wie man sieht, an Stuttgart hängt. Aber noch mehr lieben Österreicher halt die "Marie", wie das Geld dort heißt, und ein wenig Prinzip ist auch dabei.

Dass der VfB plötzlich wieder am großen Geschäft schnuppert, ist mit dem Interimskapitän zu verdanken, der beim letzten Heimspiel (1:0 gegen Hertha BSC) einen Strafstoß von Preetz gehalten hat und am Sonntagabend in der letzten Spielminute einen Elfmeter von Weltmeister Youri Djorkaeff parierte. Mit dem ersten Sieg seit zehn Jahren auf dem gefürchteten "Betze" ist der VfB Stuttgart den "Roten Teufeln" bis auf einen Zähler nahegekommen, und gehört nun wieder zum Kreis derer, die im nächsten Jahr im internationalen Geschäft mitspielen könnten.

"Mit dem Abstieg haben wir jetzt nichts mehr zu tun", hat VfB-Trainer Ralf Rangnick gesagt. So schnell geht das. Ein Sieg ändert Stimmung und Perspektive. Und damit der positive Trend anhält, empfiehlt der Sportchef seinem Personal öffentliche Zurückhaltung. "Die sollen Fußball spielen und nicht Kommentare zur Vereinspolitik abgeben." Es reicht ja schon, wenn sich die Mandatsträger des Vereins ständig über den Sparkurs und Neuaufbau fetzen.

Was Turbulenzen betrifft, so haben die Pfälzer mit den Schwaben nun sogar die Plätze getauscht. Das Management vom FCK könnte in den nächsten Tagen eine Detektei beschäftigen, um Kabinen und Geschäftsräume zu verwanzen. "Unbegreiflich, was hier lanciert wird", erregte sich Kapitän Sforza, "und gegen wen das alles zielen soll". Laut "Welt am Sonntag" hatten sich am Sonnabend vor einer Woche beim Spiel in München der Schweizer sowie Olaf Marschall einer Anordnung Trainer Rehhagels wiedersetzt. Libero Sforza wollte sich nicht ins Mittelfeld abkommandieren lassen, Ex-Torjäger Marschall hatte keine Lust, Sonderbewacher für den starken Effenberg zu spielen. Sforzas Dementi: "Das stimmt so nicht, es waren nämlich zwei andere Spieler."

Der allgemeine Unmut formuliert sich aber nicht nur im Geheimen. So kritisiert Sforza die selbstmörderische Spielauffassung der Kollegen im Mittelfeld, die meinen, "nur noch offensiv zu denken und ein Spiel in den ersten zehn Minuten entscheiden zu müssen". Disziplin, Geduld und Überfälle von den schnellen Flügelstürmen haben das Plus der Pfälzer Meistermannschaft einst ausgemacht. Gegen den VfB Stuttgart waren schon nach einer Viertelstunde die Angriffskräfte verbraucht. Allein auf die Inspiration Djorkaeffs und die genialen Freistöße Baslers zu hoffen, reichte nur fürs 1:0. Die übrige Spielzeit zeigte der VfB die taktischen und konditionellen Grenzen des 1. FC Kaiserslautern auf.

Da half auch nicht, dass Rehhagel seine Formation ständig rotieren ließ. Der Mann, der bekanntlich im Fußball alles weiß, wusste nicht mehr weiter, und sieht die Schar seiner Kritiker und Gegner wachsen. Diesem Lager muss man wohl auch bald den französischen Champion zurechnen. Rehhagel monierte wild schreiend und gestikulierend, dass sich Djorkaeff den Ball vorm Strafstoß gepackt hatte. "In solch einer Situation braucht man einen Kunstschützen." Womit Basler gemeint war. Das wiederum konnte Djorkaeff überhaupt nicht begreifen. "Wieso hat der Trainer davon nichts zu mir gesagt?"

Martin Hägele

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