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Sport: Neue Ehrlichkeit im America’s Cup

Das deutsche Boot stuft seine Ziele herunter

Berlin - Wie oft hatte er es gesagt: Das Halbfinale beim Louis-Vuitton-Cup – der Mitte April beginnenden Herausfordererserie zum America’s Cup – sei kein hehres, sondern ein realistisches Ziel. „Wir haben gute Segler und ein neues Boot, das recht schnell zu sein scheint“, sagte Jesper Bank. Der dänische Steuermann der ersten deutschen Kampagne in der Geschichte der Superregatta America’s Cup hatte hohe Erwartungen aufgebaut. Zwar steht das Team mit einem 50-Millionen-Euro-Etat für einen Newcomer finanziell gut da; was aber fehlt, sind Erfahrung und Logistik – die wichtigsten Zutaten für eine erfolgreiche Kampagne.

Das musste auch Jesper Bank erfahren. Das „United Internet Team Germany“ belegte in den Vorregatten nur den elften und damit vorletzten Platz vor China. Doch der 49 Jahre alte Olympiasieger ist Optimist. Er verwies immer wieder auf die kleinen Erfolge, auf die verbesserten Manöver und den guten Ablauf im Team. Nur das alte Boot sei halt zu langsam.

Doch als das neue Boot fertig war, begannen die „Strukturprobleme“. Der Mast brach, die Kielfinne hielt nicht. Das Training auf der neuen Germany One musste ausgesetzt werden. In der Mannschaft und im Management verabschiedete man sich im Dezember vom Traumziel Halbfinale. Team-Manager Michael Scheeren sprach nun oft vom Mittelfeld. Eberhard Magg, der Technik-Chef, sagte: „Wir haben Fehler gemacht, nun müssen wir das Beste daraus machen.“

Im persönlichen Gespräch präsentiert sich das deutsche Team, das vom Internet-Riesen „United Internet“ finanziert wird, nun realistischer. Nüchtern, aber sehr ehrlich klang das, was Segler wie Matti Paschen über das neue Ziel sagen: „Platz 8, Platz 9 vielleicht.“ Die Segler wirken ein bisschen erleichtert, dass man ihnen den Druck genommen hat. Bank aber sagt: „Vorne werden BMW Oracle, Neuseeland und Prada segeln. Ganz hinten liegt China. Und dazwischen ist relativ wenig klar.“ Die Hoffnung will er noch nicht aufgegeben. „Wir sind vielleicht ein bisschen lockerer, aber ich bin hier, um zu gewinnen“, sagt er, „allein, dass wir hier sind, ist schon ein Erfolg.“

Deutschland hatte es trotz seiner vielen Erfolge im Segelsport in 156 Jahren kein Mal geschafft, ein eigenes Cup-Team aufzubauen. Vielleicht ist nun eine gute Zeit, sich daran zu erinnern, wie groß der Jubel war, als sich die Deutschen im April 2004 quasi im letzten Moment in Valencia anmeldeten, und wie schnell man die alte GER 72 optimiert hatte und mit ihr im Wasser war. Für die erste Kampagne hat man mit Bank als Spitzen-Steuermann vielleicht den besten Helfer gefunden. Er sehe die Kampagne mittlerweile auch als „sein Baby“ und es würde ihn sehr enttäuschen, wenn man ihn nicht mehr berücksichtigte – bei den Planungen für den nächsten 33. Cup. Um nichts anderes geht es heute schon.

Ingo Petz

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