zum Hauptinhalt

Sport: Neues Feuer

Der Tabellenletzte Mainz entdeckt vor dem Rückrundenstart die Zuversicht

Es waren Gesten voller Pathos, die sich am gestrigen Nachmittag im Mainzer Bruchwegstadion abspielten. „So oft ist das Mainzer Emblem noch nie geküsst worden“, sagte Trainer Jürgen Klopp und schmunzelte. Sein Ziehkind Mohamed Zidan ist endlich wieder zurück, und gestenreich schmatzte der eigenwillige Angreifer ägyptischer Herkunft immer wieder vor und nach dem 1:1 im finalen Testspiel gegen Wacker Tirol sein rot-weißes Jersey. Aktionen, die dieser Tage gut ankommen beim Tabellenletzten der Bundesliga.

Zidan und Leon Andreasen befeuern die Zuversicht der Rheinhessen, doch noch den Klassenerhalt zu schaffen. Wie wichtig die beiden in der Winterpause von Werder Bremen transferierten Profis sein könnten, zeigte sich bei der Generalprobe für das in einer Woche anstehende Abstiegs-Duell beim VfL Bochum deutlich: Dem Dänen glückte eine Direktabnahme aus spitzem Winkel zum 1:1, es war ein Traumtor; der flinke Ägypter deutete mehrfach seine spielerische Klasse an. „Leon hat uns mit seinen kämpferischen Element geholfen, Mohamed hat sich gut integriert und toll bewegt“, lobte Klopp.

Dem Fußballlehrer hat die Winterpause mitsamt dem Trainingslager im spanischen Costa Ballena überaus gut getan. Optimismus, Zuversicht, Kampfeslust sind zurückgekehrt und das vor allem in einer glaubhaft vertretbaren Dosis. „Ich habe viel Positives gesehen“, sagte Klopp, „aber wir haben noch das ein oder andere Problemchen.“ Zum Beispiel gegen biedere Österreicher mehr Möglichkeiten herauszuspielen oder zu verwerten. 5000 Zuschauer im Stadion am Bruchweg klatschten bei frühlingshaften Temperaturen trotzdem artig Applaus. Schließlich eint ganz Mainz der Slogan „Mission possible 15“: Auf weißen Transparenten ist die Zahl 15 gemalt, auf roten Jacken eine Rakete abgebildet, die in einer futuristischen Tabelle von Rang 18 auf Platz 15 fliegt.

Es ist ja auch sonst noch was passiert in Mainz: Neben dem Vielredner Klopp sind plötzlich zwei Mentaltrainer im Einsatz, zum ersten Male hat der Bundesligist mit dem kleinsten Etat mehr als zwei Millionen Euro für einen Profi ausgegeben. Und holte Zidan. „Wir alle mussten uns in der Winterpause den Hintern aufreißen“, sagt Präsident Harald Strutz.

Sechs Punkte Rückstand zu Energie Cottbus haben die Mainzer. Egal. „Zwei schnelle Siege“, sagt Zidan, „und wir sind dran. Wir wollen alle nicht in der zweiten Liga spielen.“ Sein Freund Andreasen ergänzt: „Wir sind alle heiß auf diese Aufgabe.“ Sätze, die bestens zur Aufbruchstimmung passen, die von allen Beteiligten am Bruchweg propagiert wird.

Einen Dämpfer gibt es dennoch. Es ist unklar, ob auch der fest eingeplante Zugang Elkin Soto, 26-jähriger Nationalspieler aus Kolumbien, bei der Mission helfen kann. Soto absolvierte das Trainingslager und alle Testspiele, plötzlich aber fehlt die Spielberechtigung, weil sein Ex-Klub Once Caldas Manizales auf eine vertragsähnliche Absichtserklärung pocht, die den Spieler bis 4. Januar 2008 an den kolumbianischen Klub binden würde. Mainz war davon ausgegangen, Soto sei ablösefrei. Der Fall liegt nun bei der Fifa zur Klärung, dies aber könnte zu lange dauern. Manager Christian Heidel stellt sich auf nächtelange Telefonate nach Südamerika ein. Und hat überdies bereits eine sechsstellige Summe geboten, um den Fall bis zum Bundesliga-Start zu klären. Nur auf Zidan und Andreasen zu setzen, könnte nämlich an sportlicher Erneuerung zu wenig sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false