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Sport: Neues Konzept für Jugendspiele Das IOC reagiert auf Kritik an seinen Plänen

Berlin - Sie sollen dem Sport beim Überleben helfen, so hat es sich Jacques Rogge ausgedacht. Die Olympischen Jugendspiele sind das Vermächtnis des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Berlin - Sie sollen dem Sport beim Überleben helfen, so hat es sich Jacques Rogge ausgedacht. Die Olympischen Jugendspiele sind das Vermächtnis des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Mit ihnen will er Jugendliche für die olympischen Ideale begeistern oder zumindest für das, was von ihnen übrig geblieben ist. Doch das Rettungsprogramm muss erst selbst noch gerettet werden. Denn seitdem das IOC im Juli die Jugendspiele beschlossen hat, kam vor allem aus Deutschland Kritik: Jugendliche würden noch gnadenloser trainieren und vielleicht auch früher anfangen zu dopen, um Jugendolympiasieger zu werden.

Heute oder in den nächsten Tagen will Rogge verkünden, ob die ersten Jugendspiele in Moskau oder Singapur stattfinden. Was 2010 dort zu erleben sein wird, steht jedoch immer noch nicht fest. Am Anfang drohten Olympische Spiele im Kleinen. „Damit fördern wir ein verfrühtes Hochleistungstraining in ganz jungen Jahren mit all seinen Belastungen“, erklärte Rainer Brechtken, der Präsident des Deutschen Turner-Bundes. Der international engagierte Sportfunktionär und Sportsoziologe Helmut Digel forderte einen kompletten Verzicht auf die Jugendspiele.

Aus Deutschland kommen jedoch nicht nur die Gegner des Konzepts, sondern auch die Gestalter der Jugendspiele. Klaus Schormann, Präsident des Welt-Verbandes für Modernen Fünfkampf, koordiniert das Programm für das IOC, unterstützt von Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes. „Erziehung beginnt im Kindesalter, und für die olympische Erziehung haben wir eine Menge Ideen“, sagt Schormann. Kritik an den Jugendspielen hat er nur in Deutschland wahrgenommen, zuletzt selbst aber auch hier nicht mehr.

Das stimmt so nicht ganz. Der Deutsche Turner-Bund hat seine Meinung zu den Jugendspielen verändert, weil sich das Konzept verändert hat. „Es ist keine Kopie einer WM mehr“, sagt Verbandspräsident Brechtken. Die Zahl der Athleten ist begrenzt worden, und es wird auch keine aufwändigen Vorausscheidungen geben. Insgesamt sollen 3500 Athleten in 26 olympischen Sportarten ihre Sieger ermitteln. Nationalhymnen und Nationalflaggen soll es nicht geben. Wer gewinnt, soll sich auch nicht Olympiasieger nennen dürfen.

Helmut Digel reicht das nicht. Gerade an Rogges wichtigstem Ziel, der Erziehung zu Fairness und Verzicht auf Gewalt und Doping, zweifelt er. „Erziehung findet nicht bei großen Events statt“, sagt Digel. Immerhin hat er sich von Rogge inzwischen in die Arbeitsgruppe einladen lassen, die das Programm der Jugendspiele vorbereitet, und sagt nun: „Selbst wenn Großereignisse nicht zur Erziehung da sind, können sie prägend sein.“ Für die Jugendspiele hat er jedenfalls schon einige Vorschläge gemacht: gemischte Staffeln in der Leichtathletik mit Mädchen und Jungen, andere Strecken, neue Wettbewerbe, Doppelkonkurrenzen mit Teilnehmern aus unterschiedlichen Ländern. Vor allem sollten die Jugendlichen in die Planung der Spiele einbezogen werden, fordert Digel: „Die Leute, die diese Spiele planen, sind von der Lebenswelt der Jugendlichen weit entfernt.“

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