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Sport: Nicht schön, aber besonders

Mit einer defensiven Ausrichtung unter dem neuen Coach Brückner gewinnt Österreich in der WM-Qualifikation gegen Frankreich 3:1

Dass die Fußball-Europameisterschaft für Österreich, den einen der zwei Gastgeber, noch ein Nachspiel haben würde, wurde in den zurückliegenden zwei Wochen sehr deutlich. Seit offiziell vermeldet wurde, dass das erste WM-Qualifikationsspiel für Südafrika 2010 gegen Frankreich ausverkauft sein würde. Tatsächlich saßen dann 48 000 Österreicher im Praterstadion, um ihre Mannschaft spielen zu sehen. Derart viel Zustimmung hatte das Team in den mageren Jahren vor der Europameisterschaft, die im Juni in Österreich und der Schweiz ausgetragen wurde, nie.

Die meisten Fans waren dann auch noch in rot-weiß-roten Teamtrikots gekleidet. Viele von ihnen hatten außerdem die „Wir sind Cordoba“-Shirts an, die sich bei der EM-Vorrundenpartie gegen Deutschland als Kassenschlager entpuppt hatten. Dass dann unter jedem der 48 000 Sitze im Stadion auch noch kleine „Österreich am Ball“-Flaggen, die anlässlich der EM präsentiert worden waren, lagen, machte das Spiel gegen den Vizeweltmeister vollends zur Hommage an das vergangenen sportliche Großereignis. Was freilich überhaupt nicht ins Konzept passte, war das Spiel selbst. Denn die Mannschaft tat etwas, was sie bei der EM nie zustande brachte – sie gewann.

Das vollkommen überraschende 3:1 gegen Frankreich ist als etwas ganz Besonderes zu bewerten, es war nämlich der erste Sieg gegen eine große Fußballnation seit jedem Spiel 1978 in Cordoba gegen Deutschland. Aber es war nicht nur wegen des Ergebnisses ein besonderes Match: Die Mannschaft, die nur auf drei Positionen gegenüber der EM-Stammformation verändert worden war, spielte gar nicht wirklich groß auf. Doch ganz offensichtlich hatte der neue Teamchef Karel Brückner den Österreichern nun erstmals ein taktisches Konzept mitgegeben, das zu ihrer Spielstärke passt. Die Mannschaft war deutlich defensiver eingestellt als noch bei der EM. Vor der Viererabwehrkette standen zwei defensive Mittelfeldspieler. Irgendwo in dieser dichten Abwehr liefen sich die Franzosen, die mit allen Stars von Henry bis Anelka angetreten waren, ein ums andere Mal fest.

Während die Österreicher bei der EM versucht hatten, ihre Gegner niederzurennen aber dabei nie wirkliche Torchancen herausspielten, verlegten sie sich diesmal auf Standardsituationen. Zwei Tore vielen nach genau einstudierten Freistoßvarianten, der dritte Treffer entsprang einem Elfmeter. Im Vergleich zur EM war das Spiel der Österreicher nicht gerade schön – aber eben ungeheuer effektiv. Diesen Stil möchte man nun konservieren. Zumindest bis zum 15. Oktober, dann trifft Österreich in der WM-Qualifikation zu Hause auf Serbien.

Markus Huber[Wien]

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