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Sport: Nimm dir Zeit

Was passieren muss, damit die Bayern und Roy Makaay auch auf dem Platz zueinander finden

München. Als Sebastian Deisler nach dem Spiel aus der Kabine trat, wirkte er, als habe er eine große Packung Glückskekse geleert. Beschwingt referierte er über sein Spiel und das 2:0 über den VfL Bochum. Deisler hatte stark gespielt, ein tolles Tor geschossen, deutlicher noch als zuvor seinen lang ersehnten Durchbruch beim FC Bayern angekündigt, sein Zustand großer Zufriedenheit war also vollkommen berechtigt – doch es schien, als trübe das Glück des Augenblicks seine Einschätzung des neuen Mannschaftskameraden: „Roy Makaay hat meiner Meinung nach ein sehr gutes Spiel gemacht.“

Diese Ansicht hatte Deisler exklusiv: Tatsächlich hatte Makaay, der teuerste Einkauf der Münchner Vereinsgeschichte, ein allenfalls mäßiges Pflichtspieldebüt gegeben, da waren sich die Beteiligten einig. „Man hat gesehen, dass die da vorne sich noch nicht so recht gefunden haben“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Trainer Ottmar Hitzfeld forderte angesichts von nur zehn Ballkontakten des Neuen in 76 Minuten: „Die Mannschaft muss sich mehr auf sein Spiel einstellen.“ Makaay selbst sagte: „Wir brauchen noch Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen.“

Was aber muss in dieser Zeit passieren, damit Makaay Teil der Mannschaft wird? Erst einmal muss der Mittelstürmer seine körperlichen Defizite ausgleichen. Gegen Bochum absolvierte Makaay nach dem Test in Nürnberg seinen zweiten Einsatz innerhalb von fünf Tagen nach zuvor zehn Wochen spielfreier Zeit. „Für mich war das heute die Grenze“, sagte Makaay und taxierte seinen derzeitigen Leistungsstand auf „70 Prozent“. Sehr wichtig sei daher der kommende Monat, in dem er einiges aufholen kann: Nach dem Spiel beim Hamburger SV am kommenden Sonntag ruht der Ligabetrieb drei Wochen lang. Eine Auszeit in Hamburg ist nicht vorgesehen. „Auf der Bank ist noch keiner besser geworden“, sagte Rummenigge.

Doch selbst wenn der Neue bei voller leiblicher Belastungsfähigkeit angelangt ist, muss sich einiges verändern im Münchner Spiel, damit er den von Manager Uli Hoeneß betont unkompliziert formulierten Auftrag („Tore, Tore, Tore“) erfüllen kann. „Roy ist ein anderer Spielertyp, da müssen wir einiges einstudieren“, sagt Hitzfeld. „Er läuft sich schnell frei, da müssen wir noch zügiger aus dem Mittelfeld auf ihn in die Spitze spielen.“ Am Sonnabend stand er meist mit seinen Gegenspielern in vorderster Linie und erhielt keine Anspiele. Vier Mal lief er ins Abseits. „Ich habe ein paar Mal zu lange gewartet oder war einen Schritt zu schnell“, sagte Makaay. Als Mann vom Fach riet Rummenigge dem Stürmer, sich „zehn, fünfzehn Meter“ weiter zurückfallen zu lassen, dann könne er „seine Stärken, die Schnelligkeit und Laufbereitschaft, viel besser ausspielen“.

Als Kritik wollte der Vorstandschef den Vorschlag nicht gewertet wissen. „Da wird man noch viel Geduld haben müssen, bis alles funktioniert. Aber das wird sicher noch kommen. Diese Zeit werden wir ihm geben.“ Dinge von großer spielerischer Schönheit wird Makaay dabei wohl auch künftig nicht schaffen. Seine Verpflichtung tätigten die Bayernchefs nicht, um den ästhetischen Faktor der Mannschaft zu erhöhen; derlei Investitionen bestimmten – siehe Ballack, Deisler und Ze Roberto - im Vorjahr die Einkaufspolitik. Mit Makaay hoffen die Münchner endlich auch Effizienz und Durchschlagskraft akquiriert zu haben.

Mit dem Steilpass auf Jens Jeremies, der das 1:0 gegen Bochum einleitete, deutete Makaay diese Fertigkeit an und zeigte den Bayern-Fans immerhin ein klein wenig von dem, was ihn so wertvoll machen soll für den Rekordmeister. Hätte Makaay kurz vor seiner Auswechslung noch die große Chance zum 3:0 genutzt, dann hätte ohnehin jeder von einem „Super-Einstand“ gesprochen, vermutete Hitzfeld. Dann hätte wohl auch niemand Sebastian Deisler widersprochen.

Daniel Pontzen

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