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Sport: Noch keine Klasse für sich

Roger Federer sucht in Paris seine Form.

Selbst Roger Federer werden die Zahlen allmählich zu viel. Schier unzählige Rekorde hat der 30 Jahre alte Schweizer bereits gebrochen, wieder und wieder neue Bestmarken aufgestellt. Bei den French Open kamen nun die nächsten bedeutungsschweren Zahlen hinzu. Federer gewann im Achtelfinale gegen David Goffin das 236. Match in seinem 52. Grand-Slam-Turnier, bereits in der zweiten Runde hatte er den bisherigen Rekord von Jimmy Connors (233) überflügelt. Zudem erreichte Federer das 36. Viertelfinale bei einem der vier wichtigsten Turniere und zog mit Andre Agassi gleich. Häufiger war nur noch Connors in die Runde der letzten Acht vorgedrungen (41). Doch Federer schaffte es sogar zum 32. Mal in Folge ins Viertelfinale, das hatte vor ihm noch niemand geschafft.

„Jemand muss mir diese Liste mal aufschreiben“, sagte der Schweizer amüsiert, „ich kann mir das nicht alles merken. Aber ich nehme alles, was mir momentan Selbstvertrauen gibt.“ Federer war am Sonntagabend im Gespräch mit den Medien eloquent und zu süffisanten Bemerkungen aufgelegt, wie er es oft in frühen Phasen bei wichtigen Turnieren ist und es gut für ihn läuft. Dieses Mal aber mischte sich in seine ausgelassene Stimmung vor allem eines: Erleichterung. „Ich bin so froh, dass ich noch im Turnier bin und in den nächsten Tagen eine weitere Chance bekomme“, sagte Federer. Denn die leichte Sorge in seiner Stimme ist auf eine Zahl gegründet, die so gar nicht in die Riege seiner Meilensteine passen will. Es ist die hohe Anzahl der unerzwungenen Fehler, die auch bei einem so begnadeten Spieler wie Federer ein Indikator für seine Form ist.

Nicht viel hatte gegen den Belgier Goffin gefehlt, und Federer wäre in eine wirklich bedrohliche Lage geraten. Den ersten Satz hatte er trotz seiner erdrückenden Favoritenstellung gegen die Nummer 109 der Welt verloren. Und der schmächtige Goffin spielte danach weiterhin frech auf, während Federer, wie in den Runden zuvor, seltsam uninspiriert und unkonzentriert wirkte, am Ende setzte sich der Schweizer aber mit 5:7, 7:5, 6:2, 6:4 durch. Unterm Strich ist nichts Dramatisches passiert, doch Federer gab in vier Matches schon drei Sätze ab und das, obwohl ihm die Auslosung mit Tobias Kamke, Adrian Ungur, Nicolas Mahut und Goffin sehr wohlgesonnen war. Erste kritische Stimmen bemängeln bei Federer in Paris die letzte Motivation und unterstellen, er wolle sich für seine vermeintlichen Saisonhöhepunkte in Wimbledon und bei den Olympischen Spielen in London schonen und keine Verletzung riskieren.

Falls es nicht bereits eine Verletzung ist, die Federers Stärke auf der roten Asche hemmt. Bei den Vorbereitungsturnieren in Madrid und Rom deutete er ein körperliches Handicap an, ohne darüber näher Auskunft geben zu wollen. Es soll sich um Probleme an der Hüfte handeln. „Es geht mir gut, keine Panik“, wiegelte Federer jedoch entschieden ab. Vielmehr läge es an den langsamen Bedingungen, die sich durch das inzwischen kühle Pariser Wetter noch verschlechtert hätten. „Ich kann nicht glauben, dass ich das nach der vierten Runde sage, aber ich habe immer noch Anpassungsschwierigkeiten“, meinte Federer. Dabei ist er bei der schnellen Eingewöhnung auf jegliche Gegebenheiten sonst eine Klasse für sich. Im Viertelfinale gegen Juan Martin del Potro dürfte Federer merken, wo er wirklich steht.

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