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Überflieger. Robert Hartings Hürdenlauf nach seinem Olympia-Gold 2012. Foto: dpa

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Sport: Normen als Bestwerte

Leichtathleten kämpfen um WM-Qualifikation.

Ulm - Angenommen, Diskuswerfer Robert Harting würde im August tatsächlich zum dritten Mal hintereinander den WM-Titel gewinnen. Gut möglich, dass der Berliner seinen Triumph dann wie schon bei den Olympischen Spielen 2012 in London mit einem beherzten Spurt durch den Hürdenwald zelebriert. Anders als vor einem Jahr könnte es diesmal allerdings passieren, dass Harting bei den Weltmeisterschaften in Moskau dann der einzige deutsche Hürdensprinter sein wird. Zumindest bei den Männern.

Drei Wochen vor dem Ende des Qualifikationszeitraums hat über 110 Meter Hürden noch kein Deutscher die Norm für die WM im August erfüllt. Überhaupt haben die einheimischen Sprinter und Läufer noch Steigerungspotenzial: Auf den Strecken von 100 Meter bis zum Marathon haben vor den Deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende in Ulm erst sieben Sportler die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) geforderten Richtwerte unterboten – wobei eine von ihnen, Marathonläuferin Irina Mikitenko, in Moskau definitiv nicht an den Start gehen wird. Zum Vergleich: Bei den Olympischen Spielen in London waren im vergangenen Jahr 18 deutsche Sprinter und Läufer am Start.

DLV-Cheftrainer Cheick-Idriss Gonschinska verweist auf den besonderen Charakter dieser Saison. „2013 ist das erste Jahr des neuen Olympiazyklus’. Wir betrachten es bewusst als ein Übergangsjahr für unsere Spitzenathleten, in dem sie mehr Raum bekommen, um beispielsweise ihre Karriere neben dem Sport voranzutreiben“, sagt er. Zudem seien die Normanforderungen des Weltverbandes IAAF sehr hoch, so Gonschinska weiter. „Das sind teilweise Leistungen, mit denen man sich in der ewigen deutschen Bestenliste unter den besten Zehn platziert“, sagt er und nennt als besonders extremes Beispiel die 10 000 Meter der Männer, wo erst vier Deutsche jemals schneller gelaufen sind als die für eine WM-Teilnahme geforderten 27:40,00 Minuten. „Solche Leistungen sind nur durch außergewöhnliche Athleten und unter idealen Bedingungen zu schaffen“, sagt er. Genau die habe es aber in diesem Sommer nicht allzu oft gegeben. Das feuchte und stürmische Wetter vereitelte so manchen Normversuch. Einige Leichtathletik-Meetings fielen nicht nur sprichwörtlich ins Wasser.

Die DLV-Normen für die Weltmeisterschaften sind deshalb so hoch, weil sie sich an der erweiterten Finalzugangschance und an denen des Weltverbandes orientieren. „Wir können die IAAF-Normen nicht beeinflussen“, betont Gonschinska. In einigen Disziplinen, beispielsweise über 100 Meter und 110 Meter Hürden der Männer, sind die geforderten Leistungen gegenüber den Olympischen Spielen sogar weiter angehoben worden.

Cheick-Idriss Gonschinska sieht die deutsche Leichtathletik insgesamt trotzdem auf einem guten Weg. Derzeit stünden 16 Athleten unter den Top 6 der Weltjahresbestenliste, „das ist eine gute Ausgangsposition“. Vor allem die Werfer um Robert Harting, Hammerwerferin Betty Heidler und Speerwerferin Christina Obergföll stehen im internationalen Vergleich gut da. Gleiches gilt für die Mehrkämpfer und für die Stabhochspringer.

Der Cheftrainer glaubt aber, dass die Sprinter und Hürdenläufer im Donaustadion zulegen werden. Schwieriger wird es auf den Mittelstrecken, die bei Meisterschaften oft taktisch geprägt sind. Gonschinska lässt aber durchblicken, dass der ein oder andere Läufer auch ohne Erfüllung der Norm nach Moskau mitgenommen werden könnte.

Kaum noch Hoffnungen auf einen WM-Einsatz hat hingegen Ariane Friedrich. Die Hochspringerin musste ihren Start in Ulm aufgrund einer Knieverletzung absagen.Konstantin Jochens

Konstantin Jochens

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