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Sport: Nowitzkis Nachfolger

Die weltbesten Jugend-Basketballteams treffen sich in Mannheim – auch der NBA-Star war einst dabei

Wie ein Star sieht noch niemand aus. Akne-geplagte Neuseeländer treffen in dieser Woche in Mannheim auf milchgesichtige Türken, Spanier mit Babyspeck messen sich mit Franzosen mit dünnen Ärmchen. Aber Basketball spielen – das können sie alle. Seit 1958 trifft sich die Weltelite der U18-Nationalteams alle zwei Jahre in Mannheim zum Albert-Schweitzer-Turnier. Magic Johnson war 1977 bei der inoffiziellen Jugend-WM dabei, später auch Toni Kukoc und Tim Duncan. Dirk Nowitzki sowieso. Dutzende Scouts sind angereist, um nach Talenten zu spähen. Real Madrid hat Augen in der Halle, genauso wie die NBA-Teams Detroit Pistons und Golden State Warriors. Aber das Turnier ist mehr als eine Talentbörse.

Darauf legt Ingo Weiss großen Wert, der Präsident des Deutschen Basketball Bunds (DBB). Gemeinsam mit der Stadt und der US-Armee, die noch einen großen Stützpunkt in Mannheim unterhält, organisiert der DBB das Turnier. „Etwas besonderes“ sei das Turnier, sagt Weiss. 1981 war die UdSSR in Mannheim zu Gast, mitten im Kalten Krieg wurde die Hammer-und-Sichel-Flagge in der Sporthalle der Army aufgezogen. Im Jahr 2000 gewann Serbien, nur wenige Monate nachdem amerikanische Flugzeuge Belgrad bombardiert hatten. „Den Pokal bekamen die Serben von einem US-General überreicht“, erinnert sich Weiss. Für kurze Zeit war der Krieg vergessen. Bis zum 11. September waren alle Teams in einer Kaserne auf der Militärbasis untergebracht, aus Sicherheitsgründen geht das nicht mehr. Die Zuschauer – an sieben Turniertagen werden über 25 000 erwartet – werden durch Metalldetektoren in die Sporthalle des Stützpunkts geschleust. Die 2500 Tickets für den heutigen Finaltag sind längst ausverkauft.

Nicht nur Basketballkulturen prallen aufeinander: In der Zwischenrunde am Mittwoch führt Neuseeland vor dem Spiel gegen Israel den Haka auf, den traditionellen Kriegstanz der Maori, mit dem auch die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft ihre Gegner einzuschüchtern pflegt. Die Israelis fühlen sich von den wilden Grimassen beleidigt, treten dann aber doch an. Immer noch leicht unter Schock stehend verliert Israel 56:68.

Die USA – Rekordsieger des Turniers – sind mit einer High-School-Auswahl angereist, betreut vom ehemaligen NBACoach Lionel Hollins. „Unsere Jungs lernen hier eine Menge“, sagt er. Keiner seiner Spieler war vorher je außerhalb der USA. „Wenn Sie zuhause die Besten sind, denken sie automatisch, sie sind die Besten der Welt“, sagt Hollins. In der Vorrunde treten die USA gegen Griechenland an – und verlieren. „Wir haben immer noch die individuell besten Spieler. Aber die anderen haben wirklich verinnerlicht, dass sie für ihr Land spielen“, sagt der US-Trainer. Ins Halbfinale schafft es sein Team trotzdem, dort ist allerdings beim 79:83 gegen Türkei Endstation.

Die deutsche Auswahl spielt nach Niederlagen gegen Schweden und die Türkei um Platz neun und siegt dort 89:68 gegen Kroatien. Bei 16 Teilnehmern aus vier Kontinenten gibt es immer wieder Überraschungen. Die Niederlande besiegen Favorit Italien, am Spielfeldrand trommelt der ehemalige Alba-Spieler und jetzige Spieler-Agent Geert Hammink vor Freude auf den Tisch. Ob in diesem Jahr ein zweiter Dirk Nowitzki dabei ist, kann auch Hammink nicht sagen. Nowitzki spielte 1996 ein starkes Turnier – aber dass er sich zu einem der besten Basketballer der Welt entwickeln würde, das dachte niemand. DBB-Präsident Weiss hat viele Jahrgänge in Mannheim spielen sehen, Ausnahmespieler sind immer dabei. „Sehen Sie sich den mit den zotteligen Haaren an, die Nummer 10 von Australien: ein Wahnsinnstalent“, sagt Weiss. „Was aus dem wird? Ich weiß es nicht.“ Das ist ja das Spannende an der Sache.

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