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Nünberg gegen Bremen: Werder setzt den Schlusspunkt

Werder beweist Moral: Bremen wandelt in Nürnberg einen Rückstand in letzter Sekunde in ein 2:2 um.

Nicht jeder beim 1. FC Nürnberg schaffte es rechtzeitig, seine Gefühle in Worte zu kleiden. „Vor dem Spiel wären wir mit einem Punkt sehr zufrieden gewesen“, sagte Trainer Michael Oenning nach dem Abpfiff. „Doch im ersten Moment ist die Enttäuschung riesengroß – es ist fast unmöglich, sich über diesen Punkt zu freuen.“ Spät, ganz spät waren die Franken bei ihrer besten Saisonleistung um den Lohn gebracht worden – der überragende Aaron Hunt hatte erst den Anschlusstreffer und dann in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 2:2 für Werder Bremen erzielt, nachdem der Favorit eine Halbzeit lang nur Spielball des taktisch erstklassig eingestellten Aufsteigers gewesen war. Angesichts der 2:0-Pausenführung – die bereits eher zu niedrig als zu hoch ausgefallen war – sei es „eine gefühlte Niederlage“, stammelte Nürnbergs Verteidiger Dominic Maroh. Dabei blickte er so betreten an die Decke wie ein Kleinkind, dem gerade das liebste Spielzeug entwendet wurde.

Marohs Torwart verspürte angesichts der verlustig gegangenen Punkte weniger Redebedarf. Strammen Schrittes und grimmigen Blickes hastete Raphael Schäfer aus der Arena – um 17.27 Uhr. Als Schäfer das Weite suchte, standen Mitspieler wie Maroh noch in kurzer Hose Rede und Antwort. Wahrscheinlich hätte aber Schäfer, der beim späten Ausgleich schon auf dem Rasen den ersten Wutanfall erlitten hatte, die falschen Worte gewählt. Oenning wahrte bei aller Enttäuschung die Fassung: „Es ist ja irgendwie ärgerlich, dass wir nicht gewinnen, wenn die Mannschaft erst so gut zuhört.“

Nürnbergs Chefstrategen hatte die Bremer mit einer überfallartigen Attacke überlisten wollen. Eine Marschroute, die vortrefflich aufging. Nach drei Minuten hieß es 1:0, nach 33 Minuten 2:0 und „nach 45 Minuten hätten wir auch 0:3 oder 0:4 hinten liegen können“, wie Werder-Trainer Thomas Schaaf gestand. „Da hat kein Defensivverhalten stattgefunden, das war grausam, furchtbar.“ Torwart Tim Wiese, früh von Christian Eigler nach Naldo-Fehler übertölpelt, dann von einem Kopfball von Albert Bunjaku geschlagen, den Torsten Frings erst hinter der Linie erwischte, kritisierte die „absolut miserable Leistung“. Per Mertesacker rügte „alte Kinderkrankheiten“.

Doch es spricht für die mittlerweile in 17 Pflichtspielen in Folge ungeschlagenen Bremer, wie sie noch die Wende erzwangen. Mit einer ungewöhnlichen Maßnahme des Trainers. Obwohl mit Claudio Pizarro, Hugo Almeida, Marcelo Moreno und Torsten Oehrl vier von fünf Stürmer verletzt fehlten, wechselte Schaaf seinen letzten Angreifer, den schwachen Markus Rosenberg, aus – und hatte Erfolg. Der dafür in die vorderste Linie beorderte Hunt bugsierte erst den Ball mit der Schulter ins Tor, um dann in allerletzter Sekunde mit einer technischen Meisterleistung den finalen Volltreffer zu erzielen. Für den 23-Jährigen war es das fünfte Tor im fünften Spiel in Folge. „Bei ihm funktioniert derzeit sehr viel“, lobte Schaaf. Hunt selbst sagte, er seit eben seit Wochen „frisch und fit“. Dass Bundestrainer Joachim Löw den Bremer Matchwinner für die nächsten beiden Länderspiele gegen Chile und die Elfenbeinküste beruft, ist seit diesem Samstagnachmittag noch ein Stück wahrscheinlicher.

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