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Lockere Übung. Celia Okoyino da Mbabi traf im Test gegen die Niederlande. Foto: dpa

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Sport: Nur die Ordner nicht in WM-Form Die Frauen-Nationalelf

besiegt Holland 5:0

Das hartnäckigste Hindernis musste Silvia Neid gestern überwinden, als eigentlich schon alles vorüber war. Gerade hatten ihre Nationalspielerinnen im vorletzten Test vor dem Start in die Heim-WM die Nachbarinnen aus den Niederlanden mit 5:0 (2:0) besiegt – und nun sollte die für das muntere Schützenfest verantwortliche Frau etwas über den Fußball-Nachmittag am Aachener Tivoli sagen. Doch der Mann, der an der Tür zum Presseraum wachte, ließ alle widerstandslos passieren. Alle bis auf Neid. Da musste schon der Pressechef der DFB-Frauen an ihrer Seite einschreiten und dem unwissenden Ordner ins Ohr raunen: „Das ist die Bundestrainerin.“

Nun durfte auch Neid eintreten – und gleich darauf erzählte sie, was ihr im dritten gegentorfreien Aufwärmspiel für die WM am besten gefallen hatte. Das war, klar, die Verteidigung, die jede einzelne der ohnehin sehr zarten Offensivbemühungen der Holländerinnen umgehend im Keim erstickte. Zudem lobte die Bundestrainerin das „gute Pressing im Mittelfeld“. Besonders auffällig dabei: Die 21-jährige Kim Kulig – und, im Sturm, Celia Okoyino da Mbabi.

Letztere ist ein pikanter Fall. Lautet die spannendste Frage 18 Tage vor WM-Beginn doch, wie der deutsche Angriff beim globalen Turnier besetzt sein wird. Mit den etablierten Inka Grings und Birgit Prinz, die in den bisherigen Testspielen ohne Torerfolg blieb? Oder womöglich mit Herausfordererin Alexandra Popp – 20 Jahre jung und gegen die Niederlande Schützin des schönen und sehr wuchtigen 3:0?

Neids Antwort in Aachen: weder noch. Stattdessen beorderte sie Okoyino da Mbabi von Beginn an in den Sturm. Sehr zur Freude von deren Eltern, einer Französin und einem gebürtigen Kameruner mit deutschem Pass, die als Augenzeugen auf dem Tivoli einen sehr engagierten, ansprechenden Auftritt ihrer Tochter erlebten.

Kein Zufall war es, dass da Mbabi in der 15. Minute nach einem Prinz-Pass zum 1:0 traf. Unmittelbar vor der Pause köpfte die 22-Jährige nach einer Bajramaj-Ecke zudem gegen den Pfosten. Simone Laudehr mit einem gekonnten Schuss in den Torwinkel sowie nach der Pause Kulig und – mit einem direkt verwandelten Freistoß – Grings sorgten für den standesgemäßen Endstand.

Bis Sonntag dürfen sich die DFB-Frauen nun aus dem Weg gehen. Dann gibt es ein Wiedersehen in Frankfurt, ehe es am 16. Juni zum letzten Test gegen WM-Teilnehmer Norwegen nach Mainz geht. Die ebenfalls für die WM qualifizierten Nordkoreanerinnen (2:0) und die Nicht-WM-Teilnehmer Italien (5:0) und nun Holland haben die DFB-Frauen bereits deutlich geschlagen, während sich Auftaktgegner Kanada zu einem 1:0 über das international zweitklassige Ungarn mühte – deshalb bekämpft Neid nun prophylaktisch jede Form von Übermut.

„Die Öffentlichkeit glaubt ja schon, dass wir bei der WM alle weghauen werden“, sagte die Bundestrainerin, „aber schon gegen Norwegen werden wir sicher mehr gefordert als heute.“ Im Moment jedenfalls bereiten Silvia Neid strenge Aachener Tür-Wächter noch die größten Probleme.

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