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Sport: Nur freitags fahren

Formel-1-Testpiloten drehen Runde um Runde – beim Rennen müssen sie zuschauen

Als sich BMW-Pilot Nick Heidfeld am Freitag mit einem Gesicht weiß wie eine Wand durchs Fahrerlager von Imola schleppte, wird sich in Robert Kubica Hoffnung geregt haben. Heidfeld hatte arge Magenprobleme und musste fürchten, nicht beim Formel-1- Grand-Prix von San Marino am Sonntag (14 Uhr/live bei RTL und Premiere) starten zu können. Kubica stritt aber sofort jegliche Ambitionen ab. „Ich möchte nicht nur fahren, weil sich jemand schlecht fühlt“, sagte der 21 Jahre alte Pole. „Ich hoffe, dass meine Zeit irgendwann kommen wird.“

Robert Kubica ist ein Angehöriger der Zunft der Freitagsfahrer. Sie übernehmen den größten Teil der Testarbeit, doch an einem Rennwochenende dürfen sie nur am ersten Tag ins Cockpit. Fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit spulen sie Runde um Runde ab, probieren verschiedene Reifen und Abstimmungen aus – und sind danach zum Zuschauen verdammt. Nur falls einer der Stammpiloten verhindert ist, dürfen sie sich Hoffnung machen, auch im Rennen fahren zu dürfen.

Für junge Aufsteiger wie Kubica ist die Rolle des Freitagsfahrers aber auch eine große Chance, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Der Deutsche Markus Winkelhock, dessen Karriere in eine Sackgasse zu führen schien, hat sich in diesem Jahr schon zweimal mit Freitagseinsätzen für das Team Midland in Erinnerung gebracht. „Das Team war mit mir zufrieden“, sagt Winkelhock. „Ich konnte einige wichtige Informationen und Daten sammeln, die vor allem bei der Entscheidung für die Reifen im Rennen helfen. Und genau das ist ja die Aufgabe des Freitagsfahrers.“ Kubica beschreibt die Rolle der dritten Piloten so: „Wir haben pro Wochenende zwar nur zwei Stunden Zeit zu fahren. Aber wenn wir in dieser Zeit richtig gute Arbeit leisten, können wir auch die Leistung der Stammfahrer beeinflussen.“

Nicht alle können mit ihrer Position jedoch so glücklich sein wie Winkelhock und Kubica. Manche bleiben auch auf ihrer Stelle als Teilzeitrennfahrer hängen; ganze Karrieren sind daran zerbrochen. Die von Anthony Davidson etwa, der bei Honda den Zuarbeiter für Jenson Button und Rubens Barrichello gibt. Im Team selbst schafft er den Aufstieg nicht – und andere Rennställe zögern, ihn zu verpflichten, weil ihm die Rennerfahrung fehlt. In der Formel 1 stand der Brite lediglich ein Mal als Einspringer am Start.

Ein ähnliches Schicksal hat Alexander Wurz ereilt. Der Österreicher ist so etwas wie der Star unter den Testpiloten. Fünf Jahre lang füllte er diese Rolle bei McLaren-Mercedes aus, seit dieser Saison bietet er Williams seine Dienste an. Wurz weiß immerhin, wie es ist, Rennen zu fahren: Drei Jahre lang startete er für Benetton. Als er letztes Jahr für den verletzten Juan Pablo Montoya einsprang, zeigte er auch prompt, dass er nichts verlernt hat, und fuhr auf Platz drei. Die Hoffnung auf ein permanentes Renncockpit hat Wurz trotzdem schon fast aufgegeben. „Ich war schon ein paar Mal so nahe dran“, sagt er, „aber das reicht eben nicht.“

Und so muss er eben wie seine Kollegen ab dem Freitag zuschauen. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mir das gar nichts ausmacht“, sagt Robert Kubica. „Natürlich möchte ich immer Rennen fahren.“ BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen glaubt immerhin, dass „er jetzt schon auf gleichem Niveau ist wie Wurz. Und spätestens am Saisonende, mit etwas mehr Erfahrung, hat er absolute Formel-1-Rennreife.“ Kubica ist davon überzeugt, dass er sie jetzt schon hat. Zwar hat sich Nick Heidfeld so weit erholt, dass er an den Start gehen kann. Trotzdem hätte sich Kubica durchaus zugetraut, das Cockpit des BMW zu übernehmen. „Ich habe bewiesen, dass mein Speed nicht schlecht und die Konstanz ebenfalls vorhanden ist“, sagt er. „Ich weiß, was zu tun ist.“

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