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Sport: Nur nach dem Match rasant Titelverteidigerin Li Na scheitert in Paris früh

Bereits vor einem Jahr hatte man Jiang Shan nicht gerade beneidet. Denn er war es, der während der Matches in Paris ständig von seiner Ehefrau Li Na für alles lautstark verantwortlich gemacht wurde, was auf dem Tennisplatz so vor sich ging.

Bereits vor einem Jahr hatte man Jiang Shan nicht gerade beneidet. Denn er war es, der während der Matches in Paris ständig von seiner Ehefrau Li Na für alles lautstark verantwortlich gemacht wurde, was auf dem Tennisplatz so vor sich ging. Im letzten Jahr hatte die Chinesin die French Open sogar gewonnen, als erste Asiatin überhaupt triumphierte sie bei einem Grand Slam und schrieb Tennisgeschichte. In der Volksrepublik war sie daraufhin zum Star aufgestiegen, eine reiche Frau geworden. Angegiftet hat sie ihren Gatten dennoch, selbst im Finale gegen Francesca Schiavone. Daher verwunderte es auch wenig, dass Li Na am Montagnachmittag wieder in Richtung Tribüne schimpfte, denn an diesem Tag lief bei der Titelverteidigerin nur sehr wenig zusammen.

Nach zwei Stunden war Li Na ausgeschieden, mit 6:3, 2:6 und 0:6 hatte sie gegen die kasachische Qualifikantin Jaroslawa Schwedowa verloren. Und danach bekamen auch die wartenden Journalisten einen kleinen Vorgeschmack davon, wie es im Hause Jiang-Li wohl so zugeht. Dass sie eine selbstbewusste, unkonventionelle Chinesin ist, weiß man. Aber die Antworten auf der Pressekonferenz schossen so knapp und schnell wie kleine Giftpfeile zum Fragesteller zurück. „Ich habe nur ein Match verloren. Versucht nicht, mich runterzuziehen!“, zischte sie. Doch nach dem Aus im Achtelfinale der French Open blieben viele Fragen offen, denn Li Na keifte in ihrem ausbaufähigen Englisch einfach weiter – und das im Stakkato-Stil. „Ich finde heraus, was passiert ist“, fuhr sie rasant fort, „aber es ist gar nichts passiert. Ich habe versucht, den Ball ins Feld zu spielen. Das klappte nicht.“

Dabei hatte für die 30-Jährige zu Beginn noch alles nach einem erfolgreichen Tag ausgesehen, als sie den ersten Satz auf dem Court Suzanne Lenglen gewann. Doch schon in der Runde zuvor hatte sie gegen die junge Amerikanerin Christina McHale Nerven gezeigt, und erst in drei hart umkämpften Sätzen gewonnen. 50 Millionen Landsleute sollen ihr dabei in der Heimat vor dem Fernseher zugeschaut haben, beim Finale im letzten Jahr sogar 115 Millionen. Viel Druck für Li Na, den sie im Achtelfinale wohl noch mehr gespürt hatte. „Ich habe gemerkt, dass sie nervös wurde“, sagte Schwedowa, „sie hat viele Fehler gemacht.“ 51 waren es am Ende. Und mit Schwedowa traf Li Na zudem auf eine Gegnerin, die keinesfalls zur Laufkundschaft in Paris zählt.

Vor zwei Jahren stand die inzwischen 24-Jährige schon einmal im Viertelfinale der French Open, war die Nummer 29 der Weltrangliste. Nur durch eine langwierige Knieverletzung war Schwedowa so weit zurückgefallen, aber über ihre Qualität sagt der aktuelle Platz 142 wenig aus. Denn nach dem Gewinn des zweiten Durchgangs wäre so manche unerfahrene Kontrahentin gegen die Weltranglistensiebte sicher noch eingeknickt. Aber Schwedowa spielte das Match mutig und nervenstark zu Ende, auch als sie im dritten Durchgang deutlich mit 5:0 in Führung lag: „Ich dachte nur: Nein, nein, nein, konzentriere dich, kämpfe, kämpfe, kämpfe...“ Es reichte, und nun wartet im Viertelfinale die Wimbledonsiegerin Petra Kvitova auf Schwedowa.

Li Na stehen dagegen ein paar unruhige Wochen bis Wimbledon bevor – und ihrem Mann wohl auch.

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