zum Hauptinhalt
Hoffnung auf mehr. Nico Rosberg fuhr den einzigen Sieg für Mercedes in den vergangenen drei Jahren heraus. 2013 darf es gern ein bisschen mehr werden. In den Testfahrten vor der Saison konnte das Auto schon einmal überzeugen. Foto: dpa

© dpa

Sport: Nur nicht ausrutschen

Die Erwartungen an Mercedes sind vor dem Start der Formel-1-Saison riesig – das Risiko auch.

Melbourne - Die Formel-1-Saison beginnt für Mercedes immer gleich. Alljährlich kommen das Team und ein paar geladene Gäste vor dem ersten Rennwochenende am Donnerstagmittag in einem Restaurant an Melbournes Vorzeigestrand St. Kilda zusammen. So stimmt man sich auf die kommenden, hoffentlich erfolgreichen Rennen ein. Das gehört zur Tradition – auch in einem Jahr, in dem Vieles neu ist.

In Niki Lauda und Toto Wolff erhielt das Team eine neue Führung, in Lewis Hamilton einen neuen Fahrer für Michael Schumacher. Für sie alle geht es um viel. Mercedes hat sich verändert, damit es nach drei bescheideneren Jahren möglichst schnell wieder aufwärts geht. „Keiner von uns gibt sich mit einem Lehrjahr zufrieden“, sagt Wolff.

So trägt Mercedes selbst viel dazu bei, dass die Erwartungshaltung hoch ist. Dazu kommen die überaus überzeugend verlaufenen Testfahrten. „Es ist nun mal Mercedes. Das bedeutet, dass ein gewisses Level an Leistung und Performance vorausgesetzt wird“, sagt der neue österreichische Teamchef Wolff. Und: „Mercedes ist mit dem Anspruch in die Formel 1 gekommen, um Meisterschaften mitzufahren und Meisterschaften zu gewinnen. Für nichts anderes wurden wir geholt.“ Der 41-Jährige weiß um die hohen Erwartungen beim Autobauer und um die Kritik der internen Gegner am teuren Formel-1-Projekt. Immer wieder hatte es zuletzt sogar Spekulationen um einen möglichen Ausstieg von Mercedes aus der Formel 1 gegeben, sollte auch mit den Neuerungen im Team nicht der gewünschte Erfolg eintreten.

Daimler-Boss Dieter Zetsche hofft, dass Lauda und Wolff neuen Esprit in sein Team bringen. Klar ist aber auch: Der Mercedes-Vorstand, und nicht nur der, erwartet von der neuen Führung schnell Erfolge. Er verspricht sich vom neuen Konzept mehr als vom Angestelltenprinzip mit Norbert Haug in der Vergangenheit. Im Gegensatz zu Haug ist Wolff mit 30 Prozent auch Anteilseigner bei Mercedes. So profitiert er von Erfolgen, Misserfolge träfen ihn aber auch härter als einen normalen Manager. „Ich werde schon an den Ergebnissen von 2013 gemessen, so ist die Realität“, sagt Wolff, der ebenfalls Anteile am Rivalen Williams besitzt, die er aber mittelfristig verkaufen will.

Für gute Ergebnisse in naher Zukunft und den ersehnten WM-Titel hat Toto Wolff schon jetzt einiges hinter den Kulissen vorbereitet. So soll der bei McLaren abgesetzte Technische Direktor Paddy Lowe spätestens 2014 zu dem deutschen Werksteam stoßen und damit seinem Vertrauten Hamilton folgen. Die Personalie Lowe wäre ein weiterer großer Schritt in der Umstrukturierung des zuletzt so enttäuschenden Teams – in den vergangenen drei Jahren fuhr Mercedes nur einen Sieg durch Nico Rosberg ein. Sollte Lowe wirklich kommen, ist die Zeit von Ross Brawn vorbei. Der Noch-Teamchef ist einer der erfolgreichsten Ingenieure der Formel-1-Geschichte.

Bei all den Umstrukturierungen und internen Streitigkeiten kann Mercedes auf eines bauen: Nicht nur Brawn, auch viele Experten glauben, dass das Team mit Nico Rosberg und Neuzugang Lewis Hamilton über die derzeit beste Fahrerpaarung der Formel 1 verfügt. Und zumindest bis jetzt stimmt auch die Beziehung unter den Fahrern. Man kennt sich von frühester Jugend an, fuhr schon mit 13 Jahren im Kart gegeneinander. „Neben der Strecke haben wir uns immer gut verstanden und auch viel Spaß gehabt – trotz der Rivalität, die auch da war“, sagte Hamilton einmal.

Dass es so harmonisch bleibt, glaubt der Teamchef jedoch nicht. „Noch läuft es gut. Aber wir haben noch nicht erlebt, wie es in der Hitze des Gefechts aussieht“, sagt Ross Brawn. „Es werden in der Saison sicher auch schwierige Momente kommen, in denen Frust herrscht. Beide fahren auf einem ähnlich hohen Level. Aber sie sind so erfahren, dass sie solche Situationen aus eigener Kraft bewältigen können.“ Ob das für andere Mercedes-interne Rivalitäten auch gilt, ist eine andere Sache. Karin Sturm

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false