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Sport: „Nur noch ungeschickt“ Fahrer Hönemann über den Trabrennverein Mariendorf

Herr Hönemann, Sie wollen überraschend Ihren Rennstall in Mariendorf zum 1. Januar 2004 auflösen.

Herr Hönemann, Sie wollen überraschend Ihren Rennstall in Mariendorf zum 1. Januar 2004 auflösen. Warum?

Ich sehe keine Hoffnung in den Konzepten, die der Geschäftsführer und der Vorstand des Rennvereins angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Krise vorgelegt haben. Diese Leute stellen sich nur noch ungeschickt an. Ihre eigentlichen Aufgaben, intensiv um die Zuschauer zu werben und die Attraktivität der Veranstaltungen zu erhöhen, scheinen sie nicht mehr zu interessieren. Deswegen habe ich mir den 1. Januar als Stichtag gesetzt. Stehen dann immer noch dieselben Personen an der Spitze des Vereins, werde ich die Konsequenzen ziehen.

Sie haben vor einigen Jahren den damaligen Recklinghäuser Rennsekretär Dimitros Vergos als Geschäftsführer nach Berlin geholt. Jetzt fordern Sie seine sofortige Ablösung. Konfliktscheu sind Sie offenbar nicht.

Darum geht es nicht, rein menschlich schätze ich Vergos sogar sehr, aber im Gesamtergebnis ist er völlig gescheitert. Sicher, auf Ereignisse wie die DerbyWoche wurde große öffentliche Aufmerksamkeit gelenkt. Aber die Vermarktung der normalen Veranstaltungen, von denen der Trabrennsport nun mal lebt, blieb dabei völlig auf der Strecke. Dafür muss ein Geschäftsführer die Verantwortung übernehmen. Wäre Vergos Trainer bei einem Fußball-Bundesligisten, hätte man ihn schon längst gefeuert.

Was läuft denn verkehrt?

Durch den Verkauf der Live-Übertragungen haben sich die Rennvereine bundesweit zu Sklaven der Buchmacher degradiert. Die Veranstaltungen werden nicht mehr mit Blick auf die Freizeitbedürfnisse unseres Publikums ausgerichtet. Da gibt es ständig Terminverschiebungen und laienhafte Planung.

In der Tat wirkt die Wechsel-Taktik des Berliner Rennvereins irritierend. Erst wollte sich der BTV ganz aus Karlshorst zurückziehen, nun soll Mariendorf verkauft werden.

Wer garantiert uns denn, dass die Gelder aus einem möglichen Mariendorf-Verkauf nicht schon wieder in drei Jahren komplett versickert sind? Nein, der Weg kann nicht sein, Mariendorf zu verkaufen.

Aber was muss dann geschehen?

Im Verein muss wieder seriös gewirtschaftet werden. Wenn ich 14 Tage lang kein Rennen mehr gewinne, dann denke ich doch darüber nach, was ich verkehrt gemacht habe. Die Leute, die in Mariendorf und Karlshorst die Verantwortung für die Misere tragen, scheinen sich solche Fragen nie zu stellen.

Das Gespräch führte Heiko Lingk

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