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Sport: Öfter mal nichts Neues

Die Bundesliga hat vor dieser Saison keine großen Stars geholt – und lebt gut damit

Berlin - Der spektakulärste Neuzugang aus dem Ausland ist dazu da, Tore zu verhindern. Der Brasilianer Roque Junior soll bei Bayer Leverkusen seinen Landsmann Lucio ersetzen, der zu Bayern München gewechselt ist. Der Rekordmeister kauft den Konkurrenten aus der FußballBundesliga traditionell seine besten Kräfte weg, doch meistens bietet er seinen Fans auch noch einen international renommierten Spieler wie im vergangenen Jahr den Stürmer Roy Makaay. Doch einen solchen neuen Star wie Makaay oder den Haken schlagenden argentinischen Nationalspieler Andres D’Alessandro (VfL Wolfsburg) sucht man auf den Transferlisten diesmal vergeblich.

Bayern hat neben Lucio in Torsten Frings (Borussia Dortmund), Vahid Hashemian (VfL Bochum) und Andreas Görlitz (1860 München) nur Spieler verpflichtet, die den Fans schon gut bekannt sind. Das ist der Trend; die Aufsehen erregenden Wechsel sind die der Bremer Ailton und Mladen Krstajic zu Schalke und der des Lauterers Miroslav Klose zu Werder.

Das System Bundesliga reproduziert sich in diesem Jahr noch mehr als sonst aus sich selbst. In Markus Babbel (VfB Stuttgart), Michael Tarnat (Hannover 96), Christian Ziege (Borussia Mönchengladbach), Christian Nerlinger und Carsten Jancker (beide 1. FC Kaiserslautern) kehren Veteranen als Hoffnungsträger zurück, die im Ausland nicht mehr gebraucht werden. Wenn das beherrschende Thema die Frage ist, wie denn der Torschützenkönig Ailton bei Schalke zurechtkommen wird, müsste man Angst um die Liga bekommen. Aber das System funktioniert, trotz oder gerade wegen der schwachen Leistungen der Nationalelf und des katastrophalen Abschneidens der Vereine in den internationalen Wettbewerben der vergangenen Saison.

Nie haben die Klubs so viel durch die Werbung auf ihren Trikots eingenommen (99 Millionen Euro), nie wurden so viele Dauerkarten (337 800) verkauft wie vor dieser Spielzeit. Die Bundesliga hat mehr Zuschauer als die Ligen in England, Spanien und Italien. Trotz dieser Mehreinnahmen und der erstmals seit der Kirch-Krise wieder leicht ansteigenden Fernsehgelder sind die insgesamt mit 670 Millionen Euro verschuldeten Vereine immer noch dabei, ihre vor der Insolvenz von Kirch entstandenen Kostenstrukturen zurückzufahren. Nur bei einem Viertel der 120 Spielerwechsel wurde eine Ablöseseumme gezahlt.

Die neuen Stars sind die fertig gestellten Arenen wie in Mönchengladbach oder Berlin, sie machen einen Teil des sportlich nicht so leicht zu erklärenden Booms aus. Und ins Dortmunder Westfalenstadion gehen sowieso immer 80 000 Menschen, trotz der schlechten Saison und des aktuellen Sparzwangs, der dazu führte, dass der einzige neue Reiz von außen mit dem Trainer Bert van Marwijk gesetzt werden konnte. Der Niederländer soll dem Kader nun sein Offensivsystem eintrichtern, um die Zuschauer mit schnellem Fußball zu begeistern, wie er von den meisten Mannschaften bei der Europameisterschaft gespielt wurde. Auch der neue Bayern-Coach Felix Magath und andere Trainer wollen ihre Teams mehr stürmen lassen.

Dabei sind die in diesem Jahr aus dem Ausland verpflichteten Spieler vor allem in der Defensive tätig. Roque Junior, dem niederländischen Nationalspieler Kevin Hofland (Wolfsburg), dem Brasilianer Gustavo Nery (Bremen) und dem Belgier Daniel van Buyten (Hamburger SV) wird aber nachgesagt, aus der Abwehr heraus schnell das Spiel aufbauen zu können. Auch so kann man zum Bundesligastar werden, denn diese Fertigkeit wird bei dem ständig höher werdenden Spieltempo immer wichtiger, das Negativbeispiel ist die deutsche Nationalelf.

Um dieser im Hinblick auf die WM 2006 zu helfen, wird von Funktionären und auch Trainern gefordert, nicht mehr so viele durchschnittliche Spieler aus dem Ausland zu verpflichten und dem eigenen Nachwuchs mehr Chancen zu geben. Tatsächlich steigt die Anzahl der eingesetzten Nachwuchsspieler wieder. Und vielleicht schießt ja sogar der junge Schalker Mike Hanke mehr Tore als sein Kollege Ailton.

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