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Sport: Ohne Umweg nach unten

Hansa Rostock präsentiert sich im Abstiegskampf ohne Leidenschaft

Nach der Pleite letzte Woche in Cottbus waren sie mit ihrer Geduld am Ende. Da rüttelten Rostocker Fans im Stadion der Freundschaft an den Gitterstäben der eingezäunten Blöcke. „Außer Wächter könnt ihr alle gehen“, brüllten die Anhänger mit wutverzerrten Gesichtern. Die Mannschaft hatte gerade nicht nur ihren besten Mann durch eine Verletzung verloren – Torhüter Stefan Wächter –, sondern auch in einem Schlüsselspiel im Kampf um den Klassenerhalt versagt.

Nach dem 1:2 in Cottbus hat Hansa zwei Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Rechnerisch lässt sich der Absturz in Liga zwei nur ein Jahr nach dem Aufstieg bei bleibenden vier Spieltagen verhindern; legt man jedoch die bisherigen Leistungen als Kriterium zugrunde, gehen selbst den größten Optimisten die Argumente aus, warum das Hansa gelingen sollte. Gerade einmal zwei Spiele hat Rostock in der Rückrunde bislang gewonnen. Noch ernüchternder ist die Art und Weise, wie sich die Mannschaft zumeist präsentierte: ohne Leidenschaft, ohne Spielkultur, ohne Durchschlagskraft. Und nun kommt auch noch der Kreuzbandriss von Stefan Wächter hinzu. Für Stefan Beinlich, der ebenfalls in der Endphase des Abstiegskampf zuschauen muss, ist das eine enormes Problem für seine Mannschaft. „Stefan hat sich gerade in der Rückrunde unglaublich entwickelt und überragend gehalten.“ Für Wächter wird Jörg Hahnel heute im Rostocker Tor stehen.

Wächters Fehlen ist eine weitere Schwächung einer Mannschaft, die von Saisonbeginn an als zu schwach für die Bundesliga galt. Klubchef Dirk Grabow fehlte nach eigenem Bekunden trotz des Verkaufs der Namensrechte am Ostseestadion das notwendige Geld, um das Team in der Winterpause in der Offensive zu verstärken. Aufsichtsratschef Horst Klinkmann wiederum begründete Hansas Misere als Folge systematischer Benachteiligungen aufgrund der „schlechten Lobby“ von Ostvereinen. Und Trainer Frank Pagelsdorf, der auch im Abstiegsfall nicht um seinen Job fürchten muss, scheint noch immer nach den richtigen Worten zu suchen, um sein Team aufzurütteln. Vor dem heutigen Heimspiel gegen den Hamburger SV im Ostseestadion (Beginn 15.30 Uhr) gibt Pagelsdorf wenig Bahnbrechendes von sich. Er sagt: „Wir wollen den Heimvorteil mit dem Publikum nutzen.“ Der Mann für die markigen Worte ist vor der wegweisenden Partie wohl eher der Klubchef als der Trainer. „Ich erwarte, dass die Mannschaft endlich den Abstiegskampf annimmt“, sagt Grabow. „Ich erwarte die Leidenschaft und den Willen, den Sieg auch mal zu erzwingen.“

Was in Rostock passiert, wenn genau das nicht passiert? Vermutlich nicht viel. Vielleicht werden die Fans, die dieser Tage teils resigniert, teils heftig diskutierend das Training verfolgen, wieder ihrer Wut freien Lauf lassen und wie bei der Cottbus-Pleite den Spielern zurufen: „Außer Wächter könnt ihr alle gehen.“ Das macht die Mannschaft bereits. Mit strammen Schritten geht es in Richtung Liga zwei.

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