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Oliver Reck.

© dapd

Oliver Recks Verbindung zu Hertha: "Der Familienfrieden ist gestört"

"Wichtig ist nur, dass wir am Ende ein Tor mehr machen als Hertha", sagt Duisburgs Torwarttrainer Oliver Reck. Im Interview spricht er über seinen Stiefsohn Pierre-Michel Lasogga und das Spiel am Samstag gegen Hertha BSC.

Herr Reck, am Samstag könnte der Hausfrieden bei Ihnen empfindlich gestört werden. Sie treffen als Torwarttrainer mit dem MSV Duisburg auf Hertha BSC und Ihren Stiefsohn Pierre-Michel Lasogga.

Der Familienfrieden ist längst schon gestört. Meine ganze Familie ist für Pierre und Hertha. Gerade Pierres kleine Geschwister sind sehr stolz auf ihren Bruder und drücken ihm die Daumen. Ich bin dagegen bei uns in der Minderheit, aber damit kann ich gut leben. Hauptsache wir gewinnen am Sonnabend.

Hört sich an, als würde sich bei Ihnen zu Hause alles um das Spiel drehen.

Das kann man wohl sagen. Die ganze Familie wird am Samstag nach Berlin reisen und im Olympiastadion zuschauen. Das ist auch ein ganz besonderes Spiel. Etwas anderes zu behaupten, wäre Blödsinn.

Sie selbst waren ein erfolgreicher Fußballer und wurden unter anderem 1996 Europameister mit der deutschen Nationalmannschaft. Welchen Einfluss hatten Sie auf die bisherige Karriere Ihres Stiefsohns?

Als ich und Pierres Mutter uns kennenlernten, war er sieben Jahre alt. Ich habe ihn also aufwachsen sehen und seinen Werdegang immer begleitet. Aber wirklich Einfluss nehmen musste ich eigentlich nie. Pierre hat all seine Entscheidung im Hinblick auf den Sport selbst getroffen. Ob Vereinswechsel oder sonstiges, Pierre hatte immer eine genaue Vorstellung davon, was er machen wollte. Und bisher hat er damit auch immer gut gelegen, wie sich jetzt bei Hertha zeigt.

Ihr Stiefsohn erzielte im letzten Heimspiel zwei Tore für Hertha gegen den VfL Bochum. Wäre es Ihnen lieber, er säße am Samstag nur auf der Bank?

Nein, auf keinen Fall. Ich freue mich für ihn und bin stolz, wenn er spielt. Er musste sich seinen Platz in der Mannschaft bei Hertha hart erarbeiten. Von mir aus kann Pierre auch ruhig ein Tor gegen uns schießen. Wichtig ist nur, dass wir am Ende ein Tor mehr machen als Hertha.

Werden Sie den Duisburger Abwehrspielern Tipps geben, wie sie am besten gegen Ihren Stiefsohn zu verteidigen haben?

Ja, das werde ich tun. Zu meinen Aufgaben als Kotrainer gehört auch das Beobachten der kommenden Gegner. Hertha habe ich gegen Ingolstadt gesehen. Ich versuche also immer, der Mannschaft mit meinen Erkenntnissen zu helfen. Aber meine Ratschläge beschränken sich am Samstag nicht nur auf Pierre. Hertha hat natürlich noch viele andere gute Spieler, auf die wir achten müssen.

Sprechen Sie manchmal mit Pierre über Hertha und seine Mitspieler?

Wir telefonieren regelmäßig oder sehen uns. Zuletzt war Pierre nach dem Paderborn-Spiel zu Hause, natürlich reden wir dann auch über Fußball. Ich freue mich, dass es bei Hertha so gut für ihn läuft und er seine Einsatzzeiten bekommt. Spielpraxis ist für einen jungen Spieler immer das Wichtigste.

Sie sind im Sommer als Torwarttrainer zum MSV gewechselt, Pierre ging von Leverkusen zu Hertha. Gab es Überlegungen, Ihren Stiefsohn nach Duisburg zu holen?

Nein, damit wäre auch keinem von uns geholfen gewesen. Für Pierre ist es besser, wenn er sich ganz allein irgendwo behauptet und seine ersten Erfahrungen im Profigeschäft sammelt. Hertha mit dem jungen Trainer Markus Babbel und der entwicklungsfähigen Mannschaft ist genau die richtige Adresse für ihn. Er wollte auch zu gar keinem anderen Verein wechseln als zu Hertha.

Sie waren mit Duisburg in diesem Jahr schon einmal in Berlin beim 1. FC Union. Nach der 0:2-Niederlage sagte Trainer Milan Sasic, Ihre Mannschaft habe nicht die Konstanz, um in der Zweiten Liga oben mitzuspielen. Es scheint, als habe er sich geirrt.

Diese Aussage vom Trainer kam damals genau zur rechten Zeit. Ansonsten wären die Erwartungen nur wieder in die Höhe geschossen und wir hätten nicht in Ruhe arbeiten können. Gegen Union haben wir auch zu Recht verloren. Ansonsten haben wir bisher aber eine gute Saison gespielt.

Hertha hat zuletzt drei Auswärtsspiele in Folge verloren. Ist der Zeitpunkt, Hertha zu schlagen, nie so günstig gewesen wie dieser Tage?

Nein, wir schauen auch gar nicht darauf, wie Hertha auswärts aufgetreten ist. Viel wichtiger ist für uns, wie Hertha bisher im Olympiastadion aufgetreten ist. Und das war sehr beeindruckend.

Das Gespräch führte Sebastian Stier.

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