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Franka Dietzsch

© dpa

Olympia: Franka Dietzsch - Der Fuß, das Blut, der Kopf

Diskuswerferin Franka Dietzsch muss ihren Start in Peking absagen. Wegen gesundheitlicher Probleme konnte Dietzsch seit ihrem Saisoneinstieg am 17. Mai kaum einmal voll trainieren.

Bis vor wenigen Tagen hatte Franka Dietzsch noch gehofft. „Ich wache jeden Morgen auf und denke: Heute wird es besser“, sagte die Diskuswerferin im Trainingslager. Doch jetzt musste sich die 40-Jährige eingestehen: Es geht nicht mehr. Knapp zwei Wochen vor Beginn der Sommerspiele sagte sie am Sonntag ihre Teilnahme ab. Sie wird nicht mehr rechtzeitig fit, Olympia in Peking wird ohne die dreimalige Weltmeisterin stattfinden. Wegen diverser gesundheitlicher Probleme konnte Dietzsch seit ihrem Saisoneinstieg am 17. Mai kaum einmal voll trainieren, die Zeit lief ihr davon. „Ich habe es nicht mehr nötig, dahin zu fahren, nur um bei Olympia dabei zu sein“, hatte sie im Trainingslager in Kienbaum gesagt. „Ich will um die Medaillen mitwerfen können.“ Aber ohne das nötige Training war dieser Traum nicht zu erreichen.

Schon die Olympianorm hatte Franka Dietzsch nicht erfüllen können. Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), hatte ihr trotzdem eine Wildcard für Peking ausgestellt. In der von aktuellen Erfolgen nicht gerade verwöhnten deutschen Leichtathletik galt sie als eine der wenigen Medaillenhoffnungen. Doch Dietzsch litt an Bluthochdruck, hatte Probleme mit der Schilddrüse und dem linken Fuß. Ein Arzt riet ihr, den Leistungssport komplett aufzugeben. „Ich war sogar bei der Psychologin des Leichtathletik-Verbandes. In meinem Kopf ist irgendwas, dass meine Beine nicht so wollen wie ich“, sagte Dietzsch am Sonntag. Immer wieder hatte sie Probleme mit der Regeneration nach Trainingsbelastungen und bekam Muskelkater, der einen weiteren Kraftaufbau unmöglich machte.

Die Spiele in Peking wären für Franka Dietzsch die fünften ihrer Karriere gewesen. 1992 wurde sie Zwölfte, 1996 in Atlanta verpasste sie die Bronzemedaille um nur 17 Zentimeter und landete auf Rang vier. In Sydney zitterte sich Dietzsch bei den Spielen 2000 in den Endkampf und belegte am Ende einen für sie enttäuschenden sechsten Platz. „Ich bin froh, dass es vorbei ist“, sagte sie hinterher. 2004 in Athen scheiterte sie sogar schon in der Qualifikation. In Peking wollte sie noch einmal angreifen.

Ihren ersten großen internationalen Titel hatte Dietzsch 1998 bei der EM in Budapest gewonnen, ein Jahr später holte sie in Sevilla ihren ersten WM-Titel. 2005 wurde sie ein zweites Mal Weltmeisterin, auch im vergangenen Herbst in Osaka war sie mit einer Weite von 66,61 Metern nicht zu schlagen. Zuletzt kam sie im Training gerade einmal an die 60-Meter-Marke heran, und das nur selten. Für Jürgen Mallow, den Bundestrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), kam ihre Absage deswegen nicht unerwartet. „Es hätte mich gewundert, wenn sie in Peking gestartet wäre“, sagte Mallow der dpa. Laut Dietzsch’ Trainer Dieter Kollark sei die Entscheidung bereits am Donnerstag gefallen. „Franka hat am Freitag noch einmal geworfen“, sagte Kollark am Sonntag. „Das war besser. Aber bei Weitem nicht so, dass man es wagen konnte.“

Mit Lars Riedel hatte vor kurzem schon der dominierende deutsche Diskuswerfer des letzten Jahrzehnts die Spiele in Peking abgesagt und seine Laufbahn beendet. Franka Dietzsch hat noch nicht entschieden, ob ihre Olympiaabsage für sie auch das Karriereende bedeutet. „Ich bin enttäuscht und muss sehen, ob ich 2009 nur auf Abschiedstournee gehe oder noch mal richtig ranklotze“, sagte Dietzsch. „Darüber entscheidet maßgeblich auch meine Gesundheit.“

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