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Haile Gebrselassie

© AFP

Olympia in Peking: Luftverschmutzung: Gebreselassie in großer Sorge

Zwei Wünsche hatte der Äthiopier Haile Gebrselassie vergangenes Jahr noch offen: den Weltrekord und den Olympiasieg im Marathon. Den Weltrekord hat er - bleibt der Olympiasieg. Doch dieser könnte platzen, denn Gebrselassie erwägt einen Marathon-Verzicht.

Ein halbes Jahr vor den Spielen weiß Gebrselassie nicht, ob er in Peking seinen Wunsch überhaupt erfüllen will. Die Luftverschmutzung macht ihm Angst.

Für den Äthiopier ist es das „gravierendste Problem“, schlimmer als die Hitze, die im Sommer in Peking herrscht. Seine Überlegung lautet daher: Start über 10 000 Meter anstatt im Marathon. Das wäre der Rückzug auf eine altbekannte Strecke, die 10 000 Meter gewann er schon bei den Spielen in Atlanta und Sydney.

Den Gedanken an einen Verzicht auf den Marathon erneuerte der 34-Jährige ausgerechnet bei einem PR-Termin seines Ausrüsters Adidas in Peking. Das Unternehmen ist einer der Hauptsponsoren der Spiele und kleidet nicht nur das chinesische Team ein, sondern auch die 100 000 freiwilligen Helfer. Das verpflichtet eigentlich zum Schulterschluss mit den Gastgebern. Vor Fernsehkameras bekundete eine Firmensprecherin ihr Vertrauen in Pekings Bemühungen um grüne Spiele. Nur ein paar Meter weiter zeigte Gebreselassie weniger Zuversicht: „Was ist denn nach den Spielen? Die Menschen hier leiden doch. Sie alle brauchen ein Minimum an Atemluft.“

Gebrselassie hatte schon mal Probleme mit der Luft. Beim London-Marathon 2006 klagte er über Pollenflug und kam erst nach 2:09:05 Stunden als Neunter ins Ziel. Peking bereitet ihm noch größere Bedenken. Noch nie sei er in einer Stadt mit einer solchen Luftverschmutzung gestartet. Bei Olympia werden damit vor allem Ausdauersportler zu kämpfen haben, Radfahrer, Geher – und Marathonläufer. Selbst Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, deutete bei seinem letzten Kontrollbesuch die Möglichkeit einer Verschiebung solcher Wettbewerbe an, sollte Peking das Problem nicht in den Griff bekommen.

Gebrselassie ist nicht der einzige Medaillenkandidat, der sich Sorgen macht, und amerikanische Sportärzte empfehlen ihren Athleten gar, in Peking Atemmasken zu tragen. Das könnte freilich als Affront gegenüber den Gastgebern aufgefasst werden und Sympathien des Publikums kosten. Auch deshalb lehnen gerade amerikanische Athleten wie Sprintweltmeister Tyson Gay solche Masken ab: „Oh nein, sorry. Das kann ich nicht tun.“ Er will stattdessen unmittelbar vor den Spielen in Hongkong trainieren, um sich an das Klima anzupassen. 400-Meter-Olympiasieger Jeremy Wariner ist ohnehin optimistisch: „Ich habe gehört, die Chinesen wollen während der Spiele Fabriken abschalten und Autos stilllegen. Ich glaube, dass die Luftverschmutzung weniger schlimm sein wird als erwartet.“

Gebrselassie überzeugt das nicht. Solche Maßnahmen seien zwar gut, würden aber der chinesischen Bevölkerung kaum helfen: „Sie müssen hier die ganze Zeit leben, nicht nur während der Olympischen Spiele.“

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