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Ronald Rauhe, 37, und die anderen Kanuten waren von der Kulisse, dem Zuschauerinteresse und der Atmosphäre bei den Finals begeistert.

© imago/Nordphoto

Olympiasieger Ronald Rauhe über Finals in Berlin: „Andere Städte müssen beweisen, ob sie das stemmen können“

Der Kanu-Olympiasieger Ronald Rauhe spricht über dauerhafte Finals in Berlin, Wünsche für eine Wiederholung und eine mögliche Bewerbung für Olympische Spiele.

Von Johannes Nedo

Herr Rauhe, Sie waren schon bei zahlreichen Großveranstaltungen von Olympischen Spielen bis Weltmeisterschaften dabei. Wo rangieren da die Finals in Berlin?

Ich will die Finals jetzt gar nicht einklassifizieren. Wichtig ist mir einfach: Es war ein super schönes Event. Wir hatten super Wettkämpfe – von der Kulisse her sowieso, aber wie die Zuschauer abgegangen sind, das war sensationell. Es hatte wirklich einen Hauch von Olympischen Spielen. Ich war ja nicht nur bei den Kanu-Wettbewerben auf der Spree, sondern auch im Olympiapark. Und da habe ich gemerkt, dass die Leute diesen Olympia-Hauch wollen – und das ist bei Olympischen Spielen ja immer wichtig.

Sind die erfolgreichen Finals also auch ein Zeichen: Olympia funktioniert in Berlin?

Es würde mich freuen, wenn Veranstaltungen wie die Finals in kleinen Schritten Mut machen, mal den großen Schritt einer Bewerbung für Olympische Spiele zu gehen. Die Stadt ist sportbegeistert. Und viele Skeptiker werden hoffentlich auch einsehen, dass der Sport dem sozialen Leben in Berlin noch viel einhauchen kann. Dieses Wochenende war auf jeden Fall eine Anzahlung für eine Bewerbung um Olympische Spiele.

Waren Sie skeptisch vor den Finals?

Als Berliner war mir bewusst, dass es etwas Besonderes wird. Bei uns Kanuten gab es im Vorfeld ja die Diskussion, dass als zweite Örtlichkeit auf der Spree neben der East Side Gallery auch die Museumsinsel im Gespräch war. Und ich dachte, dass die Museumsinsel für Besucher noch besser gewesen wäre, weil sie da von beiden Seiten zuschauen könnten und an dieser engen Stelle noch dichter dran wären. Aber an der East Side Gallery war es ja auch super. Am wichtigsten war für uns einfach, dass wir eine gute Kulisse haben und unseren Sport bewerben können. Und man hat ja an den Zuschauerzahlen gesehen, dass es ankommt.

Die Strecke wurde gekürzt und war nicht so lang wie üblich. War es also eher ein Show-Wettkampf für die Kanuten?

Eine deutsche Meisterschaft ist eine deutsche Meisterschaft. Da will jeder gewinnen. Zusätzlich war uns natürlich bewusst, dass wir eine große Chance haben, unseren Sport einem breiten Publikum zu präsentieren – was sonst ja sehr schwer ist.

Wie ist sonst das Zuschauerinteresse bei deutschen Kanu-Meisterschaften?

Bei Welt- oder Europameisterschaften haben wir gute Zuschauerzahlen – bei deutschen Meisterschaften waren die Berliner Verhältnisse nun etwas ganz Neues für uns.

Brückentage. Die Wettkämpfe der Kanuten fanden am Wochenende auf der Spree nahe der Oberbaumbrücke und der East Side Gallery statt.
Brückentage. Die Wettkämpfe der Kanuten fanden am Wochenende auf der Spree nahe der Oberbaumbrücke und der East Side Gallery statt.

© dpa

Sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten für die Finals?

Ein gemeinsamer Abend für alle Athleten zum Abschluss wäre schön. Das wäre auch für den Teamgeist eine tolle Sache.

Ansonsten sind Sie vollends zufrieden mit dem Finals-Konzept?

Ich habe mit vielen Athleten gesprochen, auch von anderen Sportarten, und alle waren hellauf begeistert. Wir alle konnten zeigen, was unsere Sportarten beinhalten. Denn ich glaube, vielen Zuschauern ist gar nicht bewusst, was bei uns, beim Modernen Fünfkampf oder anderen Sportarten alles passiert – was alles dahintersteckt. Aber wenn die Zuschauer das alles mal live in den Städten präsentiert bekommen, ist das ja viel interessanter. Wir konnten jedenfalls präsentieren, welche Dynamik wir in unserem Sport haben.

Die Finals sind für Sie also ein positiver Ansatz gegenüber der TV-Dominanz des Fußballs?

Wir hatten die Möglichkeit, mal aus dem Schatten herauszutreten. Da ist so ein Wochenende, bei dem jeder weiß, es dreht sich nur um den olympischen Sport, natürlich elegant. Wir Athleten haben es genossen. Alle würden sich freuen, wenn das Format beibehalten wird. Ich wünsche mir, dass es wiederholt wird.

Wäre Platz für weitere Sportarten bei den Finals?

Einige Sportarten können sicher noch dazukommen. Man muss aber aufpassen, dass es nicht zu viel wird. Sonst geht die Sache wieder im Rückwärtsgang – weil man nicht so viele Sportarten ansprechend an einem Wochenende präsentieren kann. Man muss vorsichtig sein, dass man den Bogen nicht überspannt. Sonst ist es zu unübersichtlich für die Zuschauer.

Welchen Turnus würden Sie bevorzugen?

Im Jahr der Olympischen Spiele die Finals einzubauen, wird für die Verbände wohl schwer. Weil es dann ja oft auch noch zusätzliche Qualifikationswettkämpfe gibt. Aber in den Zwischenjahren kann ich mir gut vorstellen, dass sich das auf Dauer etabliert.

Können andere Städte das denn stemmen?

Ich wusste, dass Berlin das kann. Die Berliner sind eben auch ein Volk, das bei solchen Veranstaltungen gerne mitmacht und sich mitreißen lässt. Andere Städte müssen das erst einmal beweisen. Sie haben jedenfalls gesehen, dass Berlin sich sehr gut verkauft hat.

Dann sollten die Finals auch immer in Berlin stattfinden?

Ob eine Stadt es schafft, das auf Dauer zu veranstalten, wird nicht einfach. Der finanzielle Aufwand und die Logistik sind groß. Der weitere Turnus und die möglichen Austragungsorte sind natürlich alles Dinge, die jetzt diskutiert werden müssen. Eben weil diese erste Auflage so erfolgreich war. Und wenn es eine Wiederholung gibt, werden sich alle Verbände sicher darum reißen dabei zu sein – und es dementsprechend auch mit dem Kalender so hinzubekommen.

Der Termin-Kalender für all die Sportarten ist immer eine Herausforderung.

Es ist nicht einfach, das für alle gut hinzubekommen. Auch für uns Kanuten waren die Finals einige Wochen vor der WM nicht der ideale Zeitpunkt. Wir waren jetzt natürlich nicht in Topform, aber auf dem gleichen Niveau. Nach den Finals wird sich unser Vierer-Boot nun akribisch auf die WM vorbereiten. In Duisburg stimmen wir die Details ab und ich bin guter Dinge, dass wir den Rückenwind aus Berlin mitnehmen werden zur WM.

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