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Parcours-Bauer: „Kontraste helfen den Pferden“

Hohe Sprünge und viele Kurven sind nicht alles, ein Parcours braucht auch Farbe und Dekoration, sagt der erfahrene Parcours-Bauer.

Eckhard Hilker, 52, baut seit 30 Jahren Springparcours. Dreimal plante der Architekt sogar olympische Parcours mit, zuletzt in Atlanta. Hilker reitet selbst und lebt nahe Warendorf.

Herr Hilker, die deutschen Springreiter waren bislang nicht so erfolgreich, mit der Mannschaft wurden sie Fünfte. Was denken Sie als Parcoursbauer: Ist der Parcours in Hongkong besonders schwer?

Der Parcours ist durch die Linienführung, die Abstände der Sprünge zueinander und die Abmessungen der Hindernisse wahrlich olympisch. Die Springen finden abends und draußen statt. Das Flutlicht lässt den Sandboden sehr hell erscheinen. In Verbindung mit unifarbenen, hellen Hindernissen fällt es den Pferden schwer, Kontraste wahrzunehmen, an denen sie sich orientieren können. Denn Pferde nehmen Farben hauptsächlich über Kontraste wahr.

Sind viele der Hindernisse deswegen sehr bunt und gemustert, oft auch dekoriert?

Die Dekoration ist natürlich auch dazu da, den Parcours schwierig zu machen. Allerdings sind die Pferde da weniger empfindlich als man denkt. Im Gegenteil. Kontraste helfen den Pferden, den Sprung zu taxieren und den richtigen Absprung zu finden. Wenn es keine klar erkennbare Grundlinie für den Sprung gibt, bekommen die Pferde Probleme. Schwierig sind da besonders „transparente“ Hindernisse. Das sind solche, bei denen die Stangen mit großem Abstand übereinander hängen. Je auffälliger und Respekt einflößender ein Sprung ist, desto besser kann er vom Pferd eingeschätzt werden.

Worauf achten Parcoursbauer besonders?

Es ist eine schwierige Aufgabe. Einerseits sollen durch den Springparcours die starken von den schwächeren Reitern getrennt werden. Andererseits muss man aber auch jedem eine Chance geben, mit Anstand über die Sprünge zu kommen. Generell gilt: Die Hindernisfolge und die Wege müssen aufeinander abgestimmt sein. Außerdem muss es natürlich schön aussehen, spannend und auch fair sein.

Was ist denn schwieriger: hohe Sprünge oder viele Kurven?

Man wird kaum ein schweres Hindernis auf einen schwierigen Weg bauen. Da muss man abwägen. Mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad wird die Strecke immer länger. In Hongkong sind es etwa 15 Hindernisse auf zirka 500 Metern. Wichtig ist, dass die Sprünge gut auf dem Platz verteilt sind. Und: Ein Sprung vom Ausgang weg ist immer schwerer als einer zum Ausgang hin, denn Pferde sind Herdentiere und wollen lieber wieder schnell zurück zu den anderen im Stall.

Und was haben die deutschen Reiter im chinesischen Parcours falsch gemacht?

Fehler sind nicht nur den Deutschen passiert. Von insgesamt 47 Startern kamen nur fünf Reiter problemlos durch den Parcours. Er hat ein sehr hohes Anforderungsprofil. Die Sprünge dort sind zum Teil bis zu 1,65 Meter hoch. Aber noch ist ja nicht alles vorbei. 1992 in Barcelona waren die Deutschen Elfte mit der Mannschaft, doch im Einzel gewann dann Ludger Beerbaum Gold.

Beste Deutsche ist Meredith Michaels- Beerbaum auf Platz 16. Was kann sie tun, um heute (13.15 Uhr, ARD) zu gewinnen?

Sie sollte jetzt nicht zu vorsichtig reiten, denn wenn man zu vorsichtig wird, dann ist das meistens nicht gut. Aber ich glaube, das wird sie nicht machen. Genau wie Ludger Beerbaum. Ich denke, beide werden ihr Tempo und ihre Spannung beibehalten. Und wer weiß: Mit einem Quäntchen Glück ist vieles drin.

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