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Sport: Party in Portland

Deutsche Fußballerinnen treffen im WM-Halbfinale auf die USA

New York. Langsam wird die Sache sogar den überaus selbstbewussten Gastgebern unheimlich. Bisher hielten sich die Amerikanerinnen bei der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land für praktisch unverwundbar, doch nach dem 7:1-Erfolg des deutschen Teams im Viertelfinale gegen Russland fragen sie sich, was da auf sie zukommt. „Wow, was für eine Mannschaft“, sagte etwa US-Stürmerin Tiffeny Milbrett, „die wissen wirklich, wie man Fußball spielt. Das wird eine schwere Partie.“ Das Torverhältnis der Deutschen von 20:3 ist nun wirklich Respekt einflößend.

Gegen die Russinnen in Portland brauchte das Team von Bundestrainerin Tina Theune- Meyer gut 20 Minuten, um in den Rhythmus zu kommen. Das Tor von Martina Müller zeigte dann, was die Deutschen so stark macht. Unbeeindruckt von der kompakt gestaffelten russischen Abwehr zirkelte Spielmacherin Maren Meinert ihren Pass so zielgenau durch drei Gegenspielerinnen, dass der Torschuss für Müller nur noch Formsache war. Nach der Halbzeit begingen die Russinnen den Fehler, ihren Abwehrriegel zu lockern und auf Konterchancen zu spekulieren. Sandra Minnert, Pia Wunderlich und Kerstin Garfrekes bedankten sich mit drei Treffern innerhalb von fünf Minuten.

„Wir sind einfach auseinander gefallen“, bekannte der russische Nationalcoach Juri Bystritsky. „Die Deutschen sind in Topform, so gut wie 2002, als sie die Europameisterschaft gewannen. Und jetzt haben sie auch noch neue Spielerinnen und haufenweise Potenzial.“ Selbst Theune-Meyer konnte sich ungebremst freuen: „Wir hatten vielleicht ein bisschen Glück mit unserer Auslosung, aber heute haben wir sehr eindrucksvoll gespielt.“ Das Sportmagazin ESPN griff ganz tief in die Klischee-Kiste: „Ein deutsches Fest im Oktober.“

Das Einzige, was der deutschen Mannschaft bis zum Spiel gegen die USA am Sonntag noch zu tun bleibt, ist, das Vertrauen in das eigene Können nicht zu verlieren. So war es ihnen nämlich beim letzten großen Aufeinandertreffen passiert. Vor vier Jahren im WM-Viertelfinale führten die Deutschen zur Halbzeit 2:1. Am Ende hieß es 3:2 für die Amerikanerinnen. Diesmal soll es anders werden, hat sich auch die Frankfurter Torjägerin Birgit Prinz vorgenommen. „Wir haben nichts zu verlieren. Nun folgt die Kür“, sagt sie. Selbst die Qualifikation für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Athen hat die deutsche Mannschaft als Belohnung in der Tasche. Den Gastgeberinnen hingegen, die nach der Schließung der Profiliga Wusa auch um den Ruf ihres Sports in ihrem Land kämpfen, würde ein vorzeitiges Ausscheiden kaum verziehen. Amerika kennt keine zweiten Sieger.

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