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Leichte Enttäuschung. Für Karl Geiger war in Innsbruck mehr drin.

© Daniel Karmann/dpa

Patzer bei der Vierschanzentournee: Karl Geiger büßt in Innsbruck wichtige Punkte ein

Der deutsche Hoffnungsträger Karl Geiger patzt bei der Vierschanzentournee in Innsbruck. Damit sind die Chancen auf den Gesamtsieg gesunken.

Wenn die deutschen Skispringer auf der Schanze am Innsbrucker Bergisel fliegen, werden immer ganz spezielle Geschichten geschrieben. Am letzten Februar-Wochenende des Jahres 2019 gewann Markus Eisenbichler hier das WM-Einzelspringen vor seinem Zimmerkollegen Karl Geiger. Die Heldenstory komplett machte der deutsche Goldgewinn im Teamwettbewerb tags darauf.

Gut zehn Monate später stand der als große Hoffnung auf den ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg angereiste Karl Geiger am Samstagnachmittag traurig im Regen von Innsbruck. Nach zwei zweiten Plätzen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen landete der 26-Jährige bei der dritten Station der 68. Vierschanzentournee vor 20.000 Zuschauern nur auf Rang acht. Seine schlechteste Weltcup-Platzierung in diesem Winter. Damit sind die Chancen auf die Nachfolge des letzten deutschen Tournee-Triumphators Sven Hannawald (2001/2002) gesunken.

Dawid Kubacki übernimmt die Tournee-Gesamtwertung

„Das ärgert mich extrem. Ein nicht ganz so guter Sprung bei schlechten Bedingungen – und schon ist es vorbei. Man darf sich halt keine Fehler erlauben“, sagte Geiger traurig. So ganz vorbei ist es allerdings noch nicht. Vor dem Finalspringen des Skisprung-Grand-Slams hat der in Innsbruck zweitplatzierte Pole Dawid Kubacki (830,7 Punkte) die Führung in der Tournee-Gesamtwertung übernommen. Auf Platz zwei liegt der norwegische Newcomer Marius Lindvik (821,6) – er feierte nach dem Triumph beim Neujahrsspringen von Garmisch-Partenkirchen am Bergisel seinen zweiten Tournee-Tagessieg in Folge. Geiger geht mit 817,4 Punkten auf Platz drei der Gesamtwertung in das große Finale am Montag in Bischofshofen.

13,3 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Kubacki – umgerechnet reichlich sieben Meter - sind zwar eine Menge. Allerdings ist Bischofshofen eine Fliegerschanze, auf der man schnell viele Meter aufholen kann. Geiger: „Auch wenn es hier daneben gegangen ist – meine Form stimmt trotzdem noch. Bischofshofen ist eine andere Schanze, da greife ich wieder an.“

Dann wird sich erweisen, wie Karl Geiger ein weiteres Drama für die deutschen Skispringer an ihrer Schicksalsschanze in Innsbruck verkraftet hat. Severin Freund (2016) und Richard Freitag (2018) mussten hier ihre Hoffnungen auf den Tournee-Gesamtsieg jeweils nach Stürzen begraben. 2019 büßte Markus Eisenbichler als enttäuschender 13. am Bergisel alle Chancen gegen den späteren Sieger Ryoyu Kobayashi (Japan) ein.

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„Ich habe vorher vermutet, dass die Schanze nach dem WM-Triumph positiv für die deutschen Skispringer besetzt ist“, sagte der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster als Zuschauer am Bergisel. Dem war aber offenbar überhaupt nicht so. Nur Team-Weltmeister Stephan Leyhe konnte als Fünfter überzeugen und arbeitete sich auf Rang sechs in der Gesamtwertung vor. Ansonsten gab es nicht nur für Geiger eine bittere Enttäuschung: Auch der dreimalige Weltmeister Markus Eisenbichler (27.) und Constantin Schmid (26.) stürzten ab. Pius Paschke verpasste sogar den Sprung unter den Top 30.

Die deutschen Flieger kamen mit den ungewohnten Aufwind-Bedingungen – sonst wird im Weltcup fast durchweg bei Rückenwind gesprungen – überhaupt nicht zurecht. Karl Geiger hatte im ersten Durchgang zudem Pech mit der Stärke der Windunterstützung. Er stürzte bei 117,5 Metern ab, kurz nachdem sein direkter Konkurrent Kubacki bei besseren Verhältnissen bei 133 Metern gelandet war.

Bundestrainer Horngacher sieht nicht nur Wetter als Problem

Doch der Wind war auch laut Bundestrainer Stefan Horngacher nicht der einzige Grund für Geigers Absturz im ersten Durchgang auf Rang 24: „Er war auch zu früh beim Absprung.“ Immerhin arbeitete sich Geiger im Final-Durchgang mit starken 126 Metern noch auf Rang acht nach vorn. Der deutsche Vorflieger war an den beiden Wettkampftagen am Bergisel aber nie richtig in Topform gekommen: „Ich hatte Probleme mit der Schanze.“ Zudem hatte er im Teamhotel Isserwirt in Lans Probleme mit dem Schlafen – vielleicht war der Druck am Ende doch zu groß. Genauso wie für Tournee-Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi: Er stürzte in Innsbruck sogar auf Rang 14 ab und fiel damit in der Gesamtwertung hinter Geiger zurück.

Das zeigt, wie schnell es im Skispringen gehen kann. Der momentan beste Flieger der Welt ist plötzlich Newcomer Marius Lindvik. Der norwegische Junioren-Weltmeister von 2018 flog in Innsbruck sowohl bei Aufwind im ersten Durchgang als auch bei Rückenwind-Bedingungen im Finale überragend. Jetzt ist sogar der erste norwegische Tournee-Gesamtsieg seit Anders Jacobsen vor 13 Jahren möglich. Lindvik ist in Bischofshofen zwar noch nie gesprungen, aber fährt bester Stimmung zum Finale: „Es ist einfach großartig, wie ich momentan springe. Es ist zwar noch ein Loch da in der Gesamtwertung – aber alles ist möglich.“

Erik Otto

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