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Sport: Pfeifen im dunklen Keller

In Kaiserslautern ist nach dem 1:2 gegen Stuttgart nur noch Mario Basler vom Klassenverbleib überzeugt

Kaiserslautern. Pfiffe, lange Gesichter und ein Schuss Ohnmacht. Es glich schon einem Trauerzug, wie die Spieler des 1. FC Kaiserslautern nach der 1:2-Niederlage gegen den VfB Stuttgart vom Rasen schlichen. Was der große Wendepunkt im Abstiegskampf werden sollte, wurde vor 36 500 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion zur ernüchternden Pleite. Mit ernsten Gesichtern traten die Pfälzer vor die Mikrofone. „Wir sind noch nicht abgestiegen“, sagte Mario Basler, als wolle er laut im dunklen Keller pfeifen. Basler hatte lausig schlecht gespielt. Nicht besser als Ciriaco Sforza, der kaum Impulse geben konnte. Die beiden, die sich als Führungsspieler sehen, konnten nicht verhindern, dass Kaiserslautern vom überlegenen VfB Stuttgart vorgeführt wurde.

So beim 0:1, als die Stuttgarter Stürmer Ioannis Amanatidis und Kevin Kuranyi die gesamte Hintermannschaft der Pfälzer mit Leichtigkeit ausspielten und Kuranyi sein zehntes Saisontor schoss. Nicht einmal der für 1,5 Millionen Euro aus Montpellier geholte Bill Tchato konnte die Löcher stopfen. „Die Mannschaft hat 30 bis 40 Prozent unter ihren Möglichkeiten gespielt. Ich bin sehr enttäuscht“, sagte FCK-Trainer Erik Gerets. „Die Jungs sitzen jetzt in der Kabine und sind kaputt.“ Auch der eher zufällige Ausgleich durch Vratislav Lokvenc konnte keinen aufmuntern. Gegen seinen Flachschuss aus 17 Metern war Hildebrand machtlos. Mehr als das berühmte Strohfeuer kam jedoch nicht heraus. Zu schwach präsentierte sich Kaiserslautern. „Zu wenig Druck gemacht“, sagte Gerets. Die Schaltzentrale im Mittelfeld war beim überragenden Krassimir Balakow in besten Händen. Der 37-Jährige lief allen davon und erzielte sogar das Siegtor für die Schwaben.

Trotzdem wird Balakow nach der Saison wohl seine Karriere beenden und in den Trainerstab der Stuttgarter wechseln. „Es freut mich für ihn besonders, dass er heute so stark gespielt hat und das entscheidende Tor erzielte", sagte Magath. Selbst Erik Gerets sprach in diesen schweren Minuten viel lieber vom Gegner als von seinen Spielern. „Wir haben Balakow nicht in den Griff bekommen. Die Stuttgarter haben ein Kompliment verdient. Wie sie hier aufgetreten sind, abgeklärt, klar, das war klasse“, sagte Gerets und zog ratlos die Schultern hoch. „Wir haben nächste Woche Schalke, das ist nicht gerade das einfachste Spiel.“ Da der direkte Konkurrent im Abstiegskampf aus Mönchengladbach erst am Sonntag spielt, hat Kaiserslautern weiter sechs Punkte Rückstand auf einen rettenden Platz. „Wir haben eine Chance verpasst, aber ich werde am Sonntag beim Training zeigen, dass ich nicht aufgebe“, sagte Gerets und sah blass aus.

Die Niederlage nach einer Vorbereitung, die die Pfälzer als optimal bezeichnet hatten, bedeutet einen schweren Rückschlag, der die finanziellen Probleme des mit 30 Millionen Euro verschuldeten Vereins weiter verstärkt. Angesichts der Geldnöte scheint inzwischen selbst die Lizenz für die Zweite Liga in Gefahr. Als auf der Videotafel nach dem Schlusspfiff der Spruch „Der FCK wünscht einen guten Heimweg“ aufleuchtete, klang das wie die Ankündigung eines bitteren Abschiedes.

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