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"Pinkelaffäre": Kahn zeigt sich reumütig

"So etwas darf nicht passieren": Nach der Anklage gegen Oliver Kahn und Lucio wegen Ausfällen bei einer Dopingkontrolle im Anschluss an das Champions-League-Spiel gegen Real Madrid gibt sich der Bayern-Keeper einsichtig. Eine Sperre befürchtet er nach seiner Erklärung nicht mehr.

München - Kapitän Oliver Kahn vom FC Bayern München zeigt in der so genannten Pinkelaffäre Reue. Am Dienstag entschuldigte sich der Torhüter des deutschen Rekordmeisters in einer schriftlichen Stellungnahme an die Uefa für sein Fehlverhalten bei der Dopingkontrolle nach dem Champions-League-Spiel gegen Real Madrid am 7. März. "Es war nicht okay, wie ich meinen spontanen Frust rausgelassen habe. Es tut mir leid", sagte Kahn. Eine Sperre für die Partie beim AC Mailand am 3. April befürchtet er nicht: "Ich habe jetzt über 100 Champions-League-Spiele gemacht und mir nie etwas zu Schulden kommen lassen. Also gehe ich davon aus, dass ich spiele."

Kahn und Bayerns Brasilianer Lucio droht für das Viertelfinal-Hinspiel in Mailand die Zuschauerrolle, nachdem die Europäische Fußball-Union (Uefa) beide wegen "ausfälligen" Verhaltens bei der Dopingkontrolle angeklagt hatte. Ihnen wird vorgeworfen, "grundsätzliche Regeln des guten Benehmens gebrochen zu haben". Sollte die Kontroll- und Disziplinarkommission der Uefa an diesem Donnerstag am Verbandssitz in Nyon das Duo schuldig sprechen, würde dies den FC Bayern in Mailand arg schwächen.

Keine Stellungnahmen von Hitzfeld und Hoeneß

Trainer Ottmar Hitzfeld muss bereits auf Mittelfeldspieler Mark van Bommel verzichten. Der Niederländer war nach der Gelb-Roten Karte gegen Real für zwei Spiele gesperrt worden, weil er gegen die wegen seiner obszönen Gesten im Hinspiel verhängte Bewährung verstoßen habe. Während sich Hitzfeld nicht zu den Vorfällen äußern wollte und Manager Uli Hoeneß am Wochenende lediglich über "einige Wortgefechte" berichtete, nahm Kahn ausführlich Stellung und bedauerte seine Entgleisung.

"So etwas darf nicht passieren. Ich möchte mich beim Dopingarzt entschuldigen", sagte der 37-Jährige. Nach eigenen Angaben konnte Kahn die Urinproben erst zwei Stunden nach Spielende, "so gegen ein Uhr nachts" abgeben: "Ich kann noch solchen Spielen einfach nicht. Ich trinke Wasser, Mineralgetränke - bis nichts mehr reingeht. Ich brauch' da immer zwei, drei Stunden, bis alles erledigt ist."

"Ich war müde, sauer, genervt"

Während die Mannschaft in der Kabine das Weiterkommen gegen Madrid ausgelassen feierte, habe er im Dopingraum gesessen und ständig auf die Uhr geschaut, "weil die Familie wartete. Als ich dem Dopingarzt dann endlich meinen Becher bringe, sagt er, dass er nicht zugesehen hätte. Ich müsste noch mal". Daraufhin habe er seinen Frust raus gelassen, "ich war müde, sauer, genervt". Der Arzt sei natürlich erschrocken gewesen, "aber es ist schwer für einen Außenstehenden, diesen unglaublichen Druck, der rund um ein K.o.-Spiel gegen Madrid herrscht, nachzuvollziehen. Und dann passiert noch so etwas wie mit der Dopingkontrolle".

Zu den am vergangenen Freitag veröffentlichten Vorwürfen der Uefa bezog Kahn erst jetzt Stellung, "weil bis dahin und auch übers Wochenende weder der FC Bayern noch ich irgendwelche offizielle Information von der Uefa erhalten hatten. Deshalb konnten wir nicht reagieren. Und nur auf Medienberichte nehme ich in seiner Situation nicht Stellung." Beim 2:1-Sieg gegen Real Madrid war Kahn bereits im vierten Spiel hintereinander für die Dopingkontrolle ausgelost worden. (tso/dpa)

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