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Eiertanz. Die Profis der Buffalo Bills bejubeln ihre erste Play-off-Teilnahme seit 19 Jahren. Sonntagabend treffen sie auf die Jacksonville Jaguars.

© Reuters

Play-off-Start in der NFL: Die Buffalo Bills sind das blinde Huhn

An diesem Wochenende starten die Playoffs in der NFL. Erstmals seit 19 Jahren sind auch die Buffalo Bills wieder vertreten - und wollen gegen ihr Loser-Image ankämpfen.

Was dem Bayern die Weißwurst, ist den Bewohnern Buffalos der Chicken Wing. Mitte der 60er Jahre soll dieses Essen im US-Bundesstaat New York erfunden worden sein, bis heute hält sich eine landesweit operierende Fast-Food- Kette, die die Stadt im Namen trägt und für frittierte Hühnerflügel bekannt ist. Der Chicken Wing ist also gewissermaßen Kulturgut. So überraschte es auch nicht, dass der lokale Football-Klub kürzlich eine ähnliche Form der Danksagung wählte wie einst Uli Hoeneß, der sich bei der Spielvereinigung Unterhaching mit einer Weißwurst-Sonderlieferung für die Schützenhilfe am letzten Bundesliga- Spieltag gegen Bayer Leverkusen revanchierte. Im konkreten Fall durften sich die Profis der Cincinnati Bengals aus der US-amerikanischen National Football League (NFL) über eine Ladung fettigen Fingerfoods freuen. „Die Rechnung geht auf uns“, sagte Kyle Williams, Verteidiger der Bufallo Bills, „das ist das Mindeste, was wir tun können.“

Am vergangenen Wochenende, dem letzten NFL-Spieltag der regulären Saison, hatte Cincinnati den Bills unverhofft Schützenhilfe geleistet und völlig überraschend die Baltimore Ravens besiegt. Für Buffalo bedeutete das wiederum: Mit einem Sieg ist die Teilnahme an den Play-offs gesichert. Die Bills ließen sich die Chance nicht nehmen und beendeten mit einem 22:16-Erfolg über die Miami Dolphins eine der längsten Negativserien im US-Sport. Bei der K.o.-Phase der NFL an diesem Wochenende, wird Buffalo zum ersten Mal seit 1999 wieder mit von der Partie sein (Samstag und Sonntag ab 18 Uhr, live bei Pro7Maxx). Entsprechend euphorisch war die Stimmung dieser Tage im hohen Nordosten der USA, wo die Football-Fans traditionell so fanatisch sind wie die Temperaturen Anfang Januar frostig. „Die Menschen sind total durchgedreht – und sie haben auch allen Grund dazu“, sagt Kyle Williams, „wir können es selbst noch nicht so richtig glauben.“

Die Bills sind das Bayer Leverkusen der NFL

Zuletzt ist Buffalos Football-Klub nämlich eher belächelt worden unter den US-Sportfans. Seit Mitte der 90er eilte ihm der Ruf eines chronischen Verlierers voraus. Zwischen 1991 und 1994 zogen die Bills zwar vier Mal in Folge in den Super Bowl ein – eine historische Leistung, die zuvor kein Team erreicht hatte und seitdem auch nicht. Allerdings brachten sie das Kunststück fertig, alle vier Endspiele mehr oder weniger dramatisch zu verlieren. Die Bills waren quasi das Bayer Leverkusen der NFL, auch deshalb passt die Weißwurst-Chicken-Wing-Geschichte. Der Sportsender ESPN hat den Geschehnissen von damals in Anlehnung an die nahegelegenen Niagara-Fälle und die vier Final-Niederlagen eine großartige Dokumentation mit dem Titel „Four Falls of Buffalo“ gewidmet.

Was auf die Niederlagen im Super Bowl folgte, war allerdings noch viel schwerer zu ertragen für die Sportfans der Region. Zwischen 2000 und 2013 schlossen die Bills keine einzige Saison mit einer positiven Bilanz, die Teilnahme an den Play-offs war reines Wunschdenken – bis jetzt. Vor dem ersten K.o.-Spiel seit 1999 überschlagen sich die lokalen Medien und Nachrichtenportale mit Rückblicken und Geschichten. Buffalos größte Tageszeitung etwa, „The Buffalo News“, erinnert dieser Tage in zahlreichen Rückblicken an die großen Play- off-Spiele der Franchise. Allerdings gehen die Bills als krasser Außenseiter in ihr Duell mit den Jacksonville Jaguars. Auch den anderen sechs Teilnehmern des sogenannten Wildcard-Wochenendes – Tennessee, Kansas City, Atlanta, Los Angeles, Carolina und New Orleans – werden eher theoretische Chancen eingeräumt. Als große Favoriten gelten die Mannschaften aus New England, Pittsburgh, Philadelphia und Minnesota, die sich als statistisch beste Teams der regulären Saison ein Freilos für die erste Runde gesichert haben und erst am zweiten Januar-Wochenende eingreifen müssen.

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