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Getrennte Wege. Albas Trainer Sasa Obradovic hat aus seinen Spielern kein schlagkräftiges Team formen können.

© Imago/Camera4

Play-offs in der Basketball-Bundesliga: Nichts spricht mehr für Alba Berlin

Bei Alba Berlin scheint niemand mehr an ein erfolgreiches Saisonende und ein Wunder in den Play-offs der Basketball-Bundesliga zu glauben.

Im Bereich des Rationalen ist für Alba Berlin in dieser Saison nicht mehr allzu viel zu holen. Zu eindeutig sind die Schwächen der Berliner Basketballer, zu aussichtslos scheint die Situation in der Play-off-Serie gegen die Frankfurt Skyliners. Nach der 65:71-Niederlage vom Mittwochabend droht Albas Saison in der dritten Viertelfinalpartie am Samstag in Frankfurt zu enden. Und so unternahm Albas Geschäftsführer Marco Baldi bei seiner Analyse einen Ausflug ins Metaphysische. „Was für uns spricht, ist, dass nichts für uns spricht“, sagt Baldi.

Zumindest mit dem zweiten Teil dieser Aussage liegt der Berliner Manager definitiv richtig. Es ist kaum vorstellbar, dass Alba nun drei Siege in Serie holt und dabei auch noch zwei Mal auswärts gewinnt. Kämpferisch holten die Berliner am Mittwoch alles aus sich heraus. Das reichte aber nicht, um die Skyliners in Gefahr zu bringen. Zu dürftig zeigte sich Alba in Spielorganisation und Spielwitz, zu schwach war die Wurfquote der Gastgeber.

Laut Baldi hatte das Team „alles rausgehauen“. Mit großem Einsatz allein ist ein solides, smartes und selbstsicheres Team wie Frankfurt aber nicht zu besiegen. Dafür müssen auch erfolgreiche Angriffsaktionen und ein gemeinsamer Plan her. Doch von diesen Qualitäten ist Alba zurzeit weit entfernt. Baldi sprach von einem „riesigen Selbstvertrauen-Defizit“ seiner Spieler. „Aber Basketball hat am Ende etwas damit zu tun, dass der Ball reingeht“, sagte Baldi. „Wir müssen offensiv freier, entspannter sein.“

Mit Ursachenforschung und Grundsatzanalysen der Misere wollen sich die Berliner zurzeit noch nicht beschäftigen, dafür bleibt in der vermutlich bald einsetzenden langen Sommerpause noch genug Zeit. Nicht nur bei vielen Fans scheint sich die Erkenntnis breit gemacht zu haben, dass sich diese Berliner Mannschaft nicht mehr finden wird.

Nach dem Spielende am Mittwoch musste man im Vip-Raum der Max-Schmeling-Halle nicht einmal allzu sehr die Ohren spitzen, um die Weisheit aufzuschnappen, dass ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende definitiv vorzuziehen sei. Natürlich hätte das Spiel am Mittwoch anders verlaufen können, wenn Alba in der Anfangsphase besser getroffen hätte. An den grundsätzlichen Defiziten des Kaders und im Zusammenspiels hätte aber auch eine Trefferserie zu Spielbeginn nichts geändert.

Obradovics Vertrag bei Alba läuft nach der Saison aus

Auch Trainer Sasa Obradovic scheint nicht mehr an ein Wunder zu glauben. Immer wieder drehte sich der Coach während des Spiels mit hilflosen Gesten zu seinen Assistenten um – wenn er nicht gerade mit verzweifeltem Toben beschäftigt war. Nach vier Jahren bei Alba könnte der Serbe am Samstag sein letztes Spiel als Coach der Berliner erleben. Sein Vertrag läuft aus, nach dieser Saison dürften weder Trainer noch Verein allzu leidenschaftlich um eine Fortsetzung der Zusammenarbeit kämpfen.

Am Rande des Euroleague-Final-Fours war zu hören, Obradovics Abschied aus Berlin stehe sogar schon lange fest. Mögliches Ziel könnte Gerüchten zufolge seine alte Liebe Roter Stern Belgrad sein. Der serbische Traditionsklub hatte in dieser Saison überraschen das Euroleague-Viertelfinale erreicht, Roter Sterns aktueller Coach Dejan Radonjic könnte in diesem Sommer zu einem europäischen Topklub weiterziehen, Obradovic stünde in diesem Fall bereit, um den frei werdenden Posten bei seinem Heimatklub einzunehmen.

Die Voraussetzungen für eine Wende in der Serie gegen die Frankfurt Skyliners stehen also alles andere als gut. „Vielleicht hilft uns die Einstellung nach dem Motto: Jetzt ist es auch egal“, sagte Marco Baldi. „In so einer Situation hilft nur, dass man den Kopf oben hält.“ Auf der Bank der Berliner sah das bei Spielende am Mittwochabend so aus: Brandon Ashley hatte sein Gesicht in einem Handtuch vergraben, Akeem Vargas und Alex King hingen vornübergebeugt über der Werbebande, mit der Stirn in Richtung Boden.

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