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Immer nah beieinander. Die Eisbären-Spieler können sich derzeit nicht aus dem Weg gehen - auf dem Eis und außerhalb.

© dapd

Play-offs in der DEL: Der ganz alltägliche Eisbären-Wahnsinn

Während der Play-offs hocken die Spieler der Eisbären permanent aufeinander – Woche für Woche, Tag für Tag. Bisher funktioniert das problemlos, auch weil das Team gewinnt.

Von Katrin Schulze

Bis jetzt ist es eine sehr glückliche Beziehung. Sie ist weitgehend krisenfrei, und sie wird auch dann nicht langweilig, wenn man tagein, tagaus aufeinander- hockt. „Wir haben viel Spaß“, sagt Florian Busch, der in der Beziehung für den Sturm zuständig ist. „Und das, obwohl wir uns täglich sehen, zusammen essen und auch abends zusammen rumhängen. Das ist wie bei Mann und Frau.“ Der einzige Unterschied: Bei den Eisbären Berlin kommen nicht zwei Menschen, sondern gleich 21 plus Trainer und Betreuer bestenfalls so gut miteinander aus, dass sie sich gegen alles in der Welt durchsetzen. In der Endrunde um die deutsche Eishockeymeisterschaft entscheidet eben auch, wer die harmonischste Beziehung, also den besten Teamgeist hat.

Dafür haben die Eisbären beispielsweise einen festen Tagesplan erarbeitet, der im Wesentlichen immer gleich aussieht. Schon in der Vorbereitung hat das Team jeden Morgen zusammen vor dem Training gefrühstückt, und nun, da die Play-offs laufen, wird die Routine auf die Spitze getrieben. Mehr noch als in jeder üblichen Zweierbeziehung machen die Profis gemeinsam. Erholungspausen voneinander gibt es kaum. Frühstück, Training, Mittag, Ruhephase, Kaffee und Kuchen, Besprechung, Abendessen – und jeden zweiten bis dritten Tag ein Eishockeyspiel. Auf diesen einfachen Ablauf lässt sich das Leben der Profis im Moment reduzieren. Woche für Woche, Tag für Tag.

Dabei ist es überhaupt nicht so simpel. Trainer Don Jackson sagt: „Auf einmal sitzen wir hier ohne Walker, Pederson und Ustorf, und es muss trotzdem klappen.“ Macht es: Zwei Play-off Spiele haben die Eisbären ohne ihre drei Führungsspieler der Vergangenheit bislang bestritten, beide konnten sie gewinnen. Zuletzt am Donnerstag mit 4:2 bei den Kölner Haien, wo sie „als Team einen Superjob gemacht haben, vor allem als es gegen Ende turbulent und kritisch wurde“, wie Jackson findet. Dass es so weit gekommen ist, hat viel mit einem Umstand aus der Hauptrunde dieser Saison zu tun, glaubt Busch: „Durch die vielen Verletzten sind wir noch mehr zusammengewachsen, jeder musste mehr Verantwortung übernehmen, jeder ist irgendwie Chef.“

Die Eisbären stehen vor dem dritten Spiel der Best-of-seven-Viertelfinalserie am Sonntag in Berlin womöglich also auch deshalb so gut da, weil sich niemand zu wichtig nimmt. Weil jeder weiß, dass in den Play-offs noch nie ein Team von lauter Individualisten gewonnen hat. Doch die Angelegenheit geht noch tiefer; sie hat in Berlin System. Während andere Mannschaften der Liga in schöner Regelmäßigkeit ihren halben Kader austauschen, sind die Eisbären über Jahre im Stamm zusammengeblieben. „Ich sehe inzwischen sofort, ob es einem anderen Spieler gut oder schlecht geht“, sagt Florian Busch. Das hilft in dieser Phase der Saison enorm und zeigt, dass Gewohnheit im Eishockey offensichtlich förderlich ist. Und kein Beziehungskiller.

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