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Sport: Präzise in den Wind geschossen

Biathletin Uschi Disl entdeckt neue Stärken

Oberhof - In ihrem Jahrbuch erstellt die Internationale Biathlon-Union eine Rangliste, in der nur die Schießergebnisse berücksichtigt werden. Uschi Disl taucht in der Übersicht der vergangenen Saison gar nicht auf – obwohl sie Gesamtweltcup-Vierte war. Für ihren Namen war kein Platz mehr. Die Liste ging nur bis Rang 51, Disl aber belegte Platz 64. Sie traf 297 von 400 Scheiben, das entsprach einer Quote von 74 Prozent. Ihre Mannschaftskameradin Martina Glagow führt mit 89 Prozent. Dass Disl dennoch zu den weltbesten Biathletinnen gehört, liegt an ihren starken Auftritten in der Loipe, wo sie trotz mancher Strafrunde bessere Schützinnen hinter sich lässt.

Am Sonntag erkämpfte sich die 34-Jährige beim Weltcup in Oberhof mit Platz zwei im Sprint und dem Sieg im Verfolgungsrennen die Führung im Gesamtweltcup zurück und liegt drei Punkte vor der Französin Sandrine Bailly. Für Disl war es der dritte Saisonsieg, auch die ersten beiden Rennen Anfang Dezember hatte sie gewonnen. Am Sonntag leistete sie sich in der Verfolgung bei 20 Versuchen fünf Schießfehler und war dennoch hochzufrieden. „Heute habe ich es übers Schießen gemacht. Wegen des böigen Winds habe ich konzentriert gearbeitet, mir Zeit gelassen. Die fünf Strafrunden waren angesichts der Bedingungen in Ordnung“, sagte sie. Im Sprint hatte sie acht von zehn Scheiben getroffen. „Wir bemühen uns um mehr Konstanz am Schießstand“, hatte Bundestrainer Uwe Müssiggang vor Saisonbeginn gesagt.

Bislang stimmt die Konstanz, und Disl hat mit 27 Weltcup-Einzelsiegen nur noch die nicht mehr aktive Schwedin Magdalena Forsberg vor sich. Sie hat viel erreicht – aber längst nicht alles. Disl war Staffelolympiasiegerin und -weltmeisterin, hat in olympischen Einzelrennen Silber und Bronze gewonnen und war im Gesamtweltcup je dreimal Zweite und Dritte. Doch die Trophäe für den Gesamtsieg fehlt ihr ebenso noch wie Einzeltitel bei Olympia und WM. Bei der Weltmeisterschaft 2004 in Oberhof bestritt sie wegen einer Grippe nur ein Rennen, stürzte und wurde Neunte. Im März hat sie bei der WM in Hochfilzen die nächste Chance, ganz nach vorn zu laufen – wenn die Ergebnisse am Schießstand stimmen. Erst danach will sie entscheiden, ob sie ihre Karriere bis zu Olympia 2006 in Turin fortsetzt.

Helen Ruwald

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