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Im Mittelpunkt der Tiraden. Die Schiedsrichter stehen in der Finalserie zwischen Alba und Bamberg öfter in der Diskussion. Foto: Eibner

© Eibner-Pressefoto

Sport: Psychotricks und Videoabende

Die Diskussion um die Schiedsrichter zeigt, wie blank die Nerven bei Alba und Bamberg im Finale liegen

Berlin - Es könnte ein vergnüglicher Videoabend werden. Marco Baldi, Mithat Demirel und Wolfgang Heyder treffen sich, auf einem Berliner oder Bamberger Sofa, vielleicht bringt der eine Popcorn mit, ein anderer Chips, ein dritter guter Laune, und dann legt Heyder die DVD ein. „Ich bin mir sicher, die beiden würden bestätigen, dass es vier, fünf gravierende Fehlentscheidungen gab, wenn ich sie ihnen auf Video zeige“, sagt Bambergs Geschäftsführer und erneuert die Kritik, die er nach dem zweiten Finalspiel gegen die Schiedsrichter angebracht hatte. Die wiederum hatte Albas Führungsspitze aufgebracht, sie hielten die Kritik für unangebracht, denn sie habe die Schiedsrichter von ihrer Linie abgebracht.

Und so würden bei einem Videoabend die Berliner statt Naschkram wohl eher viele Statistikblätter mitbringen und damit wütend herumwedeln. In allen drei Finalspielen hat Alba Berlin bisher mehr Fouls gegen sich gepfiffen bekommen und weniger Freiwürfe erhalten als der Gegner. „Die Fakten sprechen für eine ungleiche Behandlung, da brauchen wir keine Videos“, sagt Demirel, der auch zwei Tage nach dem Spiel noch so sauer ist wie zuletzt nach dem 74:90 in Bamberg. „Das nehme ich nicht hin, ich erwarte, dass am Dienstag auf dem Spielfeld gleiche Bedingungen für beide Teams herrschen.“

Die Diskussion um die Schiedsrichter zeigt vor allem eines: Die Nerven liegen blank vor dem vierten Finalspiel am heutigen Dienstag (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof, live auf Sport 1), in dem Bamberg bereits Meister werden könnte. Das will Alba verhindern und ein fünftes Spiel am Samstag in Bamberg erzwingen. Und so wie die Spieler auf dem Feld nichts unversucht lassen, um zu gewinnen, loten auch die Verantwortliche alle Möglichkeiten aus, den Ausgang der Finalserie zu beeinflussen. Neben dem Legen falscher Fährten um den Gesundheitszustand von Bambergs Spielmacher John Goldsberry heißt das: Schiedsrichter beeinflussen.

Das streiten natürlich beide Seiten ab. „Es war nicht mein Ziel, eine Diskussion loszutreten“, sagt Heyder. „Das hat eher damit zu tun, das Adrenalin nach dem Spiel loszuwerden.“ Und so argumentiert er, sich selbst widersprechend: „Ich glaube nicht, dass sich Schiedsrichter beeinflussen lassen, man erreicht eher das Gegenteil: dass sie bei der eigenen Mannschaft genauer hinschauen.“

Auch Alba betont, „dass es nicht unsere Art ist, sich über Schiedsrichter zu äußern“, wie Demirel sagt, wobei die Vergangenheit das Gegenteil lehrt, als Alba schon einmal vorwurfsvoll Videos zur Liga schickte. Die Frage ist, ob Albas Verantwortliche mit dieser Diskussion nicht ein Alibi liefern für die Spieler, die in Bamberg zuletzt auch deshalb oft foulten, weil sie in der Verteidigung zu spät kamen.

„Wir steigern uns nicht hinein, das sind belegte Fakten“, sagt Alba-Geschäftsführer Marco Baldi, der erwartet, „dass am Dienstag wieder das Geheule losgeht, wenn Bamberg 50 Freiwürfe statt 20 will.“

Mittlerweile betrachtet auch die Bundesliga aufmerksam den Streit. „Schiedsrichterkritik und ungebührliches Verhalten sind untersagt“, sagt Liga-Geschäftsführer Jan Pommer. „Wir werden das in Ruhe beobachten und dokumentieren.“ Wobei der Liga-Chef auch zugibt, dass „die Schiedsrichterleistungen im Finale nicht zur Gänze unseren hohen Qualitätsstandards genügten“. So klingt offene Kritik in Diplomatisch.

Aber auch wenn mancher Pfiff falsch ist: Spiele gewinnen und verlieren in erster Linie die Spieler. Das haben diese auch verstanden. „Auf Schiedsrichtern herumzuhacken macht keinen Sinn“, sagt Sven Schultze. „Das hat doch schon unter Herrn Pavicevic nichts gebracht.“ Und selbst wenn Fehlentscheidungen kommen, „dann müssen wir eben auch die Schiedsrichter schlagen“.

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