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Sport: Rache für Bern

Die deutsche Nationalmannschaft verliert das letzte Testspiel vor der EM 0:2 gegen Ungarn

Kaiserslautern - Das Trikot von Christian Wörns wies schon nach einer halben Stunde heftige Gebrauchsspuren auf. Der Stoff hing in Fetzen bis zum Brustbein des Verteidigers der deutschen Fußball-Nationalmannschaft herab. Einen so heftigen Kampf hatten Wörns und seine Kollegen im Jubiläumsspiel gegen Ungarn wohl nicht erwartet. Vor 50 Jahren standen sich beide Länder in Bern im Finale um die Weltmeisterschaft gegenüber. Damals siegte der Außenseiter aus Deutschland 3:2. Gestern Abend in Kaiserslautern nahm das Spiel erneut einen unerwarteten Ausgang. 0:2 unterlag die deutsche Nationalmannschaft im letzten Tesiel vor der Europameisterschaft. „Man darf jetzt nicht den Fehler machen und das Spiel überbewerten“, sagte Kapitän Oliver Kahn. Trotzdem wird die Nationalmannschaft nun am Mittwoch mit einigen Zweifeln nach Portugal fliegen.

Schon nach einer Minute kamen die Gäste, die vom deutschen Rekordnationalspieler Lothar Matthäus trainiert werden, zu ihrer ersten großen Chance. Jens Nowotny konnte Sandor Torghelle gerade noch beim Torschuss stören. In der siebten Minute war der ungarische Stürmer dann aber erfolgreich. Nach einem Fehler von Christian Wörns traf er zur 1:0-Führung.

Es dauerte fast eine halbe Stunde, ehe Ungarns Torhüter Gabor Kiraly zum ersten Mal einen Ball zu halten bekam. Torsten Frings hatte aus gut 20 Metern geschossen, Bernd Schneider den Ball noch abgefälscht. Im Spielaufbau und im Sturm wirkten die Deutschen oft umständlich. Dietmar Hamann und Michael Ballack vergaben im ungarischen Strafraum gute Möglichkeiten, Herthas Stürmer Fredi Bobic scheiterte mit einem Fallrückzieher an seinem Berliner Mannschaftskameraden Kiraly, der sich mit einer ausgezeichneten Leistung für einen neuen Arbeitgeber empfahl.

Matthäus hatte am Tag vor dem Spiel noch gesagt, dass er mit einer knappen Niederlage zufrieden sei. Stattdessen baute seine Mannschaft die Führung sogar noch aus. Wieder war es Torghelle, der nach einem Konter über nur vier Stationen vom eigenen Strafraum die Abstimmungsschwierigkeiten in der deutschen Viererkette nutzte und das 2:0 erzielte.

2:0 hatten die Ungarn auch vor 50 Jahren im WM-Finale geführt, doch da war den Deutschen schnell der Anschlusstreffer gelungen. Nach der Pause brachte Teamchef Rudi Völler mit Thomas Brdaric sowie den beiden Debütanten Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski neue Offensivkräfte. Die Deutschen hatten nun einige gute Chancen: Bobic (47. Minute), Schneider (57.) und zweimal Brdaric (59. und 69.) verfehlten das Ziel. Michael Ballack scheiterte mit einem Kopfball an Kiraly. „Die Mannschaft wollte“, sagte Völler.

Kapitän Oliver Kahn klagte jedoch, dass seine Mitspieler kein Selbstbewusstsein gezeigt hätten. „Vielleicht waren einige schon mit dem Kopf ein bisschen bei dem Turnier.“ Lothar Matthäus traut den Deutschen trotz der Niederlage bei der EM einiges zu. „In der Mannschaft steckt große Qualität. Ich bin zuversichtlich, dass sie zumindest das Halbfinale erreicht“, sagte der Trainer der Ungarn, der mit seinem eigenen Team hoch zufrieden war. In Anlehnung an das Wunder von Bern im Jahr 1954 sprach er vom „Wunder von Kaiserslautern“. Matthäus sagte: „Es ist unglaublich, was die Mannschaft geleistet hat.“ Diese Aussage traf auch auf die Deutschen zu. Tsp

Tsp

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