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Radsport: Klöden gewinnt Tirreno-Adriatico

Astana-Profi Andreas Klöden hat als erster Deutscher die traditionsreiche Fernfahrt Tirreno-Adriatico für sich entschieden. Damit rückt der 31-Jährige auch in den Favoritenkreis für den Tour-de-France-Sieg auf.

Berlin/San Benedetto - Im neuen Team hat Andreas Klöden schon früh in der Saison zu alter Stärke gefunden: Der 31-jährige Wahl-Schweizer von Astana gewann als erster deutscher Radprofi die 42 Jahre alte Fernfahrt Tirreno-Adriatico und machte damit Hoffnung auf mehr. Die auf der "Königsetappe" am Vortag herausgefahrenen drei Sekunden Vorsprung vor dem Luxemburger Kim Kirchen genügten Klöden auf der siebten und letzten Etappe am Dienstag über 177 Kilometer von Civitella del Tronto nach San Benedetto.

Er baute seine Führung beim ersten Bonussprint sogar noch um eine Sekunde aus und konnte dabei wieder auf die Unterstützung seiner Team-Kollegen Alexander Winokurow und Mathias Kessler rechnen. Den letzten Tagessieg sicherte sich im Massensprint der Spanier Koldo Fernandez - Klöden rollte zeitgleich über die Ziellinie. Sein Teamchef Mario Kummer freute sich: "Jede Sekunde am Montag war für Andreas Gold wert."

Klöden kann nun von Tour-Sieg träumen

Bei Telekom und T-Mobile stand jahrelang sein Freund Jan Ullrich als deutscher Hoffnungsträger im Mittelpunkt - mit Ausnahme der Tour de France 2006. In seinem neuen Astana-Team, benannt nach der Hauptstadt Kasachstans, hat Klöden formal Winokurow als Kapitän vor sich. Trotzdem träumt der in Kreuzlingen/Schweiz wohnende Cottbuser weiter von seinem ersten Tour-Sieg - erst recht nach seinem gelungenen Frühstart in die Saison.

"Endlich bin ich bei meiner Vorbereitung mal von Krankheiten und Verletzungen verschont geblieben. Deshalb überrascht mich meine Form nicht. Ich fühle mich in meinem neuen Team wohl und es gibt eigentlich keinen großen Unterschied: Der Druck zum Beispiel ist nicht geringer - Jetzt steht ein ganzes Land dahinter", sagte der 31-Jährige, nachdem er im Anschluss an die "Königsetappe" in San Giacomo das rot-gelbe Trikot des Spitzenreiters übernommen hatte.

Astana finanziell und sportlich weit vorne dabei

Zum Ende der vergangenen Saison hatte Klöden, der am kommenden Samstag beim ersten Frühjahrs-Klassiker in Mailand nicht am Start stehen wird, dem Bonner Team nach acht Jahren den Rücken gekehrt. Die Mannschaft wird großzügig von den fünf Wirtschafts-Riesen Kasachstans gesponsert. Der große Geldsegen lockte den Wahlschweizer, der sich auch in schwersten Zeiten immer zu Ullrich bekannte, und weitere ehemalige T-Mobile-Aktivisten wie Winokurow, Kessler, Manager Walter Godefroot und Teamchef Kummer. Aber nicht nur finanziell, auch sportlich steht Astana in vorderster Reihe.

Bei der Frage nach den möglichen Toursiegern 2007 fallen die Namen Winokurow und Klöden, immerhin schon Zweiter (2004) und Dritter (2006), ziemlich früh. "Die Tour ist für beide der absolute Saisonhöhepunkt und sie werden als Doppelspitze gut funktionieren. Wir hatten ja damals mit Ullrich und Riis an der Spitze auch nie Schwierigkeiten", meinte Godefroot, der Ullrich 1997 als Telekom-Manager mit zum ersten Toursieg eines Deutschen führte.

Klöden "in der Form von 2000"

Für den 64-jährigen Belgier ist der körperlich fragile Klöden, der in seiner Karriere oft gesundheitlich zurückgeworfen wurde, "in der Form von 2000". Damals gewann "Hilde", wie Klöden schon zu Amateurzeiten genannt wurde, Paris-Nizza und die Baskenland-Rundfahrt und wurde von der "L'Équipe" als "Ullrichs Bruder im Geiste" hochgejubelt. Allerdings konnte der gute Kletterer und starke Zeitfahrer - bei Hochform 63 Kilo leicht bei 1,83 Meter Körpergröße - danach die hohen Erwartungen selten erfüllen.

Klöden rechnet während der Tour neben seinem Team-Kollegen Winokurow, der das Astana-Team aus der Taufe hob, vor allem mit Ivan Basso als Hauptkonkurrenten im Kampf um das Gelbe Trikot: "Ich hoffe, er ist dabei." Wegen der angeblichen Verwicklungen in die Doping-Affäre Fuentes war der Giro-Gewinner vor dem Tour-Start im Vorjahr suspendiert worden. Sein Landesverband hatte das Verfahren gegen den Italiener vorerst eingestellt, der sich danach Discovery Channel anschloss. Trotzdem erscheint Bassos Tourstart eher fraglich, weil weitere Ermittlungen folgen könnten und die Tour ihn nicht will. (Von Andreas Zellmer und Thomas Mustroph)

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