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Reiterspiele: Klimaanlagen für den Pferdestall

Die Reitwettbewerbe in Hongkong haben mit der schwülen Hitze zu kämpfen. Für die Pferde soll spezielle Tiernahrung aus Deutschland eingeflogen werden.

Es ist kühl in diesen Tagen, selbst im subtropischen Süden Chinas. Im Pulli und die Hände in den Hosentaschen geht Sönke Lauterbach über das Gelände des Hongkong Jockey Clubs, der gut eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt vom Stadtzentrum liegt. Über den Golfplatz unterhalb des Geländes am Beas River werden im August die Vielseitigkeitsreiter galoppieren auf der Jagd nach olympischen Medaillen. Dann werden hier ganz andere Temperaturen herrschen, weiß der Deutsche in Diensten der Olympiaorganisatoren von Hongkong: „Wir werden dann knapp über 30 Grad und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit haben.“ Trotzdem ist er vom Erfolg der olympischen Reiterspiele überzeugt. „Das Tierärzteteam arbeitet das ganze Jahr erfolgreich mit 1500 Pferden. Man muss die Pferde und die Reiter nur auf die Bedingungen vorbereiten.“

Silvia Ikle ist weniger optimistisch. Nach dem Verzicht der Weltranglistenvierten hat die Schweiz als erste Equipe ihr Dressurteam zurückgezogen. Ikle fürchtet die Belastungen für ihr Spitzenpferd Salieri. Manche Experten halten aber auch mangelnde Medaillenchancen für den wahren Grund der Absage. Bedenken über den subtropischen Olympiaort äußerten zuletzt auch das kanadische Team und die deutsche Europameisterin im Springreiten, Meredith Michaels-Beerbaum. „Ich mache mir ganz viele Sorgen. Das sind keine normalen Bedingungen. Die Pferde müssen noch fitter sein als sonst“, sagte sie nach einer Hongkong-Vorbesprechung der Reiterlichen Vereinigung in Leipzig. Die hätten einige Reiter „total geschockt“ verlassen, sagte Bundestrainer Kurt Gravemeier.

Bedenken haben sie weniger wegen der Hitze, sondern wegen der extremen Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent und mehr im Hochsommer von Hongkong. Bei solchen Bedingungen kann der Schweiß der Pferde nicht mehr verdunsten. Es droht ein Hitzschlag. Darauf aber habe man sich eingestellt, versicherte der Hongkong Jockey Club nach der Absage der Schweizer in einer eiligst veröffentlichten Presseerklärung. Direkt nach der Landung würden die Tiere in klimatisierten Wagen in ebenfalls klimatisierte Ställe gebracht. Erstmals bei olympischen Reiterspielen stehe eine klimatisierte Trainingshalle zur Verfügung.

Ähnlich sehe es im Zielbereich des Vielseitigkeitsreitens aus, sagt Sönke Lauterbach. Direkt nach dem Wettbewerb nehmen Tierärzte und Pfleger die Tiere in Empfang. Im Ziel des Vielseitigkeitsritts werden Zelte mit Ventilatoren und Eiswasser aufgebaut. Von diesem „Weltklassestandard“ hätten sich alle Teilnehmer der Testspiele im letzten Sommer überzeugen können, sagt Lauterbach: „Die waren mit ihren Tierärzten hier. Da wurden bei jedem Training Reiter und Pferde verkabelt, Blut und Atemwerte genommen, so dass sie sich darauf einstellen können.“ Zuversicht strahlt auch Martin Plewa aus. Der frühere Vielseitigkeits-Bundestrainer und Chefrichter der kommenden Reiterspiele nannte den Testwettkampf in Hongkong den besten seiner Laufbahn.

Einen deutschen Boykott werde es nicht geben, versichert auch Thomas Hartwig, der Sprecher der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Natürlich seien die Bedingungen sehr speziell, aber man werde sich darauf vorbereiten. So schustert der Ausstatter Cavallo der deutschen Equipe Spezialstiefel mit eingenähten Belüftungsmembranen. Im Mittelpunkt aber stehe die Gesundheit der Pferde, sagt Hartwig. Sie würden noch intensiver untersucht und aus Deutschland wird spezielle Tiernahrung eingeflogen.

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