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Alexander Zverev beglückwunscht Dominic Thiem zum Sieg beim ATP Madrid Open.

© AFP/Oscar del Pozo

Rivalitäten im Tennis: Zverev trifft Thiem im Viertelfinale der French Open

Dominik Thiem und Alexander Zverev gehören zur Spitze der neuen Tennisgeneration. Doch der Konkurrenzdruck hat die einst guten Freunde auseinandergetrieben.

Am Samstagabend schaute Dominik Thiem in die Röhre. Besser gesagt auf ein dunkles Handydisplay. Natürlich wollte der Österreicher gerne das Fußballspiel gegen Deutschland schauen. Doch da stand "dieses Video ist nur in Österreich verfügbar", ärgerte sich Thiem, der gerade bei den French Open in Paris Tennis spielt.

Dass seine Nationalelf Deutschland mit 2:1 bezwang, bekam Thiem dennoch mit. "Ein Sieg gegen Deutschland, vor allem im Fußball, tut der Fan-Seele sehr gut", sagte er, ganz ohne Schadenfreude. Bei der WM werde er Deutschland die Daumen drücken, betonte Thiem, schließlich ist Österreich ja nicht dabei. Trotzdem hätte er nichts dagegen, wenn sich heute, im nächsten Duell zwischen Deutschland und Österreich, die Siegesserie fortsetzen würde – dieses Mal auf dem Tennisplatz. "Ja, das hoffe ich sehr", sagte Thiem und strahlte. Sein Gegner im Viertelfinale von Paris heißt Alexander Zverev.

Und würden die beiden ihre Kräfte an der Spielkonsole messen, dann würde es wohl unentschieden ausgehen. Als sie vor zwei Jahren zum ersten Mal bei den French Open gegeneinander spielten, da waren Zverev und Thiem noch dicke Kumpels. "Wir spielen oft Fußball auf der Playstation", erzählte Thiem damals: "Und ich gewinne immer." Zverev stritt das allerdings mit breitem Grinsen ab: "Das stimmt nicht: Ich gewinne immer."

Inzwischen hängt Zverev lieber mit dem brasilianischen Tennisprofi Marcelo Melo vor der Spielkonsole ab. So geht er mit Thiem auch nicht mehr so oft essen wie früher, auch trainiert er nicht mehr ständig mit ihm. Freundschaften sind eben schwierig, wenn man um die größten Titel konkurriert. Auch Thiem bezeichnet Zverev nur noch als sehr guten Kollegen. "Ich glaube, dass man auf der Tour nicht wirklich tiefe Freundschaften aufbauen kann", sagte Thiem ganz offen: "Ich habe meine besten Freunde zu Hause."

Treffen der neuen Tennisgeneration

Drei Jahre trennen die beiden, Zverev ist 21 und Thiem 24 Jahre alt, und sie sind die derzeit stärksten Talente der neuen Tennisgeneration. Vor zwei Jahren, als sie in der dritten Runde der French Open aufeinander trafen – direkt zuvor hatten sie schon im Halbfinale von München und im Endspiel von Nizza gegeneinander gespielt – da stand Thiem bereits in den Top Ten und Zverev war erst auf dem Weg nach oben.

Thiem war dem damals 19-Jährigen in seiner Entwicklung einen Schritt voraus. Doch der Österreicher ahnte bereits, dass sich die Kräfteverhältnisse bald zu seinen Ungunsten ändern könnten. "Ich befürchte für mich", sagte Thiem, "dass Sascha im nächsten Jahr körperlich den nächsten großen Schritt macht. Und dann wird es ganz ganz schwierig gegen ihn." Er sollte recht behalten.

Nun ist Zverev die Nummer drei der Welt, Thiem die Nummer acht. Und nachdem der gebürtige Hamburger in dieser Sandplatzsaison die Titel in München und beim Masters in Madrid (gegen Thiem) gewonnen und zudem bei den Masters-Turnieren in Rom und Monte Carlo das Endspiel beziehungsweise das Halbfinale erreicht hatte, scheint er Thiem inzwischen einen halben Schritt voraus zu sein.

"Wir sind beide gute Spieler auf diesem Belag, das ist keine Frage", sagte Zverev, "das Spiel vor zwei Jahren lässt sich nicht mehr so richtig vergleichen, wir haben uns beide verändert.“ Thiems Qualitäten sind ihm dennoch sehr bewusst. "Dominic ist einer der wenigen, der auch auf Sand gegen Nadal eine Chance hat. Es wird kein einfaches Match gegen ihn."

Der leichte Weg des Dominic Thiem

Zwei Jahre in Folge schaffte es Thiem bei den French Open ins Halbfinale, und zum zweiten Mal in Folge gelang ihm dabei im Vorfeld ein Sieg über Rafael Nadal (Viertelfinale in Madrid). Zudem eilte er bisher relativ problemlos durchs Turnier; gegen Kei Nishikori gelang Thiem im Achtelfinale phasenweise titelreifes Tennis.

Zverev dagegen kam "auf die harte Tour" ins Viertelfinale, wie er es nannte. Drei Mal in Folge drehte er einen 1:2-Satzrückstand noch in einen Fünfsatzerfolg. "Ich gewinne jetzt die schwierigen Matches", freute sich Zverev. Doch wie frisch er nach insgesamt zwölf harten Stunden auf dem Platz noch ist (Thiems Spielzeit beträgt nur neuneinhalb Stunden), scheint fraglich. Zverev hat volles Vertrauen in seinen Körper, in das tägliche, beinharte Krafttraining, das in ihm steckt. Doch Thiem wittert einen Vorteil für sich, sagt er jedenfalls.

"Das ist das Match, das sich alle in Österreich und Deutschland gewünscht haben. Aber ich hoffe, dass ich einen körperlichen Vorteil habe."

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