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Sport: Rosa ist wieder chic

Viele Jahre war der Giro d’Italia langweilig, doch jetzt streiten die Radprofis um jeden Meter

Mailand - Robbie McEwen hat hart gearbeitet. „Hier fahren wir wie bei der Tour de France“, sagt der australische Radprofi. Das war nicht immer so beim Giro d’Italia. Im Gegenteil, die Italien-Rundfahrt war zuletzt eine langweilige Veranstaltung. Im letzten Jahr beispielsweise deklassierte Alessandro Petacchi die Konkurrenz mit seinen neun Etappensiegen derart, dass selbst seine italienischen Fans kaum mehr hinschauen wollten.

Doch in diesem Jahr ist vieles anders beim Giro d’Italia. Bei der zweiten Etappe wurde der weltbeste Sprinter Petacchi von McEwen abgehängt und verpasste neben dem Etappensieg auch das begehrte Rosa Trikot des Gesamtführenden. Nach dem Rennen schäumte der ansonsten zurückhaltende Sprinter aus La Spezia vor Wut und sprach gar von einem Komplott.

Der Giro war in den letzten Jahren zu einer Art italienischer Meisterschaft ohne internationale sportliche Ausstrahlung verkommen. Doch in diesem Jahr sind alle Teams von dem Willen beseelt zu siegen. Als Katalysator der Siegesambitionen entpuppt sich das Punktsystem der in dieser Saison neu eingeführten Rennserie Pro Tour, in der die 29 wichtigsten Rennen zusammengefasst sind. Erik Zabel vom T-Mobile Team, das in den vergangenen Jahren den Giro mied und nun wie alle Spitzenteams zum Start verpflichtet ist, wirkte bei seiner ersten Giro-Teilnahme bisher eher lustlos. Doch damit stellt Zabel eine Ausnahme dar. Ein Beispiel für die neue Intensität beim Giro ist Paolo Bettini. Am Ziel der 4. Etappe drängte der kämpferische Toskaner den Australier Baden Cooke so ab, dass dieser spektakulär stürzte. Am nächsten Tag inszenierte er einen „selbstmörderischen Ausreißversuch“, wie der kurz vor dem Giro zurückgetretene Mario Cipollini sagte. Zusammen mit 21 weiteren Fahrern fuhr er über 170 Kilometer lang vor dem Hauptfeld, als stünde sein Leben auf dem Spiel. Der Vorsprung betrug zeitweise über 9 Minuten. Am Ende wurde Bettinis Ausreißergruppe jedoch wieder eingeholt, und er verlor das Rosa Trikot an den Etappensieger Danilo di Luca. Der 29–Jährige führt auch die Pro-Tour-Gesamtwertung an und macht sich jetzt Hoffnungen auf den Sieg beim Giro. In dieser Saison hat er bereits die Baskenland-Rundfahrt, das Amstel Gold Race sowie den „Fleche Wallonne“ gewonnen.

Vincenzo Delle Donne

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