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Sport: Roßkopf und Co. verlieren mit 1:4, und bei den Frauen hängt der Haussegen schief

Jan-Ove Waldner riss die Faust hoch. Jörg Roßkopf ging achselzuckend zur deutschen Bank zurück.

Jan-Ove Waldner riss die Faust hoch. Jörg Roßkopf ging achselzuckend zur deutschen Bank zurück. Nach zweieinhalb Stunden war alles vorbei, die deutsche Tischtennis-Nationalmannschaften der Herren hatte es wieder nicht geschafft, den Bann gegen Schweden zu brechen. In zwölf EM-Begegnungen gewann sie nur einmal - 1958. Seitdem gab es nur Niederlagen, im Zehn-Jahres-Rhythmus verlieren die Deutschen Endspiele der Europameisterschaften gegen die Skandinavier: 1980 in Bern, 1990 in Göteborg - und gestern in Bremen.

4:1 hieß es diesmal für die "alten Schweden". Jan-Ove Waldner, Jörgen Persson und Peter Karlsson besiegten Jörg Roßkopf, Steffen Fetzner, Timo Boll und Peter Franz. Waldner dominierte als überragender Spieler; welch ein Unterschied zu seinem Auftritt im Halbfinale gegen Polen, als Schweden mühevoll 4:3 gewann. "Heute habe ich wirklich gut gespielt", sagte Waldner. So ist er nun mal: Seine Klasse, die ihm schon zwei WM-Titel und den Olympiasieg 1992 einbrachte, ist nicht auf Knopfdruck abrufbar. Aber wenn sie da ist, ist er fast unschlagbar.

Die Deutschen grämten sich freilich nicht allzu sehr. "Unser Ziel war einfach eine Medaille", meinte Roßkopf. Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig sagte: "Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt und gegen die zwei besten Einzelspieler der 90er Jahre verloren. Aber wir haben ihnen einiges abverlangt. Wir haben in Europa einen Sprung von Platz fünf auf Platz zwei gemacht - und haben beste Zukunftsperspektiven."

Mittel- und langfristig, so vermutet auch Schwedens Trainer Ulf Carlsson, könnte die Zukunft wirklich den Deutschen gehören. "Sie haben im Moment die beste junge Generation in Europa." Mit dem 19-jährigen Timo Boll, der gegen Peter Karlsson den deutschen Ehrenpunkt holte, dem 21-jährigen Deutschen Meister Zoltan Fejer-Konnert und dem 20-jährigen, sehr ehrgeizigen Lars Hielscher stehen die Nachfolger von Roßkopf und Fetzner schon in den Startlöchern. In Schweden kommt hinter den inzwischen 34-jährigen Waldner und Persson wenig. Wobei zumindest Waldner noch nicht ans Aufhören denkt: "Warum auch - solange ich noch gewinnen kann und es mir noch Spass macht." Dennoch ist Schimmelpfennig Optimist: "Wir schlagen die schwedische Mannschaft noch, bevor die alle 40 sind."

Während die Herren also mit der Niederlage leben konnten, hat bei der deutschen Damenmannschaft der unerwartete Verlust des Endpiels gegen Ungarn am Dienstag Irritationen ausgelöst. Vor allem Nicole Struse, die im Einzel auf der Bank gesessen hatte, schoss scharf gegen Bundestrainer Martin Adomeit. Schließlich habe Deutschland fünf Spielerinnen unter den Top 12 in Europa - da müsse man sich Gedanken machen. "Aber der Trainer kann aus der Mannschaft nicht das Optimale herausholen." Was sie meint, war die konservative Aufstellung mit den beiden Abwehrspielerinnen Qianhong Gotsch und Jie Schoepp, mit der Adomeit ins Spiel ging. Die Ungarinnen sind bekannt dafür, gegen Defensivspielerinnen erfolgreich zu Werke zu gehen. Die Mannschaft dürfe zwar ihre Meinung sagen, was die Aufstellungen betrifft, aber "letzlich entscheidet der Trainer allein. Dabei kennen wir doch die Gegnerinnen besser", sagte Struse.

Der gescholtene Bundestrainer, dem schon bei der Mannschafts-WM im Februar in Kuala Lumpur Fehler vorgeworfen worden waren, wehrte sich: "Was im Finale passiert ist, war kein Aufstellungs-, sondern ein Form- und Fitnessproblem." Und dafür sei vor allem das extreme Programm verantwortlich, das die deutschen Damen in diesem Jahr schon absolviert hätten. "Die Ungarinnen haben dieses Teamfinale dagegen bewusst als Saisonhöhepunkt gewählt und waren auf die Minute topfit", so Adomeit.

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