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Sport: Rotes Ende

Ein umstrittener Platzverweis beschließt für Russland die EM vorzeitig

Als er zu später Stunde eine Dopingprobe abgeben sollte, erhielt Sergej Owtschinnikow unerwartete Unterstützung. Der Torwart der russischen FußballNationalmannschaft berichtet, dass sich bei dieser Gelegenheit einige portugiesische EM-Helfer bei ihm entschuldigt hätten. Für einen Fehler, den der norwegische Schiedsrichter Terje Hauge begangen hatte. Es dürfte für Owtschinnikow ein schwacher Trost gewesen sein.

In der 45. Minute hatte der russische Torwart eine umstrittene Rote Karte gesehen. „Der Ball sprang mir ans Bein und an die Brust“, berichtet Owtschinnikow, „mit den Händen habe ich ihn gar nicht berührt.“ Schiedsrichter Hauge bewertete die unglückliche Aktion gegen den heran stürmenden Portugiesen Pauleta jedoch fälschlicherweise als Handspiel außerhalb des Strafraums. Und zückte die Rote Karte. Für das russische Team war diese Entscheidung der Anfang vom Ende. In Unterzahl konnten sie die Führung der Portugiesen nicht mehr ausgleichen und mussten kurz vor Spielschluss auch noch das 0:2 hinnehmen. Damit sind die Russen als erste Mannschaft der Europameisterschaft ausgeschieden.

Der russische Trainer Georgi Jartsew wollte die umstrittene Entscheidung nicht bewerten. Dabei gewährte er einen ungewöhnlichen Einblick in die Praktiken des europäischen Fußballverbandes bei dieser Europameisterschaft. „Wir haben vorher ein Dokument unterschrieben, die Leistung des Schiedsrichters nicht zu kommentieren“, erzählte Jartsew. Während einige forderten, den Video-Beweis einzuführen, lehnte es der russische Trainer ab, den Unparteiischen zu kritisieren. Stattdessen nahm er alle Schuld auf sich. „Ich habe die Spieler ausgesucht, also habe ich dieses Spiel verloren“, sagte Jartsew. Die Ausmusterung des Spielmachers Alexander Mostowoi habe seinem Team nicht geschadet, sondern eher noch genützt, betonte der 56-Jährige.

Als Strafe für das frühe Ausscheiden ließen die Russen ihren Torhüter stehen und fuhren mit dem Mannschaftsbus ab, als Owtschinnikow noch in Interviews eifrig seine Unschuld beteuerte. Allerdings war in der zweiten Halbzeit kaum zu merken, dass die Russen mit nur zehn Spielern auskommen mussten. Auch in Unterzahl dominierten sie die zweiten 45 Minuten.

Jartsew betonte, dass der Respekt vor den weit gereisten russischen Fans, die Bedeutung des Spiels und der eigene Ehrgeiz es gebiete, am Sonntag im abschließenden Spiel gegen Griechenland noch einmal alles zu geben. Der Trainer versprach: „Wir werden nicht spazieren gehen.“ Tsp

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