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Sabine Lisicki: Fixiert aufs Wesentliche

Tennisprofi Sabine Lisicki erreicht bei den Australian Open die zweite Runde. hr enormer Ehrgeiz ist in jedem einzelnen ihrer Schläge spürbar. Und das unterscheidet Sabine Lisicki vom Gros ihrer Konkurrentinnen.

Sabine Lisicki lässt den Ball nie aus den Augen. So wird es in Tennislehrbüchern allgemein empfohlen, will man halbwegs erfolgreich spielen. Doch Sabine Lisicki tut mehr. Sie fixiert den Ball nicht weniger gierig als ein hungriges Raubtier sein Mittagessen. Ihr ganzer Körper lauert auf die gelbe Filzkugel, steht unter ständiger Anspannung, die sich in der Wucht ihrer Schläge entlädt. Ihr enormer Ehrgeiz ist in jedem einzelnen ihrer Schläge spürbar. Und das unterscheidet Sabine Lisicki vom Gros ihrer Konkurrentinnen. Auch die Kroatin Petra Martic bekam das in der ersten Runde der Australian Open deutlich zu spüren und unterlag ihr mit 1:6 und 4:6.

Unter dem grellen Flutlicht auf einem der Außenplätze des Melbourne Parks wusste die 19-jährige Martic am späten Dienstagabend gar nicht, wie ihr geschah, als rechts und links von ihr die Ballgeschosse einschlugen. Völlig überfordert wirkte die 82. der Rangliste im ersten Satz, den sie schnell abgab. Ein wenig fing sich Martic danach, auch, weil es Lisicki zu hastig anging und ihr dabei leichte Fehler unterliefen. Beim Stand von 4:4 knickte die Kroatin schließlich unter dem enormen Druck Lisickis ein, die ihren vierten Breakball mit einem Vorhandwinner verwandelte. „Die wichtigen Punkte habe ich gemacht und sehr gut gespielt. Das war ein toller Sieg, nach allem, was ich im letzten Jahr durchgemacht habe“, sagte Lisicki zufrieden.

In den vergangenen sechs Monaten hatten die 20-Jährige erst hartnäckige Schulterprobleme gehandicapt, bei den US Open zog sie sich eine Bänderdehnung zu und im Dezember plagte sie eine Lebensmittelvergiftung. „Das hat mich alles viel Kraft gekostet“, sagte Lisicki. Und nicht nur das. Es habe sie davon abgehalten, schon in der vergangenen Saison einen Platz unter den besten zwanzig Spielerinnen der Welt einzunehmen.

„Ich habe hart gearbeitet und bewiesen, dass ich jeden schlagen kann“, sagte Lisicki, die momentan auf Platz 24 notiert ist, selbstbewusst. Genau zwei Jahre ist es her, dass sie an gleicher Stelle als weitgehend unbekannte Qualifikantin in Runde zwei der Australian Open einzog und danach sofort kess bekundete: „Ich will die Nummer eins werden.“ Gemeinsam mit ihren Eltern, die sie coachen, betreuen und beraten, und ihrem amerikanischen Management wurde dafür ein Plan für das Nahziel 2010 – den Einzug in die Top 20 – erstellt. Dieser schließt für das ambitionierte Punktesammeln zumindest vorerst ihre Teilnahme am Fed-Cup aus. „Das war eine schwere Entscheidung, aber es passt jetzt nicht in meine Turnierplanung“, sagte Lisicki. Ihre Teamkolleginnen und auch Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner zeigten sich von der Absage überrascht. „Es ist sehr schade, das schwächt uns“, bedauerte Andrea Petkovic, die im Duell mit Tschechien nun die deutsche Nummer eins sein wird. Aber: „Ich kann das ein bisschen verstehen. Sie will in die Top Ten und denkt, dass der Egoismus jetzt gerechtfertigt ist.“

Zumal Lisickis Eltern aus Polen stammen und sie selbst sich als eifrige Schülerin des Bollettieri-Camps in Florida ohnehin schon mehr als Amerikanerin denn als Berlinerin fühlt. Lisicki beteuerte, sie wolle künftig wieder im Fed-Cup antreten, wenn es ihr Terminplan zulasse. Dennoch nimmt sie in Kauf, dass ihre Sonderstellung unter den deutschen Tennisspielerinnen gänzlich zu einer Außenseiterrolle wird. Aber Lisicki sieht sich ohnehin bereits der Weltelite der Tennisprofis zugehörig: „Die Topspielerinnen sind nicht so oft verletzt, sonst unterscheidet uns nichts.“ In Melbourne könnte sie schon bald den Beweis antreten. Wenn sie ihre nächste Gegnerin Alberta Brianti aus Italien schlagen sollte, wartet in der dritten Runde vermutlich Serena Williams, die Weltranglistenerste.

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