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Sport: Sanfter Sünder

Wie verschafft sich ein Aufsteiger Respekt? Ganz einfach, werden manche sagen: durch Zweikampfhärte.

Von Karsten Doneck, dpa

Wie verschafft sich ein Aufsteiger Respekt? Ganz einfach, werden manche sagen: durch Zweikampfhärte. Da wird gegrätscht, nach gegnerischen Trikots gegrapscht, notfalls im Zweikampf auch mal der Ellenbogen ausgefahren. Und die Schiedsrichter kommen mit dem Zücken ihrer Karten gar nicht schnell genug nach.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Der 1. FC Union ist Aufsteiger. Die Mannschaft wehrt sich für einen Emporkömmling ganz beachtlich - und das (fast) nur auf anständige Art. Eine Statistik der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zeigt, dass Union nach 25 Spieltagen die fairste Mannschaft der Zweiten Fußball-Bundesliga ist. Mit weitem Abstand folgen Hannover 96, Greuther Fürth und Unterhaching. Für Steffen Menze, den Kapitän, stellt dieser Tatbestand keine Überraschung dar. "Bei Union wurde schon immer versucht, mehr das Spielerische in den Vordergrund zu stellen", sagt Menze und beschreibt das Innenleben des aktuellen Kaders: "Wir haben ein relativ diszipliniertes Auftreten, lassen uns nicht so schnell provozieren, meckern auch nicht groß rum."

Gerade 35-mal wurden bisher von den Schiedsrichtern Gelbe Karten gegen Union-Profis gezückt. In Unterzahl musste die Mannschaft noch kein Punktspiel beenden. Erst ein Spieler musste im bisherigen Saisonverlauf wegen fünf Gelber Karten einmal aussetzen: Daniel Ernemann. Der schlaksige Verteidiger gilt trotz seines Strafregisters als eine Art "sanfter Sünder". Immerhin handelte sich Ernemann als einziger Union-Spieler in einem Pflichtspiel in dieser Saison schon mal eine Rote Karte ein, und zwar beim 1:2 gegen RW Oberhausen im DFB-Pokal. Sein Vergehen indes entbehrte jeglicher Brutalität, war harmlos, beinahe lachhaft, nur eben regelwidrig: Ernemann hatte eine Flanke von Sascha Rösler im Strafraum im Stile eines Volleyballers mit der Hand abgewehrt.

Dass Union so besonnen und fair zu Werke geht, dafür sorgt auch Georgi Wassilew, der Trainer. Nicht umsonst hat der aus Bulgarien seinen Spitznamen "Der General" mitgebracht. "Man weiß ja, welche Ausstrahlung unser Trainer hat", sagt Menze, und da klingt bei ihm dann auch eine gewisse Ehrfurcht durch.

Die Frage bleibt, ob der 1. FC Union, der heute (15 Uhr) bei der Frankfurter Eintracht für eine weitere Verbesserung der Situation im Aufstiegskampf sorgen will, nicht noch besser dastehen würde, wenn sich die Mannschaft durch körperbetontes, robustes, giftiges - mithin also etwas bösartigeres - Auftreten auch mal richtig Respekt beim Kontrahenten verschaffen würde. "Erfolg und Fairness - das eine schließt das andere doch nicht aus", kontert Steffen Menze da. Seine einzige Einschränkung: "Als fairste Mannschaft dann am Ende abzusteigen, das geht natürlich auch nicht." Doch Abstiegsängste sind dem 1. FC Union ja längst fremd geworden.

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