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Sport: Schalke bekam "Klatsche": "Meister werden eh die Bayern"

Das Cottbuser Publikum kennt seine Pappenheimer genau. Wenn sich zum Beispiel der Kahlkopf mit der Trikotnummer 24 den Ball zum Freistoß zurechtlegt, dann macht sich auf den Rängen des Stadions der Freundschaft schnell Vorfreude breit.

Von Karsten Doneck, dpa

Das Cottbuser Publikum kennt seine Pappenheimer genau. Wenn sich zum Beispiel der Kahlkopf mit der Trikotnummer 24 den Ball zum Freistoß zurechtlegt, dann macht sich auf den Rängen des Stadions der Freundschaft schnell Vorfreude breit. Vasile Miriuta enttäuscht die hohen Erwartungen selten. Seine Freistöße sind wahre Präzisionswerke. Diese Erfahrung machte gestern auch der FC Schalke 04. Da zirkelte der Rumäne einen Freistoß aus rund 20 Metern über Freund und Feind hinweg, der finale Rettungsversuch von Schalkes Oliver Reck wirkte eher wie ein Musterbeipiel für die Hilflosigkeit von Torhütern - und schon stand es 1:0 für Energie Cottbus. Miriutas Tor nach nur 46 Sekunden Spieldauer leitete gleich mehrere Superlative ein. "Das war unser bestes Spiel in der Bundesliga", befand Stürmer Sebastian Helbig. Und dabei sprang dann auch noch der höchste Sieg im Oberhaus heraus: Sensationell deutlich mit 4:1 (2:0) bezwang der Aufsteiger den bisherigen Tabellenführer, und Schalkes Abwehrspieler Markus Happe befand: "Das war für uns mehr als eine Niederlage, das war ja schon eine richtige Klatsche."

Diese Klatsche handelte sich die Schalker Mannschaft hochverdient ein. Geschockt durch das frühe Gegentor von Miriuta fanden die Gäste keine Linie, kickten ohne Mumm und reichlich bieder ihren Stiefel runter. Die Quittung kam prompt. Helbig schaffte für die weitaus engagierteren Cottbuser noch vor der Pause die 2:0-Führung. Als Ebbe Sand, der beim 3:0-Sieg der Schalker im Hinspiel alle drei Tore erzielt hatte, diesmal aber zumeist von Christian Beeck messerscharf bewacht wurde, auf 1:2 verkürzte, schien der Bundesliga-Neuling leicht ins Wanken zu geraten. "Da habe ich einen Schrecken gekriegt", gestand Energie-Trainer Eduard Geyer. Kurz vor der Winterpause hatte seine Mannschaft gegen 1860 München schon mal eine frühe 2:0-Führung aus der Hand gegeben und noch 2:3 verloren.

Doch derlei Schicksal wiederholt sich im Fußball nur bedingt. Zumal Schalke dem Gegner auf die Sprünge half. Jörg Böhme, von den Cottbuser Fans frühzeitig für ein Nullachtfuffzehn-Foul frühzeitig als Buhmann auserwählt, fuhr abseits des Balles in Höhe der Mittellinie gegen Beeck den Ellenbogen aus. Folge: die Rote Karte. "Das war sicher die entscheidende Szene", meinte Schalkes Trainer Huub Stevens. Zehn um den Ausgleich bemühte Schalker wurden klassisch ausgekontert. Kobylanski und Labak erzielten die weiteren Tore für Cottbus, und Eduard Geyer fand nur noch einen Grund zum Klagen: "Wir hätten bei unseren Chancen vielleicht sogar noch das ein oder andere Tor mehr machen können."

Schalke musste auf die verletzten Andreas Möller und Tomasz Waldoch verzichten. Huub Stevens ließ das nicht als Ausrede gelten: "Wir haben 29 Mann im Kader. Und es lag nicht an drei oder an fünf Spielern, dass wir verloren haben, sondern an allen elf." Besonders desolat war die Verfassung von Torwart Reck. Schalkes Schwäche zeitigt Folgen im Tabellenbild der Bundesliga: Die Führung ist der Verein vorerst los. Wehklagen darüber, gar Trauer? Nein. Huub Stevens sagte: "Für mich ist das nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass wir nach 34 Spielen unter den ersten Sechs stehen." Und Rudi Aussauer, der Manager der Schalker, stellte zwischen zwei tiefen Zügen an seiner Zigarre fest: "Meister werden ja eh die Bayern." Das war ein bisschen schelmisch gemeint. klang da nach dem 1:4-Desaster auch sehr viel Bitterkeit durch.

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