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Sport: Scharfe Kurven

Die Formel-1-Strecke in Schanghai hat ungeahnte Tücken – Michael Schumacher bekam sie zu spüren

Ob Bahrein, Malaysia oder der umgebaute Hockenheimring: So modern, sicher und großräumig die Kurse des deutschen Formel-1-Architekten Hermann Tilke auch sein mögen, immer gibt es Kritiker. Als gleichförmig wurden sie bezeichnet, als fahrerisch nicht selektiv. In Schanghai ist das anders. „Tilke hat etwas wirklich Anderes geschaffen“, sagt Ralf Schumacher, BMW-Williams Pilot, „sehr interessant, sehr anspruchsvoll.“ Schumacher gefällt besonders, dass der Kurs „sehr schwierig, trotzdem aber nicht gefährlich ist“. Auch Jacques Villeneuve, den Peter Sauber überraschend zu einem Comeback in die Formel 1 überreden konnte, mag die neue Strecke: „Schnelle Kurven, langsame Kurven, wirklich nicht einfach. Aber wenn man einen guten Rhythmus findet, ist es ein sehr flüssiger Kurs“, sagte der Renault-Pilot. Sieben Rechts- und sieben Linkskurven sind es insgesamt – nach der Zählweise von BMW-Williams. Aufgrund von leichten Schwüngen und Kurvenkombinationen gibt es bei den Teams unterschiedliche Auffassungen, was als Kurve zu werten ist.

Einig sind sich alle darüber, was den Kurs von Schanghai von den anderen Formel-1-Strecken unterscheidet: Zwei extrem lang gezogene Kurven, die den Fahrern höchste Konzentration abverlangen. Die erste dieser beiden Kurven wurde Michael Schumacher im Qualifying zum Verhängnis. Der Ferrari des Weltmeisters drehte sich. Ergebnis: Der schlechteste Startplatz in Schumachers Karriere, Rang 17. „Ich kann mir nicht erklären, was da passiert ist“, sagte er. Allerdings könne man beim Einfahren in die erste Kurve sehr lange nicht ihr Ende sehen, erklärte Schumacher. Das sei ungewohnt und neu für ihn. „In dieser Kurve ist es schwierig, auf der Ideallinie zu bleiben“, sagte der österreichische Jaguar-Pilot Christian Klien. „Als die Kurve anfangs dreckig war, fehlte jeglicher Grip. Erst im Laufe der Zeit wurde es besser.“

Das Besondere an der Kurve ist: Sie ist leicht überhöht und am Eingang schnell. Man fährt im vierten Gang hinein, muss dann aber bis in den ersten zurückschalten. Die Kurve „macht zu“, wie es in der Formel-1-Sprache heißt; sie wird in ihrem Verlauf immer enger.

Der Trainingsschnellste Rubens Barrichello war „richtig geschockt“ von Schumachers Fehler. „So etwas passiert ihm wirklich nicht oft.“ Der Brasilianer hält den Kurs vor allem deshalb für eine interessante Strecke, „weil es einige Stellen gibt, an denen man verschiedene Linien wählen kann.“ Man könne aber auch schnell Fehler machen. Zum Beispiel ausgangs der ersten in die zweite Kurve sei es schwierig, sich für eine Linie zu entscheiden. Und dann ist da noch die zweite Schlüsselstelle, ebenfalls eine sehr lang gezogene Rechtskurve, die auf die fast 1,5 Kilometer lange Gerade führt. Im Gegensatz zur ersten ist sie so angelegt, dass sie aufmacht, man also beim Durchfahren immer schneller wird. „Da muss man optimal rauskommen, um den Schwung auf die Gerade mitzunehmen. Das ist mir im Qualifying nicht hundertprozentig gelungen, da habe ich wohl ein Zehntel verloren“, glaubte McLaren-Mercedes Pilot Kimi Räikkönen, Zweiter in der Startaufstellung.

Architekt Hermann Tilke, der als Gaststarter im Prominentenrennen seine eigene Strecke in der Praxis ausprobieren konnte, freute sich über das ereignisreiche Qualifying: „Ich habe den Fahrern absichtlich schwierige Aufgaben gebaut, die Fehler provozieren.“ In der Formel 1 ist das mittlerweile fast die einzige Möglichkeit, für wirklich spannende Rennszenen zu sorgen.

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