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Sport: Schilys Querpass

Auch die Fifa will die WM 2006 in Berlin eröffnen

Berlin – Eine große Party hat sich André Heller ausgedacht, und alle sollen am 8. Juni 2006 auf Einladung des österreichischen Künstlers ins Berliner Olympiastadion kommen: Mit Sänger Herbert Grönemeyer wird schon verhandelt, der Musikkurator Brian Eno stellt das restliche Programm zusammen, und der weltbekannte Bühnenbildner Mark Fisher will einen bunten Rahmen schaffen. Sie alle sollen zum Auftakt der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 die Welt in Deutschland begrüßen. So ist es geplant. „Und so wird es auch definitiv kommen“, sagt Gabriele Kautz, die Sprecherin von Sportminister Otto Schily (SPD).

Als Veranstalter des Berliner Festes, das am Vortag des Eröffnungsspiels in München stattfindet, tritt bislang die Bundesregierung auf. Die Opposition befürchtet deshalb eine verdeckte Werbeshow für Rot-Grün kurz vor der Bundestagswahl 2006. Seit einigen Tagen aber ist sich CDU-Politiker Klaus Riegert sicher: „Otto Schilys WM-Fete ist geplatzt.“ Hintergrund sind unter Sportfunktionären und Politikern kursierende Gerüchte, der Fußball-Weltverband Fifa wolle die Eröffnungsfeier in Berlin veranstalten. Aus höchsten DFB-Kreisen heißt es dazu: „Es ist denkbar, dass die Fifa das macht.“ Der Verband selbst bestätigt Verhandlungen. „Alles ist noch im Fluss“, sagt Fifa-Sprecher Andreas Herren, der ein Ergebnis für die nächsten Wochen ankündigt.

Das Fest soll 22 Millionen Euro kosten. Das Geld ist bereits im Bundeshaushalt 2005 und 2006 eingeplant, der derzeit im Parlament beraten wird. Zur Finanzierung wurde eine Münze aufgelegt – eine goldene 100-Euro-Münze mit dem Bild eines Fußballstadions. „Wenn die Fifa tatsächlich Veranstalter der Feier wird, hat das Folgen für die Finanzierung“, sagte der Sportexperte der Grünen, Winfried Hermann, am Dienstag dem Tagesspiegel. Dann nämlich müsste sich die Fifa an den Kosten beteiligen. Bereits verplante öffentliche Mittel wären wieder frei.

Politiker verschiedener Parteien haben schon Ideen entwickelt, wie man das Geld ausgeben könnte. Die Grünen wünschen sich eine Verwendung für internationale Sportprojekte, die Union für Dopingbekämpfung und den Behindertensport. Bei der heutigen Sitzung des Sportausschusses im Bundestag sollen die geplanten WM-Ausgaben beraten, aber nicht verabschiedet werden. „Wir haben da noch einige Fragen“, sagt Winfried Hermann.

Einen offiziell definierten Verwendungszweck für die Einnahmen aus der WM-Münze gibt es nicht. „Das ist bei keiner Sondermünze der Fall“, heißt es aus dem Finanzministerium. Trotzdem hatte es innerhalb der Regierung nie Zweifel gegeben, dass die Einnahmen der Berliner Feier zufließen sollen. Wenn die nun aber von der Fifa veranstaltet wird, könnte das die Finanzplanung ändern. Auch die Sponsoren der Fifa würden zur Eröffnung im Olympiastadion präsent sein, die Logen würden vom Fußball- Weltverband vermarktet.

Das Interesse von Fifa-Präsident Joseph Blatter an der prestigeträchtigen Feier mit internationalen Künstlern ist offenbar groß. „Die Auftaktveranstaltung in Berlin findet auf jeden Fall statt“, sagt Andreas Herren von der Fifa. „Das Fest ist neben den 64 Spielen die 65. WM-Veranstaltung.“ Und alle sollen kommen.

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