zum Hauptinhalt

Sport: Schlau fährt am schnellsten

Radprofi Tom Boonen sprintet zum Weltmeistertitel – Erik Zabel ohne Chance

Der neue Star des Radsports ist seit gestern auch Weltmeister: Tom Boonen gewann nach zwei Etappen bei der Tour de France und den Frühjahrsklassikern Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix gestern auch das Regenbogentrikot des Weltmeisters. Der 24 Jahre alte belgische Beau und Mädchenschwarm sprintete vor dem Estadio Santiago Bernabeu in Madrid auf der Zielgeraden schneller als alle Konkurrenten. Aus dritter Position zog er mit unwiderstehlichem Antritt an dem Spanier Alejandro Valverde und dem Franzosen Anthony Geslin vorbei und siegte mit einer Radlänge Vorsprung vor Valverde. Nach 273 Kilometern war ein abwechslungsreiches und spannendes Rennen entschieden.

Als sich vor der letzten Runde zehn Fahrer, unter ihnen Paolo Bettini und Valverde, vom Feld absetzten, hat Boonen sich gesagt: „Habe Geduld. Bleib ruhig. Die kommen zurück.“ Valverde eröffnete 300 Meter vor dem Zielstrich den Endspurt. Dies war das Signal für Boonen, „voll loszutreten und zu gewinnen“. Valverde hatte angekündigt, auf diesem Kurs werde der Schlaueste siegen, und er sei nicht dumm. Boonen aber war gestern schlauer und stärker.

Auch ein deutsches Trikot war im Endspurt der Spitzengruppe von 23 Fahrern zu sehen. Doch es war nicht wie erwartet das von Erik Zabel, sondern Andreas Kliers Trikot, der schließlich als Achter über die Ziellinie fuhr. Zabel, Vize-Weltmeister des Vorjahres und einer der Favoriten in einem Massensprint, kam 25 Sekunden später im Hauptfeld als 29. ins Ziel. „Natürlich bin ich enttäuscht. Ich bin ein gutes Rennen gefahren, habe aber nur auf Petacchi geschaut und nicht auf Boonen“, sagte der deutsche Kapitän. Titelfavorit Alessandro Petacchi, der 35. wurde, und seine italienischen Landsleute waren die großen Verlierer dieses Rennens, obwohl Olympiasieger Bettini auf den drei letzten der 13 Runden der aktivste Angreifer war.

Mit einem spöttischen Seitenhieb auf Petacchi und einem breiten Grinsen sagte Boonen: „Die Weltmeisterschaft zu gewinnen ist eben wichtiger als vier Etappen bei der Vuelta.“ Bei der Spanien-Rundfahrt hatte sich Tom Boonen aus den Sprints herausgehalten und war vor den schweren Bergetappen nach Hause gefahren.

Hartmut Scherzer[Madrid]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false