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Sport: Schnee schippen für den Rekord

Sprinter Tobias Unger gewinnt bei Hallen-DM

Die Ehrenrunde im Sindelfinger Glaspalast lief er in falscher Richtung. Doch ansonsten läuft alles in guten Bahnen für Tobias Unger. Der 25 Jahre alte Sprinter aus Kornwestheim gewann bei den deutschen Hallenmeisterschaften innerhalb von 30 Minuten zwei Titel. Zunächst siegte er gestern in einem Fotofinish über 60 Meter, dann wurde er über 200 Meter seiner Favoritenrolle gerecht. Mit 20,56 Sekunden stellte Unger einen deutschen Hallenrekord auf. 21 Jahre hatte die alte Bestmarke des Leverkuseners Ralf Lübke gehalten, der 1984 in Stuttgart 20,57 gesprintet war.

„Die 60 Meter sind immer ein knappes Rennen, das war vorher klar“, sagte Tobias Unger, nachdem er Marc Blume um eine Hundertstelsekunde Vorsprung geschlagen hatte. „Dieses Finale war eine gute Ablenkung vor dem 200-m-Rennen, das hat noch einmal für den nötigen Adrenalinschub gesorgt.“ Souverän siegte er dann eine halbe Stunde später über die längere Distanz und erreichte auch sein Rekordziel. „Ich bin jetzt deutscher Rekordhalter – das ist wichtig für mich. Es ist mir egal, wie lange der Rekord hält. Selbst wenn morgen jemand käme und ihn brechen würde“, sagte Tobias Unger.

Im vergangenen Jahr lief Unger in die internationale Spitze hinein. Zunächst gewann er bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Budapest Bronze über 200 Meter, dann erreichte er über in Athen sogar das olympische Finale. Dort wurde er Siebter, nachdem er sich zuvor auf erstklassige 20,30 Sekunden gesteigert hatte. Damit fehlen ihm auf der 400-m-Bahn nur sieben Hundertstelsekunden zum deutschen Rekord von Frank Emmelmann. Doch daran denkt Unger noch nicht.

Das nächste große Ziel ist der Endlauf bei der Hallen-EM in Madrid, die am Freitag nächster Woche beginnt. „Um Zeiten geht es mir dort nicht“, sagt Unger. „Wenn ich 20,70 Sekunden laufe und eine Medaille gewinne, wäre das gut. Wenn ich 20,50 erreiche und eine Medaille verpasse, wäre es schlecht.“

Zunächst darf er sich aber an seinem Hallen-Rekord erfreuen. Dieser gewinnt noch mehr an Wert, wenn man weiß, dass die Trainingsbedingungen für den Sprinter im Winter selten optimal sind. In der Nähe von Stuttgart wohnend, steht ihm in der Umgebung keine Hallen-Rundbahn zur Verfügung. „Die nächste wäre in Mannheim. Doch täglich dorthin zu fahren, würde zu viel Zeit kosten“, erklärt Tobias Unger. Dreimal hat er in dieser Saison erst in einer Halle trainiert, um sich an die engen Kurven der 200-m-Bahn zu gewöhnen. Das tägliche Training findet draußen statt. Manchmal müssen Unger und sein Trainer Michael Corucle Schnee schippen, um die Bahn freizumachen. „Dieses Jahr ist es besonders schlimm.“ Im nächsten Winter muss er möglicherweise nicht nur eine 200-m-Bahn sondern eine komplette Runde vom Schnee befreien. Im Sommer plant Tobias Unger sein 400-m-Debüt.

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