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Sport: Schneller mit Fischöl

Kostelic gewinnt trotz Knieproblemen die WM-Abfahrt – Gerg wird nur Achte

Berlin/Bormio Drastisch wurde Hilde Gerg erst ganz am Ende. Davor hatte sie noch Hoffnung. Eine zeitlang jedenfalls. Gut, die Goldmedaille war weg, ärgerlich natürlich, aber Bronze bei der WM-Abfahrt in Bormio, ihrem letzten, ihrem 20. WM-Einzelrennen, das war ja auch noch etwas. Hilde Gerg aus Lenggries lag auf Platz drei zu dieser Zeit, und sie würde es auch bleiben. So lautete die Hoffnung. Am Ende war sie Achte. So lautete die Realität. Und da wurde die Olympiasiegerin Gerg drastisch: „Es ist auf Deutsch gesagt: scheiße. Ich ärgere mich, dass es nichts mit einer Medaille geworden ist. ich weiß aber auch nicht, wo ich die Zeit auf Janica Kostelic verloren habe.“ Diese genau 1,42 Sekunden, die Gerg hinter der Kroatin lag. Kostelic hatte gestern ihren zweiten WM-Titel in Bormio gewonnen. Die Kombination hatte sie auch schon mit Gold beendet.

Aber die 23-Jährige musste wirklich alles geben, um einen Außenseitersieg zu verhindern. Minutenlang hatten sich schon die Fotografen und diverse Journalisten auf Elena Fanchini aus Italien konzentriert. Die ist gerade mal 18 Jahre alt, sie hat die Junioren-WM im Super-G gewonnen, aber sonst war sie eigentlich ein Niemand in diesem Feld. Bis sie gestern mit der Nummer acht den Lauf ihres jungen Lebens absolvierte. Lange Zeit lag sie auf Platz eins. Auch Renate Götschl, die Star-Abfahrerin aus Österreich, war langsamer. Bis dann endlich noch Janica Kostelic kam. Und Gold holte. Vor Fanchini. Vor Görtschl. Und natürlich klar vor Petra Haltmayr aus Rettenberg. Die landete auf Platz 18.

Formal betrachtet ist der Erfolg von Kostelic selbstverständlich kein Außenseitersieg. Sicher, Kostelic hat noch nie eine Weltcup-Abfahrt gewonnen, aber was sagt das schon? In Cortina d’Ampezzo wurde sie Zweite, und in Bormio hat sie schon in der Kombination die Abfahrt gewonnen. Es war also bloß eine Frage der Zeit, bis sie auch eine Spezial-Abfahrt dominieren würde. Außerdem ist sie eine der perfektesten Skifahrerinnen der Welt.

Aber wenn man mal die Statistiken wegschiebt, wenn man sich mal auf den Menschen Kostelic konzentriert, dann ist dieser Erfolg unverändert ein ungewöhnlicher Triumph. Denn Janica Kostelic fährt überhaupt wieder Ski – für manche gilt das immer noch als Wunder. Für einen Arzt in einer Basler Klinik vermutlich auch. Der hatte Janica Kostelic 1999 auf dem OP-Tisch. Die Patientin Kostelic war nach einem fürchterlichen Sturz bei der Weltcup-Abfahrt von St. Moritz eingeliefert worden. Der Arzt gab später zu Protokoll: So ein zerstörtes Knie habe ich überhaupt noch nie gesehen. Dieses Knie ist inzwischen ein Dutzend Mal operiert worden. Es gibt Leute, die wären froh, wenn sie danach wenigstens mit einer Krücke durchs Leben humpeln dürften und nicht über ein steifes Bein klagen müssten. Janica Kostelic aber gewann zwei Jahre nach ihrem Sturz den Slalom-Weltcup und den Gesamt-Weltcup. Bei den Olympischen Spielen griff sie dann drei Gold- und eine Silbermedaille ab. Nur in der Spezialabfahrt ging sie leer aus. Die Abfahrt war die einzige Disziplin, in der sie nie ganz oben stand. Aber es war nur eine Frage der Zeit. „Warum soll sie die WM-Abfahrt nicht gewinnen?“, hatte ihr Vater und Trainer Ante Kostelic deshalb vor dem Start gesagt.

Es gab keinen wirklich Grund. Höchstens das Knie hätte schmerzen können, so etwas ist immer drin. Aber Janica Kostelic hatte es besonders behandelt vor der WM. Mit einer Spritzenkur mit Fischöl. fmb

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